Die 50 mächtigsten Macher im deutschen Musikgeschäft


Sie mischen die Karten, sie stellen die Weichen, sie ziehen die Fäden. Wer nicht auf ihre Unterstützung bauen kann, sollte seine Karriere-Träume besser begraben. Von A bis Z — das Who is Who der deutschen Musik-Macher: ME/Sounds nennt die Namen, Erfolge, Mißerfolge, Stärken, Schwächen, Gehälter. Ein Artikel von Michael van Almsick.

MICHAEL ANDERS (52) Position: Geschäftsführer BMG Ariola Hamburg (ehemals RCA) Jahreseinkommen: ca. 400.000 DM Profil: Nach fünfjähriger Tätigkeit als Vertriebsleiter beim deutschen Design-Exoten Braun kommt Anders 77 als Marketing- und Vertriebsdirektor zur damaligen CBS (heute Sony Music) nach Frankfurt. ’83 wechselt er nach Hamburg und wird Geschäftsführer der angeschlagenen RCA, die nach Reorganisation der Musikfirmen von Bertelsmann in BMG Ariola Hamburg umbenannt wird. Auch

wenn spektakuläre Chart-Erfolge in letzter Zeit rar sind, trägt Anders“ norddeutsche BMG-Zweigstelle doch zuverlässig ihren Teil zu den brillanten Bertelsmann-Bilanzen bei. Sie verwertet u.a. den Elvis-Katalog und hat das Guns N‘ Roses-Label MCA im Vertrieb, hat aber wenig Erfolg im nationalen Repertoire.

Stärken/Schwächen: Gute Menschenführung. Läßt seinen Mitarbeitern die Freiheit, effizient zu arbeiten. Scheut Konflikte.

Tendenz: Wenn er will, bleibt er bei BMG bis zur Rente.

MARCEL AVRAM (55) & FRITZ RAU (63) Position: Tourneeveranstalter Vermögen: ca. 75 Mio (Avram). ca. 4 Mio (Rau) Profile: Nimmt man die Namen der Künstler, mit denen die beiden Großimpresarios Konzerte veranstaltet haben, liest sich das wie ein Auszug aus der neueren Musikgeschichte. Längst beschränkt sich das Betätigungsfeld der beiden nicht mehr auf Europa: Avram zeichnet auch für Michael Jackson in Südamerika oder Rod Stewart in den USA und in Australien verantwortlich. Mit Rau holte sich Avram die Vaterfigur und graue Eminenz der Konzertwelt an seine Seite. Rau wiederum kann sich ohne übermäßigen Streß der Arbeit mit seinen Freunden widmen: profitable Tourneen etwa mit Maffay oder Clapton.

’54 eröffnet der studierte Jurist Rau in Heidelberg den Jazzkeller „Cave 54“. Wenig später arbeitet er als Tourleiter bei Horst Lippmann, dem damals führenden Jazzveranstalter. Größen wie Marlene Dietrich, Ella Fitzgerald und Count Basie sind zu betreuen.

’63 griindet er mit seinem Idol die legendäre Lippmann & Rau GmbH. Dominieren zunächst noch Jazz & Blues-Cracks, so tritt Ende der 60er Jahre mit Hendrix und den Doors immer mehr die Rock-Fraktion in den Vordergrund. ’89 schließt er sich mit seinem größten Konkurrenten Avram zu „Mama Concerts & Rau“ zusammen.

Avram stammt aus Bukarest und kommt ’54 über Israel nach Frankfurt, wo er im Teppichgeschäft seines Vaters arbeitet. Er interessiert sich zunehmend für Musik und wird nebenbei Deutscher Meister im Rock ’n‘ Roll-Tanzen. ’70 gründet er mit Marek Lieberberg Mama Concerts und veranstaltet mitThe Who sein erstes Konzert. Die Zusammenarbeit der beiden hält bis ’87, dann gehen sie getrennte Wege — Avram behält Mama Concerts. ’91 erhält er das Bundesverdienstkreuz. Stärken/Schwächen: Avram — ein harter Kaufmann, der in großen Zusammenhängen denkt. Rau — idealistisch, manchmal etwas cholerisch.

Tendenz: Sie werden ihre Position, vor allem die Aktivitäten im Ausland, weiter ausbauen.

