Blind Date: Was Thurston Moore über Die Nerven, Blur und Ryan Adams zu sagen hat


Wir baten Thurston Moore zum Musikexpress-Liederraten. Wie sich das ehemalige Sonic-Youth-Mitglied geschlagen hat und woran ihn Grimes Stimme erinnert, lest Ihr hier.

Blur – „New World Towers“

Da komme ich im Leben nicht drauf.

Eine Band, die dieses Jahr ihr Comeback-Album veröffentlicht hat, und mit deren beiden wichtigsten Mitgliedern du schon zusammengearbeitet hast …

… ich soll mit jemanden von denen zusammengearbeitet haben? (grübelt lange)

Blur!

Ist das vom neuen Album? Ich habe nie sonderlich viel Blur gehört. Ich lernte Graham Coxon kennen, weil er mit einem Mitglied der Riot-Grrl-Band Huggy Bear liiert war, die wiederum mit Sonic Youth auf Tour war. Er interessierte sich zu dieser Zeit sehr für Pavement und beeinflusste damit Ende der 90er-Jahre den Sound von Blur stark. Ich erinnere mich auch noch, dass ihr Bassist Alex James etwas gegen Sonic Youth hatte. Als Graham mich eines Tages bat, eines ihrer Lieder zu remixen, rächte ich mich an Alex, indem ich die komplette Bassspur aus dem Song entfernte und sie durch Gitarren-Feedback ersetzte. Das ist für mich bis heute der beste Blur-Song (lacht). Diesen neuen Track hingegen finde ich nur ganz okay.

„Grimes Gesang ist comicartig. Wie ein Ballon, der Luft verliert.“ – Thurston Moore

The Horrors – „I See You“

Das sind Neu!

Nein, nicht so alt.

U2?

Daneben. Eine Band aus deinem neuen Wohnsitz London.

The Horrors! Sie haben mich immer interessiert, weil viele Leute aus meinem Freundeskreis eine Menge von ihnen halten. Ich kannte lange Zeit nur diese Promo-Fotos mit den hochtoupierten Haaren. Eines Tages fragten sie mich, ob ich Lust hätte, mit ihnen gemeinsam einen Song im Rahmen einer Preisverleihung zu spielen. Als ich sie dann tatsächlich traf, war ich positiv von ihnen überrascht. Sie haben ein breit gefächertes Musikwissen, bis in die argentinische Psychedelic-Tape-Szene hinein. Faris Badwan, ihr Sänger, ist außerdem ein großartiger Autor. Er arbeitet nebenbei als Kolumnist und sollte aus meiner Sicht noch viel mehr für Zeitungen schreiben. Das Einzige, was mich an The Horrors stört, ist ihre ausufernde Lichtshow. Sie haben gefühlt 6000 Laser auf der Bühne herumstehen. Mir genügt eine schwingende Glühlampe. (lacht)

Kurt Cobain – „Sappy“ (Early Demo)

Ist das eines der „Montage Of Heck“-Demos? Ich war mir erst nicht sicher, ob das wirklich Kurt ist, der da singt. Ich finde es okay, dass es den Film gibt und dass die Songs veröffentlicht werden, aber im gleichen Moment ist es unglaublich schwierig für mich, da ich ihn ja kannte. Er war viel fröhlicher, als er im Film gezeigt wird. In meinen Erinnerungen ist er nicht ständig so depressiv, wie es sich die Leute heute wohl vorstellen. Diese starre Interpretation seines Charakters stört mich. Aber diese Dunkelheit, die ihn umgeben hat, ist nun mal Teil seines Mythos.

https://www.youtube.com/watch?v=U0OT3pPholU

The Dead Weather – „Three Dollar Hat“

Klingt gut … (hört aufmerksam zu)

Das sind The Dead Weather.

Die Band um Jack White? So klingen The Dead Weather? Echt cool. Jack White ist ein toller Typ. Ich habe mich zwar nie sonderlich für The White Stripes interessiert, aber ich konnte immer nachvollziehen, warum die Leute die Musik mochten. Er ist ein großartiger Gitarrist und eine wichtige Figur für diese Mittlerer-Westen-Garage-Rock-Szene. Ich verfolge aufmerksam, was er sich mit seinem Plattenlabel Third Man in Nashville aufbaut, ich bewundere das sehr.

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My Bloody Valentine – „Only Tomorrow“

My Bloody Valentine!

Ihre Bassistin Debbie Googe spielt in deiner neuen Band. Wie kam es dazu?

Ich kenne sie schon ewig. Sonic Youth und My Bloody Valentine haben früher viele Konzerte zusammen gespielt. Aber ich habe damals mehr Zeit mit Kevin (Shields – Anm. d. Red.) und Bilinda (Butcher – Anm. d. Red.) verbracht. Debbie in die Band zu holen, war die Idee meines Gitarristen James Sedwards. Er meinte eines Tages: „Lass uns Debbie fragen, ob sie bei uns Bass spielen möchte. Sie ist nach den Reunion-Shows mit My Bloody Valentine wieder verfügbar.“ Ich war etwas geschockt von seinem Vorschlag, weil ich dachte: „Debbie Googe spielt doch niemals Bass bei uns.“ Ich rief sie trotzdem an, und wir verstanden uns auf Anhieb.