Chet Faker bringt elektronische Soulmusik in die Hauptstadt


Im Berliner Astra bittet Chet Faker mit eingängig Elektronischem und viel Seele zum Tanz.

Chet Faker hat zwei beneidenswerte Talente: Er produziert detailverliebte, elektronische Musik und besingt sie mit einer unverschämt souligen Stimme. Gute Gründe, um eine selbstbewusste Live-Show hinzulegen. Seine Schüchternheit scheint Nicholas James Murphy alias Chet Faker allerdings noch nicht ganz abgelegt zu haben. Für die ersten Songs zunächst allein auf der Bühne, spielt sich der introvertierte Australier mit überraschend toughen Beats in die Herzen der Hauptstadt. Die Setlist setzt sich vorrangig aus dem diesjährigen Debüt-Album BUILT ON GLASS sowie der 2012er EP THINKING IN TEXTURES zusammen. In Sachen Beats legt Chet Faker live einen ordentlichen Gang zu. Seine Musik wirkt elektronischer, präziser, tanzbarer.

Auch wenn es ihn Überwindung kostet: Die Worte, die er zwischen den Tracks zögerlich in die Menge wirft, entwickeln sich schnell zu einer Plauderei aus dem Nähkästchen. So erzählt Chet Faker von der Spon­ta­ne­i­tät, die ihm bei Konzerten elektronischer Künstler fehle und wirkt diesem Kritikpunkt mit einem improvisierten Track entgegen. Mutig und speziell. Scheinbar zu speziell, die kreative Leistung wird kaum honoriert. Dennoch: Es ist keine klassische Hitbesessenheit, die das Publikum antreibt. Soul-Nummern wie „Dead Body“ werden nicht weniger frenetisch bejubelt als „No Diggity“ und „Gold“.

Dass auch Lieder wie „Cigarettes & Loneliness“ live funktionieren, liegt nicht zuletzt an der Band, die Chet Faker ab der Hälfte des Konzerts begleitet. Auf diese verzichtet er wiederum in der Zugabe, in der er „Talk Is Cheap“ alleine am Klavier performt. Von charmanter Intimität bis hin zu elektronischer Schlagkraft – Chet Faker legt sich nicht fest. Zum Glück.