ERWIN BACH (37) Position: Managing Director Marketing EMI Germany und Electrola Jahreseinkommen: ca. 400.000 DM Profil: 1974 tritt er seine Lehre als Industriekaufmann bei der EMI Electrola an. Bleibt auch nach seiner Ausbildung bei der EMI und klettert über die Positionen Label Manager, Marketing Manager und Leiter Marketing

A&R-International die Karnereleiter hoch bis zum Managing Director Marketing. Machte von sich reden, als er ein ungeschriebenes Gesetz brach, Job mit Privatleben verquickte und erfolgreich Tina Turner anbaggerte. Stärken/Schwächen: Schneller Denker, kann delegieren und Mitarbeiter motivieren. Morgenmuffel. B Tendenz: Als echtes EMI-Kind kann er dort noch mehr werden.

HEINZ CANIBOL (41)

Position: Geschäftsführer der MCA Music Hamburg Jahreseinkommen: ca. 340.000 DM Profil: Nach kaufmännischer Lehre und Studium der Betriebswirtschaft fängt er Ende ’77 als Product Manager bei der CBS in Frankfurt an. Klettert dort die Karriereleiter bis zum Director Artist Marketing hoch. Als CBS von Sony Music gekauft wird, geht Canibol ’88 als Geschäftsführer zu Sony Music Austria nach Wien. ’91 kehrt er nach Deutschland zurück und etabliert innerhalb von sechs Monaten MCA als voll funktionierende Firma. Hat Riesen-Glück, als ihm zum Einstand drei reife MCA-Früchte (Guns N‘ Roses, Cher, Nirvana) in den Schoß fallen. Guns N‘ Roses etwa ist zeitweise mit vier Alben in den Charts. Läßt vom lokalen Repertoire zunächst die Finger, kann sich aber nicht verkneifen, mit Ostbahn-Kurti eine Wien-Connection nach Deutschland zu holen. Stärken/Schwächen: Hervorragende Menschenführung. Kann zuhören, motivieren und delegieren. Hat klare Vorstellungen für die nächsten Jahre, dürfte aber unter Druck kommen, wenn er ’93 nicht die sensationellen Ergebnisse des Vorjahres erreichen sollte.

Tendenz: Gilt als einer der fähigsten und beliebtesten Köpfe in der Branche. Wird die MCA-Position langfristig ausbauen.

MICHAEL CRETU (36) Position: Produzent Vermögen: ca. 42 Mio Mark Profil: ’78 besteht er seine Abschlußprüfung an der Musikhochschule in Frankfurt mit Auszeichnung und arbeitet als Arrangeur und Studiomusiker. Ist u.a. an den Welterfolgen von Boney M. beteiligt. ’80 beginnt die Zusammenarbeit als Produzent, Arrangeur und Komponist mit Peter Cornelius. Im selben Jahr erhält Cretu seine erste Goldene Schallplatte als Produzent. ’85 produziert, komponiert und arrangiert er seiner späteren Ehefrau Sandra Lauer das erste Album „The Long Play“ und scheffelt damit weltweit Gold und Platin, insgesamt über 20 Mio Platten. Ende ’90 erscheint „Enigma MCMXC a.D.“, die Cretu im Alleingang einspielt. Sie erreicht Platz 1 auf der ganzen Welt (außer USA: Platz 3) und erhält 16 mal Platin und 25 mal Gold. Derzeit produziert er den Soundtrack für „Sliver“, den kommenden Film mit Sharon Stone. Stärken & Schwächen: Vereint außergewöhnliche Musikalität mit untrügerischem Riecher für kommerziellen Erfolg. Disziplinierter Arbeiter. Anti-Popstar. Ungeduldig.

Tendenz: Nicht zu bremsen. Ihm gelingt fast alles.

ALEXANDER (41), GÖTZ ELBERTZHAGEN (33) & HEINZ KREMER (44) Position: Geschäftsführende Gesellschafter von Em-Press GmbH und Kick Musikverlag GmbH Vermögen: ca. 8 Mio Mark Profile: ’77 gründet Alexander Elbertzhagen Em-Press, zwei Jahre später den Kick Musikverlag und legt den Grundstein für eine erfolgreiche Management- und Verlagsarbeit. In der Folgezeit gehören Westernhagen (den Götz betreut) und Grönemeyer (um den sich Alexander kümmert) zu den Zugpferden. Rechtsanwalt Heinz Kremer obliegen die vertraglichen Angelegenheiten sowie die Verlagsverwaltung. Er ist wie die Brüder an beiden Firmen beteiligt.

Während sich Götz klaglos Westernhagens Anweisungen fügt, führte Alexander stets eine kreative Auseinandersetzung mit dem schwierigen Klienten Grönemeyer — so bestand Herbert auf eine eigene Telefonleitung ins Kick-Büro und soll gereizt auf Westernhagens Erfolge reagiert haben. Trotz erfolgreicher Arbeit kam es im letzten Jahr zur Trennung.

