Bryan Ferry: über Tantiemen, Brian Eno und Richard Löwenherz


Ihr vorletztes Album, „As Time Goes By“, bot Klassiker der dreißiger Jahre, Kurt Weill…

Ja, „Frantic“ sollte dagegen ein Rock-Album sein, theoretisch jedenfalls.

Was ist denn heutzutage ein Rock-Album?

Schwerer, viel schwerer, mit elektrischen Gitarren und einem Bandgefühl. Das ist es, was ich wollte. Als ich mit den alten Liedern auf Tour war, spielten wir als Zugabe immer meine alten, na ja, Hits, „Let’s Stick Together“ und so. Dieses Uptempo-Feeling hat sich jedenfalls irgendwie von der Tour ins Studio gerettet. Auf die altmodische, organische Weise, ohne endlose Overdubs und Spielereien. Dagegen habe ich prinzipiell nichts, aber ich wollte es von diesem Album fern halten.

Und von aufpolierten Stücken wie „Fool For Love“, das ebenso sauber nach Vergangenheit klingt, eingeleitet von einem mittelalterlichen Gesang.

Bei „Fool For Love“ steht jemand nackt, wie auf einer Plattform, und singt seine eher traurige, nachdenkliche Geschichte. Davor wünschte ich mir so etwas wie einen Prolog. Dann fanden wir dieses Stück, wo der Bänkelsänger am Hof in ähnlich exponierter Stellung von ähnlichen Geschichten singt. Und da entdeckte Colin, mein Arrangeur, dieses Lied von Richard Löwenherz, Richard de Coeur-Léon…

Richard Löwenherz hat das geschrieben?

Ja, das Lied eines Königs als Einleitung für ein Lied über einen König. Ist das nicht großartig?

Und Sie müssen keine Tantiemen zahlen!

Genau … doch, du bezahlst die Tantiemen in Form von altmodischen Münzen, säckeweise Gold. Na ja, also wir haben es mit Krummhörnern gemacht. Ich finde es sehr überzeugend.

Für „I Thought“ haben Sie zum ersten Mal seit langer Zeit wieder mit Brian Eno zusammen gearbeitet. Waren Sie miteinander im Studio?

Die Geschichte begann, als ich Brian und seine Frau in St. Petersburg besucht habe. Er kam anschließend zu mir nach London, und dann haben wir das Stück in meinem Studio fertig aufgenommen. Er hat Synthesizer und ein bisschen Gesang hinzugefügt. Und weil er schon mal dabei war, hat er auch ein bisschen an den anderen Stücken herumgebastelt…

Wissen Sie eigentlich, wer Ihr Publikum ist?

Ich habe eine idealisierte Vision davon, ja. In verschiedenen Ländern kommen auch jüngere Leute zu meinen Konzerten, was bedeutet, dass meine Musik heute immer noch gut ankommt.