5 Fragen an The Streets


Mike Skinner über verlogene Tierschützer, sein allerletztes Album, 180-Grad-Wendungen, Downloads und die Rettung der Erde.

1 Angeblich handelt es sich bei everything is borrowed um das vorletzte Streets-Album. Warum ziehst du demnächst einen Schlussstrich?

Ich habe das zuerst in meinem Blog erwähnt, und plötzlich ist davon in allen möglichen Magazinen zu lesen. Ich hatte wirklich nicht vor, große Aufregung zu verursachen. Aber ich sehe es so, dass sich The Streets nach fünf Alben „vollständig“ anfühlen werden. Zudem muss man feststellen, dass CDs doch mittlerweile in die Antiquitätenhandlung gehören. Es hat keinen Zweck mehr, sich groß Gedanken über Verpackung und Artwork zu machen, was mir immer sehr wichtig war. Ich werde nicht mehr bei einem Major-Label unterschreiben und mich vielleicht nur noch auf Downloads konzentrieren. Das ist keine neue Idee, ich weiß, aber ich kann nun einmal nicht früher aus meinem Deal mit Warner raus. Ich würde gerne, aber es geht nicht.

2 Schweben dir ein neuer Name und ein neues Konzept vor?

In der Tat. Was die Namensgebung betrifft, ist es noch zu früh, dazu etwas zu sagen. Klar ist nur, dass ich nicht mehr so große Lust auf Alben habe. Mal ehrlich: In der Mehrheit der Fälle langweilen wir den Hörer mit Alben doch nur. Wir sind damit viel zu großtuerisch. Ich möchte lieber einzelne Songs veröffentlichen und dadurch schneller sein, was den Output betrifft. Gleichzeitig sage ich aber, dass ich in Sachen The Streets jetzt nicht nur noch ein Pflichtprogramm abspule. Ich freue mich schon auf die Aufnahmen zum nächsten Album, denn da will ich mal etwas ganz Anderes probieren und Musik mit Science-Fiction-Charakter machen.

3 Wie bist du darauf gekommen, dich diesmal besonders mit der Umwelt und Mutter Erde zu beschäftigen?

Die Leute fragen sich: Was für ein Typ ist denn dieser Skinner eigentlich? Ein Sänger, ein Rapper, ein Redner? Alles falsch. Ich bin ein Denker. Ich mache mir ständig einen Kopfüber alles Mögliche. Während der Entstehung des neuen Albums bin ich öfter zu dem Schluss gekommen, dass wir als Menschen langsam auf unser Ende zugehen. Wahrscheinlich wird es ein furchtbarer Unfall sein, der uns alle auslöscht. Vor Kurzem wurde berichtet, dass wir ungefähr 20 Jahre Zeit haben, um die Erde zu retten. Wie könnte man so eine Meldung mit so fundamentalen Folgen für uns alle als Texter sang und klanglos an sich vorüberziehen lassen? Songs müssen relevant sein und den Leuten jetzt im Jahr 2008 etwas sagen. Ich habe versucht, das hinzubekommen.

4 Aber warum machst du im Vergleich zu THE HARDEST WAY TO AN EASY LIVING gleich eine 180-Grad-Drehung, was das Thema angeht?

Ich mache das immer. Das letzte Album war auch eine Reaktion auf das davor, nur bin ich da wohl übers Ziel hinausgeschossen. Ich habe den Menschen Heuchlerei vorgeworfen, von Konflikten und Versuchungen erzählt und dabei offenbar zu negativ gewirkt. Das nehmen dir die Leute übel, weil sie nette Songs wollen, die sie unterhalten. Düstere und unangenehme Inhalte schrecken nur ab. Ich denke, es gibt auch so was wie unausgesprochene Anstandsregeln im Pop. Zum Beispiel die, Hörer nicht bis auf Blut zu reizen. Beim neuen Album halte ich mich wieder daran.

5 Dein Name taucht in Zusammenhang mit einer Kampagne der Tierschutzorganisation PETA2 auf, bei der es um artgerechte Hühnerhaltung geht. Was hat dich dazu bewegt, das zu unterstützen?

Gar nichts. Das ist alles erlogen. Die haben meine Unterschrift gefälscht und den Aufruf an die Zeitungen geschickt. Ich will nicht sagen, dass ich ihnen inhaltlich nicht zustimme, aber grundsätzlich halte ich mich aus solchen Geschichten lieber raus. Es hat immer was Pompöses und Aufgesetztes, wenn Künstler den Tierschutzversteher spielen. Sie schmücken sich doch bloß aus Imagegründen damit und wollen wie die großen Wohltäter dastehen, aber im Grunde steckt nichts dahinter. Ich habe mich von der ganzen Angelegenheit nicht weiter irritieren lassen und nichts dazu gesagt. Ich habe ja keinen Schaden davon.

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