Absurd und farbenfroh


The Beatles

Yellow Submarine

EMI

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Restauriert und auf DVD/Blu-ray so schön bunt wie nie: The Beatles, animiert

Der vierte Film der Beatles, 1968 produziert. Man kann zunächst mal den postmodernen Checker rauskehren und mäkeln, dass die Story ziemlich dünn ist: Ein Land wird von einer Armee besetzt, ein Kapitän kann im U-Boot flüchten, holt die Beatles zu Hilfe, und am Ende liegen sich alle in den Armen. Ist das nun naive Kunst? Ja. Ist es wenigstens gut gemacht? Ja, sogar sehr. Die Musik ist natürlich auch prima, von der psychedelischen Pop-Art-Farbenpracht des Grafikers Heinz Edelmann ganz zu schweigen. Weshalb man die postmoderne Abgeklärtheit doch mal Pause machen lassen und „Yellow Submarine“ als den Spaß verstehen sollte, der er ist: ein idealistisches Hippie-Märchen, entstanden in einer Zeit, als nicht unerhebliche Teile der Gesellschaft noch an die Machbarkeit umwälzender Veränderungen glaubten – und sich mitunter tatkräftig daran beteiligten. Und wenn der Chef der faschistischen Invasionsarmee nach verlorenem Krieg anspielungsreich darüber nachdenkt, nach Argentinien auszuwandern, dann ist das eher zynisch als witzig. Die Macher des Films waren gewiss keine Träumer, sie wussten genau, was abgeht – und auch, dass man mit Musik, Film oder Kunst den Bombenhagel in Vietnam oder den Einmarsch der Sowjets in Prag kaum wird aufhalten können. Als Zeitdokument ist der Film auch in ästhetischer Hinsicht wertvoll, spiegelt er doch jene Ära wider, in der Stühle nicht mehr aus dunkler Eiche sein mussten, sondern auch aus orangefarbenem Plastik sein durften, in der Fernsehen, Kleidung und Tapeten bunt wurden und den sepiafarbenen Nachkriegsmief vertrieben. Eine Pop-Ära, in der es – ganz fantasymäßig und gewiss durch Halluzinogene befeuert -, gerne auch absurd zugehen durfte. Man denke nur an das „Meer der Löcher“, das im gelben U-Boot durchpflügt wird, an die rückwärts laufende Zeit während der Reise, an all die Meeresbewohner, die von „Alice im Wunderland“ genauso viel haben wie von Hieronymus Bosch.

Uwe Schleifenbaum