Arctic Monkeys live in Berlin 2013: So war ihr Konzert in der Columbiahalle


Fast wie in guten alten Zeiten - nur stilvoller und besser: Alex Turner und Co. überzeugten nach abgesagten Konzerten bei ihrer Show in Berlin umso mehr.

Wette gewonnen: Das Publikum der Arctic Monkeys sieht – getreu ihrem ersten Hit „I Bet You Look Good On The Dancefloor“ – verdammt gut auf der Tanzfläche aus, wenn nicht sogar fantastisch glücklich. Für einen Abend scheint es auf der Welt nichts Schöneres zu geben, findet die Autorin dieser Zeilen, als ein Arctic-Monkeys-Konzert in der eigenen Lieblingslocation. Außer vielleicht eines nach zuvor abgesagten Konzerten in der eigenen Lieblingslocation. Check. Check.

Es fühlt sich fast wie eine Zeitreise an, zurück in die mittleren 2000er Jahre, als der Brit-Pop noch aus allen Ecken sprießte und Röhrenjeans, karierte Hemden, Jeansjacken und Mützen im Gepäck hatte. Alles ist wieder da, in alter Manier und klingt so hervorragend kräftig und gesund. „Crawling Back To You“ etwa: Wenn Alex Turner erhaben eine solche Zeile singt, kann man sich schlecht vorstellen, dass dieser Mann kriechen kann. Wieso sollte er auch, denn „Do I Wanna Know“ eröffnet das Konzert der Arctic Monkeys in Berlin am Dienstagabend ebenso majestätisch, wie das wahnsinnig gelungene Album AM. Erfreute man sich sonst eher der alten Hits, zeigt sich das Publikum in der ausverkauften Columbiahalle überaus glücklich, endlich zu den neuen Songs tanzen zu dürfen. Ein Privileg, das eine Band selten genießen darf.

Der gepflegte Yorkshire-Akzent Ihrer Majestät Turner dringt während der gut gemischten Setlist klar durch alle Reihen, tief, laut und eindringlich, und die Band spielt ganz hervorragend auf den Punkt. Was man im Musiker-Slang so furchtbar hässlich als ‚ totally tight’ bezeichnet, sorgt im Endeffekt aber dafür, dass in der vorderen Hälfte nicht nur gesprungen, sondern auch getanzt wird. Selbst die zartesten Mädchen und Jungs lassen sich das nicht entgehen und dürfen bei so manchen Schmusesongs hin und wieder auch mal knutschen, wie zur neuen Schmachtballade „I Wanna Be Yours“. Was vermag ein Abend mehr zu leisten als das ganz große „ Prom-Night-Feeling“?

Doch irgendwas scheint anders. Die Songs der ersten Stunde machen zwar ordentlich Dampf in der Hütte, so wie schon anno 2006, doch die Arctic Monkeys sind optisch erwachsener geworden. Stilvoller. Traten sie damals noch bübchenhaft mit Zottelfrise auf und wirkten hinter ihrem Equpiment leicht in sich geknickt, strahlt ihre sympathische Arroganz nun aus gestriegelten Anzügen hervor. Und manchmal, wenn einem der Schweiß in die Augen läuft und der Blick auf die Bühne leicht verschwommen ist, könnte man glatt meinen, am Mikrofon, hinter dieser klassischen Fender Stratocaster, stünde er wieder: Johnny Cash – auferstanden, jung und herausgeputzt wie zu seinen ersten Konzerten. Die gegelte Tolle, das klassische Cash-Hemd und in der Tat auch Alex Turners Gesichtszüge lassen vergangene Zeiten aufleben. Zeiten, als die Musik genau wie an diesem Abend im Fokus stand. Ohne große Showeinlagen, ohne große Reden. Nur ein paar Lichter und ein paar Lieder, die in der Lage sind, die große Leidenschaft durch 3500 Körper zu peitschen. Und dann und wann sogar ein großer kleiner Hüftschwung dort oben auf der Bühne.

Wenn Menschen mit einer Band so viel Spaß haben können, dann ist es logisch, dass nach 90 Minuten das Geschrei groß ist, weil man nicht genug hat von diesem exzellenten britischen Atem, weil man auf ewig bleiben möchte. Doch realistisch betrachtet, sind es genau acht Minuten die zum perfekten Glück fehlten, denn für das perfekte Konzert hätten die Arctic Monkeys noch exakt zwei alte Songs mehr spielen müssen, die durchaus drin gewesen wären: „Do Me A Favour“ und „505“.

Nach dem Konzert lagen sich die Leute dann noch beim Oasis-Cover zu „Champagne Supernova“ auch ohne die Arctic Monkeys schwärmerisch in den Armen. Ein Anblick, der einfach nur wahnsinnig rührend ist.

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