Blind Date: Kele Okereke im Songquiz


Bevor Kele am 15. Oktober die Aftershow-Party des MUSIKEXPRESS Style Award mit einer Live-Performance aufmischen wird, ließ er sich für die kommende Ausgabe des MUSIKEXPRESS erleichtert auf ein Songquiz mit uns ein: Das Blind Date hier in ganzer Länge.

„Ein Songquiz? Gott sei Dank!“, sagt Kele erleichtert während unseres Interviewslots für die am 16. Oktober erscheinende November-Ausgabe des MUSIKEXPRESS und lässt sich in seinen Ledersessel fallen. Wir sitzen im Konfrerenzraum eines Szenehotels in Berlin-Friedrichshain, in dem der Bloc-Party-Sänger für den Rest des Tages lästige Fragen zur Zukunft seiner Band beantworten muss. Etwas Liederraten ist also eine willkommene Abwechslung.

FRANZ FERDINAND – ERDBEERMUND

Kele: Ich kenne mich mit deutschsprachiger Musik nicht so aus.

ME: Die Band kennst du aber. Sie kommt aus Schottland.

K: Immer noch keine Ahnung.

ME: Franz Ferdinand. Eine aktuelle B-Seite.

K: Echt? Ich habe mir das letzte Album nicht angehört. Aber das ist interessant. Ich hätte das eher in den späten Siebzigern oder frühen Achtzigern eingeordnet. Klingen die mittlerweile so?

ME: Nein. Das Lied ist eine Ausnahme. Du hast aber auch mal auf Deutsch gesungen, auf einer übersetzten Version von „Flux“. Warum?

K: Als ich aufgewachsen bin, war es gang und gäbe, Songs in Fremdsprachen neu einzusingen. Blur haben etwa eine französische Version von „To The End“ gemacht. In meinem Fall war die Sache ziemlich aufwändig: Ich spreche nicht fließend Deutsch, also musste jemand den Text übersetzen und mir Zeile für Zeile die Aussprache beibringen. Wenn ich es deutschen Freunden zeige, lachen sie mich wegen des Akzents aus. Nick von Franz Ferdinand hat es da als Muttersprachler deutlich leichter.

MODERAT – BAD KINGDOM

K: Moderat dürfte zurzeit meine liebste deutsche Band sein. Moderne Popmusik, aber auf gewisse Weise sehr classy. Ich bin großer Fan.

ME: Bei einem der Songs von TRICK hast du ein bisschen bei Moderat geklaut.

K: Bei welchem denn?

ME: „Like We Used To“.

K: Ähem … ja. Wenn man Musik hört, kann es passieren, dass man hier und da Sachen stibitzt und es gar nicht merkt. Ich mache das ständig, eine ziemlich miese Angewohnheit.

ALT-J – HUNGER OF THE PINE

K: Ist das Alt-J?

ME: Ja.

K: Ist das vom neuen Album?

ME: Ja, die erste Single.

K: Hab ich noch nicht gehört, aber die Stimme von dem Ty- pen kam mir bekannt vor.

ME: Weißt du, wer noch auf dem Lied zu hören ist?

K: Warte … das war doch die Sache mit Miley Cyrus, oder? Ich hab davon gelesen. Ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. Es ist die Musik von Alt-J, da kann ich ihnen nicht reinreden. Aber es ist mutig, Miley zu samplen. Das werden viele Fans sicher nicht so toll finden. Ich bewundere die Jungs für ihre Risikobereitschaft.

MOGWAI – MOGWAI FEAR SATAN

K: „Mogwai Fear Satan“. Ich liebe den Song. Da kommen sehr viele schöne Erinnerungen hoch. Teenager sein, auf Hauspartys gehen …

ME: Partys, auf denen viertelstündige Mogwai-Stücke liefen?

K: Durchaus. In meinem Freundeskreis gab es viele Menschen, die sich schon in jungen Jahren ernsthaft mit Musik beschäftigt haben. Es gibt so viele Bands, die ich ohne dieses Umfeld gar nicht kennengelernt hätte. Mogwai ist eine davon. Gerade dieses Stück hat es mir erleichtert, mich anderen Musikformen zu öffnen. Es sind nur drei Töne, aber die besitzen so eine Spannung und so eine Dynamik! Das war der erste Song, der eine so krasse Wirkung auf mich hatte.

INTERPOL – TWICE AS HARD

K: Das klingt nach Interpol … ist das Interpol?

ME: Schon wieder richtig.

K: Das kenne ich noch nicht. Von welchem Album ist das?

ME: Von ihrem aktuellen, EL PINTOR.

