The Special Aka – In the studio :: Platte des Monats

Special Aka (wie Fun Boy Three bzw. Colour Field ein Ableger der legendären Ska-Gruppe The Specials) brachte es in den vergangenen drei Jahren auf ganze vier Singles. Auf der B-Seite ihrer lang erwarteten Debüt-LP sind „War Crimes“ und „Racist Friend“ noch einmal vertreten, ebenso die „Formel 1 „-erprobte und Elvis Costello-produzierte Single „Nelson Mandela“.

Dieser politisch engagierten zweiten Seite stellt Seite eins fünf schwermütige Songs persönlichen Inhalts entgegen. In ihrer Privatheit sind sie für Songschreiber Jerry Dammers genauso neu wie die erweiterte musikalische Sprache, die neben Reggae und Ska auch Afrikanisches und Jazziges zu einem kosmopolitischen Mix vereint. IN THE STUDIO ist textlich und musikalisch gleichermaßen originell und packend.

Einige der meist bitteren Songs im Überblick: Am freundlichsten gibt sich noch „What I Like Most About You Is Your Girlfriend“. Die Titelzeile deutet es aber schon an: Der zynische Text mischt der unbeschwert wirkenden Musik einen verbitterten Geschmack bei. Für den vertrackten Bläsersatz zeichnen (nicht nur hier) Dick Cuthell (Trompete) und der gern gesehene Studiogast Rico Rodriguez (Posaune) verantwortlich.

„Alcohol“, ein Reggae-Blues mit Dixieland-Bläsern(!), zeigt Rhoda Dakar in der Billie Holiday-Pose der alkohol-gepeinigten Sängerin. „Break Down The Door“ schließlich beschwört wie die Eröffnungsnummer „Bright Lights“ den Wunsch, das eigene Leben grundlegend zu ändern. Damit schließt sich sowohl der Kreis der Platte als auch der zwischen Privatem und großer Politik: Für Dammers ist beides untrennbar miteinander verbunden.

Elvis Costello GOODBYECRUEL WORLD RCAZL 70317

Verhaltenes Saxophon, langsam anschwellend, dann Einsatz der Percussions und hüpfende Keyboards – die Stimmung wird lehrbuchhaft aufgebaut. Dann die übrigen Instrumente, swingendes Schlagzeug, die elektrische Orgel, Gitarre, Baß. Und als Background-Sänger summt Daryl Hall die erste Harmonie.

So versetzt gleich der Beginn von Costellos neuem Album den Hörer in die andere, uraltneue Welt, wo Musik noch ein Erlebnis sein kann und aufs Denken noch nicht ganz verzichtet wird. Wie im Fahrstuhl verläßt man die Welt der oberflächlichen Eitelkeiten.

Um Mißverständnissen vorzubeugen: E. C. begeht nicht den Fehler, ins andere Extrem zu fallen und penetrant TIEFsinnig zu werden. Costello, natürlich längst kein Vertreter der verflossenen „New Wave“ mehr macht ganz einfach zeitlos gute Rockmusik. „Inch By Inch“ z.B. ist ein Klassiker schon beim ersten Hören: DieOrgel macht Wuuuiiiii, danach perlt sie, während der Baß eine spannende Krimi-Untermalung spielt; das Sax erzählt von der Nacht und der vergeblichen Schminke – Elvis singt von den ungelenken, ehrlichen, halbverklemmten Versuchen des Sich-Aneinander-Tastens. „Don’t try to stop me when you told me to Start“.

Sogar ein richtiger Hitparaden-Happen ist auf der Platte: Wie auf PUNCH THE CLOCK gibt s die Neufassung eines Imposter-Titels; diesmal „Peace In Our Time“. Es klingt, als hätte es ein sentimentaler Friedens-Nobelpreis-Kandidat komponiert und verdient die Satiriker-Medaille des Jahres: „There’s already one spaceman in the White House what do you want another one for?“