Bei Kick stehen zwar über 60 Goldund Platin-Scheiben im Schrank, die Firma soll aber — wie die Branche munkelt — finanziell angeschlagen sein. Nicht zuletzt durch Grönemeyers Abgang gebe es Probleme, den personell überbesetzten PR-Apparat mit Arbeit zu füttern. Andererseits hat man erfolgreich die Fühler ins Ausland gestreckt: Garland Jeffreys gehört inzwischen zu den Kick-Klienten, ebenso 1NXS und Luca Carboni. Darüberhinaus haben sich die Aktivitäten auf Film und Fernsehen ausgeweitet. TV-Sendungen wie „Fritz meets Jagger“ werden von der Kick-eigenen ftv hergestellt.

Für die Promotion von Westernhagen erhält Kick von der WEA je LP rund 100.000 Mark und von Marius fünf Titel in den Verlag. Der Verlag macht knapp 1 Mio Umsatz im Jahr und wäre für ca. 7 Mio zu verkaufen. Verkaufgerüchte werden aber ganz entschieden bestritten. Schwächen/Stärken: Alexander gilt als kompetent und kommunikativ. Obwohl Götz erfolgreich arbeitet. bleibt er im Schatten seines Bruders. Heinz Kremer ist ein umgänglicher, kompetenter Geschäftspartner — vielleicht etwas zu kompromißbereit.

Tendenz: Der Verlust von Grönemeyer wurde durch Diversifikation zu kompensieren versucht.

PETER ENDE (41)

Position: Geschäftsführer EMI Music Publishing (früher Francis, Day & Hunter) für Deutschland und Continental Europe Jahreseinkommen: ca. 300.000 DM Profil: EMI Music führt die Chart-Auswertung der deutschen Verlage an und hat Sahnetörtchen wie Die Fantastischen Vier unter Vertrag. Aber auch Nena gehört dazu, und die hat derzeit von ihrem neuen Album gerade mal 100.000 Stück verkauft — etwas mager bei einer Garantie von zwei Mio Mark.

Bei der Deutschen Grammophon läßt sich Ende zum Industriekaufmann ausbilden, ’69 steigt er zum Sachbearbeiter der Werbemittelabteilung auf, bis ’77 dient er sich zum A&R-Produktmanager Pop hoch. Dann Wechsel zum General International Manager in den Intersong Musikverlag. In den 80ern dient er der EMI Music Publishing als Geschäftsführer, bis er ’90 seine heutige Position einnimmt.

Stärken/Schwächen: Unauffälliger, umgänglicher Verwaltungsmensch. Wenig riskobereit. Teamorientiert. Exzellenter Organisator.

Tendenz: Hat adaequate Position, macht auch keine Anstalten, daran etwas zu ändern.

FRANK FARIAN (51)

Position: Produzent Vermögen: ca. 190 Mio Mark Profil: ’62 Gründung der Band „Frank Farian und die Schatten“, mit der er 1964 im Hamburger Starclub auftritt. Endgültig aus dem Schatten tritt er ’76 mit der Gründung von Boney M. und deren ersten Hit „Daddy Cool“. Zehn Jahre und 140 Mio Platten später löst er Boney M. auf. Zwei Jahre später schickt er Milli Vanilli ins Rennen. ’89 verkaufen sie 20 Mio Platten und erhalten ’90 einen Grammy, den sie ’92 wg. Schwindel zurückgeben müssen. Wie es heißt, hatten sie nicht mal einen Vertrag mit der Plattenfirma — den hatte Farian. Hätte er den Schwindel nicht auffliegen lassen, wäre Farian heute um einige Mio reicher.

Stärken & Schwächen: Netter Mensch ohne Ego-Trip. Steht mit einem gewichtigen Geschäftspartner (BMG-Geschäftsführer Thomas Stein) allerdings auf Kriegsfuß.

Tendenz: Hat alles erreicht und muß keine Kompromisse machen. Ihm stehen alle Türen offen.

