8 Dinge, die wir beim Wu-Tang Clan in Berlin gelernt haben


Was hat eine der erfolgreichsten Rap-Crews der Geschichte eigentlich heutzutage noch zu bieten? Wir waren beim Konzert des Wu-Tang Clan in Berlin und haben uns das mal genauer angeschaut.

Der Wu-Tang Clan tourt durch Europa, die Aufregung ist groß. Immerhin haben RZA & Co. mit ihrem jüngsten Werk A BETTER TOMORROW bewiesen, dass sie nichts verlernt haben. Klar, so bahnbrechend wie einst ENTER THE WU-TANG ist da nichts mehr, aber man kann sich doch zumindest guten Gewissens Tickets für die aktuelle Tour kaufen. Eigentlich. Denn selbst als wohlwollender und motivierter Fan kann man sich während der einstündigen „Performance“ der Crew nur eins fragen: Was zur Hölle läuft bei denen eigentlich schief? Wir haben uns das mal genauer angeschaut.

8 Dinge, die wir beim Wu-Tang Clan in Berlin gelernt haben

1. Wer pünktlich ist, hat schon verloren.

Na klar, wenn Punk-Diva Brody Dalle oder Indie-Rüpel Pete Doherty stundenlang auf sich warten lassen können, dann kann das der Clan auch. Verspätungen sind chic, sie sind hip. Wer etwas auf sich hält, der kommt zu spät. Das kennt man ja von jeder Party. Und eigentlich bedeutet das auch nur, dass man mehr Zeit hat, sich auf den Auftritt zu freuen.

2. Guter Sound wird überbewertet.

Nicht ganz ohne Stolz aller Beteiligten wurde die Show von der Columbiahalle in die Arena Treptow hochverlegt. Doch größer ist nicht immer besser. Die Arena ist nicht gerade für ihren herausragenden Sound bekannt und das rächt sich auch an diesem Abend. Mehr als ein druckloser Bass wabert kaum aus den Boxen und der verliert sich dann noch in dicken Weed-Wolken. Die Stimmen der MCs hallen in den endlosen Weiten der Arena teils unerträglich wider – da kann man vor lauter Sound-Matsch schonmal den einen oder anderen Singalong verpassen.

3. Man muss halt nehmen, was man kriegen kann.

So ein Clan ist ganz schön groß. Da kann man natürlich nicht erwarten, dass alle sich gut verstehen, geschweige denn auch noch zusammen auf Tour gehen. Na gut, dass ausgerechnet Method Man, Raekwon und RZA – also die Speerspitze der Crew – derzeit durch Abwesenheit glänzen, könnte man schon als ärgerlich bezeichnen. Aber man kann ja auch bei einer Fußballmannschaft nicht erwarten, dass der Kapitän bei jedem wichtigen Spiel dabei ist. Wobei, Moment mal…

4. Wer das „Wu“ nicht ehrt, ist des „Tang“ nicht wert.

Ghostface Killah & Co. beweisen: Der richtige Name ist schonmal die halbe Miete. Wenn man nicht mehr weiter weiß, muss man einfach nur ein „Wu“ in die Menge brüllen und kann sich sicher sein, dass auch nach dem 20. Mal noch ein motiviertes „Tang“ zurückkommt. Alles andere wäre ja auch Frevel. Und.. ähm… WU!

5. ODB geht immer.

Ja gut, eine Stunde lang „Wu“ zu schreien, ist dann selbst den leicht desorientierten Typen auf der Bühne zu blöd. Aber dafür hat der Clan ja noch eine Geheimwaffe: ODB. Vor elf Jahren verstorben, ist der Mitgründer des Wu-Tang Clans immer noch ein Garant für eine fette Party. So wird dann auch fleißig auf der Ol’-Dirty-Bastard-Schiene rumgeritten und das obligatorische „Shimmy Shimmy Ya“ bemüht. Natürlich schön, dass die Crew sein Erbe hoch hält, aber muss man es sich so einfach machen?

6. Man ist nie zu alt/reicht/berühmt für platte Ansagen.

Wenn eine Newcomer-Band in irgendeinem Jugendzentrum spielt und darauf hinweist, dass man sie mit dem Kauf eines Shirts wirklich unterstützen würde, ist das gar kein Problem. Wenn jedoch sieben Typen jenseits der Vierzig mit einer Bandgeschichte von über zwanzig Jahren und mehreren wegweisenden Alben meinen, sie müssten auf ihren Merchstand mit völlig überteuerten Shirts hinweisen, dann ist das eher in der Kategorie „Fremdscham“ einzuordnen. Genauso wie die Ansage, dass alle willigen Frauen über 21 sie in ihrem Hotel besuchen sollen. Vielleicht sollte jemand ihnen mal verklickern, dass man hierzulande schon mit 18 volljährig ist. Was es nicht anständiger machen würde.

7. Anti-Klimax ist der neue Klimax.

Man soll immer mit einem Knall aufhören? Darüber kann der Wu-Tang Clan nur lachen. Anstatt vernünftigerweise einfach nach „Gravel Pit“ mit Würde von der Bühne zu gehen, bleiben einzelne Mitglieder noch da und verlieren sich in wirren Ansagen und unangenehmen Momenten der Stille, bis der letzte Hartgesottene schließlich mit einem einfachen „Tschöö!“ von der Bühne schleicht. Diese Jungs wissen, wie man ein Publikum so richtig anpisst.

8. Zeit ist Geld.

Okay, da es im HipHop Gang und Gäbe ist, einzelne Songs nur anzuspielen, wollen wir das dem Clan mal nicht zum Vorwurf machen. Auch wenn man zum Beispiel von „Gravel Pit“ doch gern mehr gehört hätte als eine Strophe. Dass aber während den letzten Minuten der Show bereits die Technik abgebaut wird und die Mitglieder sich derweil nacheinander sang- und klanglos von der Bühne verziehen, kann man getrost als respektlos bezeichnet. Wie eilig kann man es haben, ins Hotel zu kommen? Da war der Gedanken an die Groupies über 21 wohl einfach zu verlockend.