K: Hm, mach mal lauter. (hört lange zu) Ich habe Interpol früher sehr gemocht, die ersten zwei Alben waren großartig. Als das erste rauskam, habe ich ein Interpol-Konzert in London besucht. Bei der ANTICS-Tour spielten wir selbst als Vorband, ich verbinde also viele schöne Erinnerungen mit diesen beiden Platten. Aber aus irgendeinem Grund ist meine Reise mit dieser Band zu Ende gegangen. Ich habe ihr Schaffen nicht mehr weiterverfolgt. Warum, weiß ich auch nicht genau.

MICHAEL JACKSON FEAT. JUSTIN TIMBERLAKE –
LOVE NEVER FELT SO GOOD

K: Ist das Bruno Mars?

ME: Nein.

K: Wer dann? Warte, sag nichts! Doch nicht etwa Michael Jackson?

ME: Bingo.

K: Interessant, dass mir da Bruno Mars einfällt. Aber heutzutage gibt es kaum männliche Popsänger, die nicht wenigstens ein bisschen bei Michael Jackson klauen. Alle beziehen sich auf seine Tanzschritte und seinen Gesangsstil: Bruno Mars, Chris Brown, Justin Timberlake …

ME: Timberlake singt hier sogar mit.

K: Ach so, das habe ich nicht bemerkt. Mir fällt es immer schwer, männliche R’n’B-Stimmen zuzuordnen. Sie klingen für mich oft sehr ähnlich.

ME: Was hältst du davon, dass nach Jackos Tod immer noch neue Alben erscheinen?

K: Einerseits ist es schön, dass die Fans immer noch Nachschub kriegen und seine Musik genießen können. Andererseits ist es auf eine gewisse Weise unanständig. Ich würde auf keinen Fall wollen, dass jemand unter meinem Namen Musik veröffentlicht, mit der ich zu Lebzeiten augenscheinlich unzufrieden war. Michael Jackson ist tot, und diese posthumen Alben sind nicht unter seiner Regie entstanden.

KASABIAN – EEZ-EH

K: Ja … Kasabian … mach das aus!

ME: Wie? So schlimm findest du die?

K: Kein Kommentar. (lacht)

RIHANNA – DIAMONDS

K: Ich weiß, wer das ist.

ME: Ihr habt auch mal einen Song von ihr gecovert.

K: Covern ist vielleicht das falsche Wort. Einer ihrer Songs hatte dieselbe Akkordfolge wie ein Bloc-Party-Song („We Found Love“ bzw. „Flux“ – Anm. d. Red), dann haben wir ein Mash-up aus den beiden Stücken gemacht. Ich dachte, das wäre ganz witzig. Ich habe schließlich kein Problem mit Popmusik.

ME: Magst du Rihanna mehr als ihre Konkurrentinnen?

K: Nein, sie ragt da für mich nicht heraus. Aber im Radio ist sie allgegenwärtig. Und wenn man lange genug mit etwas beschallt wird, findet man es irgendwann gut. Als ich „Diamonds“ zum ersten Mal gehört habe, war ich nicht begeistert. Mittlerweile mag ich den Song sehr. Ich würde mich trotzdem nicht als Fan bezeichnen. Aber ich würde dich auch nicht darum bitten, das Radio auszumachen, wenn Rihanna liefe – was ich bei anderen Musikern durchaus tun würde. Zum Beispiel bei Kasabian. (lacht)

KATE BUSH – AERIAL

K: (überlegt lange)

ME: Warte, bis die Stimme kommt. Dann erkennst du’s.

K: Kate Bush?

ME: Ja.

Ich gehöre zu den glücklichen Kartenbesitzern für eines ihrer Londoner Konzerte! Ich bin schon sehr gespannt, weil ich nicht damit gerechnet hätte, diese Gelegenheit noch zu bekommen. Aber ich … oder fragen wir mal so: Kennst du ihr vorletztes Album DIRECTOR’S CUT? Das Konzept ist ja so, dass sie einige alte Stücke neu eingesungen hat. Man merkt beim Hören schon, dass sich ihre Stimme im Vergleich zu den Originalen verändert hat. Deswegen glaube ich auch, dass sie eher neuere Sachen spielen wird – ein Greatest-Hits-Set wird es jedenfalls nicht. Wie gesagt: Ich bin sehr gespannt, wie es werden wird.

Am 15. Oktober tritt Kele live bei der Aftershow-Party des MUSIKEXPRESS Style Award auf. Wenn auch du kostenlos dabei sein möchtest, trage dich in unsere Facebook-Veranstaltung ein und befolge die dort erwähnten Schritte oder macht bei unserem Gewinnspiel mit. Wir verlosen noch Last-Minute-Gästelistenplätze für die Aftershow-Party inklusive Getränken und Snacks.