Interview

„30 Abende nur mit Superstars zu buchen, wäre langweilig“


Ein Festival muss nicht zwangsläufig draußen im Grünen sein. Das beweist dieser Tage Apple wieder mit seinem Mega-Showcase „Apple Music Festival“ und versucht sich an einem Balanceakt aus Superstars und Newcomern. Oliver Schusser, Vice President iTunes International, erklärt im Interview das eigentlich selbsterklärende Konzept dahinter.

Das Apple Music Festival feiert dieser Tage sein Debüt – und das, obwohl es die Konzertreihe eigentlich schon seit acht Jahren gibt. 2007 ging es als iTunes Festival in London erstmals über die Bühne, schon damals in Form einer knapp einmonatigen Konzertreihe und mit Bands und Solokünstlern wie Amy Winehouse, Travis, Editors, Mika und Crowded House. Seitdem haben sich vor allen Dingen die Location, die Namen der Acts und der Festivalname geändert: 2009 zog das iTunes Festival ins überschaubare Roundhouse in Camden ein – kleine Shows für ein weltweites Publikum an den Rechnern, sozusagen. Im Juni 2015 launchte Apple seinen neuen Streamingdienst Apple Music. Nun, vom 19.-28. September 2015, treten Stars und Newcomer wie One Direction, Take That, Chemical Brothers, Mumford & Sons, Pharrell Williams, Disclosure, Leon Bridges, James Bay, Hudson Mohawke und Florence And The Machine auf dem entsprechend umgetauften Apple Music Festival auf. Ein vermeintlicher Neuanfang, der andere Festivals ernsthaft in Bedrängnis bringen würde – man denke nur an Verwirrungen rund um „Rock am Ring“, „Der Ring – Grüne Hölle Rock“, „Rock im Revier“ und so weiter. Für Oliver Schusser, Vice President iTunes International und gebürtiger Münchner, ist das freilich eine Chance. Probleme? „Keine“.

iTunes, so sagt er im Interview vor Beginn des Apple Music Festival 2015, sei noch immer eine starke Marke, klar. Seit dem Launch von Apple Music ist dies aber die Dachmarke für alles im Hause Apple, was mit Musik zu tun hat. „Das Festival findet auf all unseren Plattformen statt“, sagt Schusser und meint damit unter anderem die neue Radiosendung Beats 1, Apple Connect, iTunes und eben Apple Music. Diese Möglichkeiten machten es leicht, das Festival umzubennen.

„Das Festival findet auf all unseren Plattformen statt“

Reden wir über die Acts, die jedes Jahr Rang und Namen haben. Es scheint, als würde Apple jeden Künstler für sein Festival unter Vertrag nehmen könnte, den sie wollen – was kein Wunder wäre bei der Promotionplattform, die Musiker im Gegenzug dafür bekommen.

Gibt es denn gar keine Acts, die Apple gerne live auf seinem Festival sehen würde, sie bisher aber nicht gekriegt hat? „Natürlich haben wir eine Wunschliste“, sagt Schusser. Manchmal passe der Festivalzeitraum aber nicht in deren Tourpläne. Mit Take That etwa habe man seit Jahren über einen Auftritt gesprochen, terminlich passte es aber nie. bis dieses Jahr. Schusser: „Manchmal muss man auf den perfekten Moment eben warten.“

The Chemical Brothers live beim Apple Music Festival 2015
The Chemical Brothers live beim Apple Music Festival 2015

Beim Booking fährt Apple das gleiche Konzept wie auf den Startseiten seiner Produkte – größtmögliche Abwechslung. „30 Abende nur mit Superstars zu buchen, wäre langweilig. Die Mischung muss stimmen. Eine Show der Chemical Brothers ist anders als eine von One Direction“, so Schusser und räumt ein, dass das Festival natürlich ein Balanceakt sei. Einen Künstler, den sie grundsätzlich ablehnen würden, kann oder will er deshalb nicht nennen. Genausowenig wie deutsche Musiker, die er gerne mal buchen würde (2007 traten Wir sind Helden in London auf). Seine persönliche Wunschliste behält Schusser lieber für sich, man will ja nicht in die Irre führen.

In der Vergangenheit gab es bereits Gastspiele des Festivals in Berlin, Sydney und Austin. Pläne, das Festival zurück nach Deutschland zu bringen gibt es aber keine, man habe schließlich auch andere Produkte, um die es sich zu kümmern gilt. Wie wäre es denn wenigstens mit Beats 1 als deutsche Version mit deutschen Moderatoren? Auch das halte man sich offen, Schusser wird trotzdem beinahe konkret: „Da kommt noch mehr, aber gib uns etwas Zeit. Beats 1 ist bereits als globaler Sender angelegt und launchte erst vor zwei Monaten.“

Das Apple Music Festival 2015 findet noch bis zum 28. September statt. 

 

Apple / PR