HELMUT FEST (43) Position: Geschäftsführer EMI Deutschland, Österreich und Schweiz. Jahreseinkommen: ca. 550.000 DM Profil: Auf sein Konto geht die vor drei Jahren vollzogene Trennung der altehrwürdigen EMI Electrola in EMI Germany, Electrola und EMI Classics. Ziel: Der etwas schwerfällige EMI-Apparat soll transparenter und effizienter werden und die hausinterne Konkurrenz beflügeln. Während die internationale Abteilung läuft, ist beim nationalen Repertoire Sand im Getriebe: Nach BAP und Grönemeyer kommt erstmal nichts — neue Signings wie Falco oder Jennifer Rush haben kein frisches Blut gebracht. Und der englische EMI Thom-Präsident Jim Fifield wartet ungeduldig auf Erfolgsmeldungen …

Seit seinem 18. Lebensjahr ist Fest fest bei der EMI. Erst Trainee, dann Labelmanager, später A&R-Chef, macht er „79 bei der EMI-Tochter Capitol in LA und ’82 in London Station. ’86 kommt er nach Köln zurück und steigt die Karriereleiter weiter nach oben, bis er ’92 zum „President EMI Music Germany, Switzerland, Austria“ ernannt wird.

Stärken & Schwächen: Großes persönliches Engagement. Alter Rock ’n‘ Roller, der Mitarbeiter wie Künstler begeistern kann. Schwächen im organisatorischen Bereich.

Tendenz: Aufgrund seiner internationalen Erfahrung gut für jede bedeutende Stellung. Gerücht: Er soll zur EMI nach London und dort Aufgaben im Konzern übernehmen. Wird aber entschieden bestritten.

GERD GEBHARDT (41) Position: Geschäftsführer Warner Music Germany, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Phonoakademie. Jahreseinkommen: ca. 450.000 DM Profil: Vermarktet gekonnt erfolgreiche Acts, die schon lange bei der WEA sind: Achim Reichel, Westernhagen, Kunze und Juliane Werding. Bei Warner wird es Veränderungen geben, da Steve Ross, der Konstrukteur des Konzerns, unlängst verstorben ist. Warner ist (nach der Fusion mit Time-Life) der höchstverschuldetste Medienkonzern der Welt. Heftiges Gerangel hinter den Kulissen und reichlich Druck aus Amerika.

Nach Ausbildung zum Werbekaufmann steigt Gebhardt bei CBS die Karriereleiter bis zum Promotionchef hoch. ’83 Wechsel zur WEA. Dort Marketing-Direktor, dann ’90 Geschäftsführer.

Stärken & Schwächen: Guter Vermarkter. Uncharismatischer, aber angenehmer, zuverlässiger Gesprächspartner.

Tendenz: Wird im Rahmen der weltweiten Reorganisation der WEA möglicherweise Probleme kriegen, genießt aber Ansehen in der Branche.

GEORGE GLUECK (42 Position: Verleger, Manager, Labeleigner Vermögen: ca. 8 Mio Mark Profil: Geboren in Transsylvanien, aufgewachsen in New York, zupft er schon als Teenager in diversen Bands den Baß. Anfang der 70er verschlägt es ihn nach Berlin, wo er ’74 bei der Edition Intro seinen ersten Job in der Musikbranche erhält. ’78 geht Musikverleger Peter Meisel nach London, um dort Hansa UK aufzumachen, Glueck marschiert als Talent-Scout mit. Ein Jahr später gründet er seinen eigenen Verlag und entdeckt Shakin‘ Stevens. ’82 kehrt er nach Berlin zurück und arbeitet erfolgreich mit den Humpe-Schwestern, Rio Reiser, Stephan Remmler, den Rainbirds und Die Prinzen. Außerdem betreut er seit 14 Jahren den Musikverlag von Prince im deutschsprachigen Raum. Stärken/Schwächen: Guter Verkäufer. Geduldig und ausdauernd, kann mit jedem reden und jedem etwas erläutern.

Tendenz: Die Acts seiner ersten Phase sind alle den Bach runter. Um die Rainbirds, Annette Humpe oder Rio Reiser ist es still geworden. Managed derzeit aber erfolgreich Die Prinzen.

DIETER GORNY (39) Position: Geschäftsführer der Pop-Komm, Gesellschaft zur Förderung von Musik- und Kommunikationstechnologie Jahreseinkommen: ca. 125.000 DM Profil: ’89 ruft Gorny die PopKomm ins Leben. Es gelingt ihm (indem er politische Aufmerksamkeit auf den Wirtschaftsfaktor Popmusik lenkt), sie zum wichtigsten Treffpunkt der deutschen Musikbranche zu machen. ’92 wird er mit dem Deutschen Schallplattenpreis ECHO als „Mediamann des Jahres“ gewürdigt.

Nach Abitur, Musikstudium und Orchestertätigkeit bei den Bochumer Symphonikern und dem Wuppertaler Symphonie-Orchester tritt er ’84 eine Stelle als Leiter des Fachbereichs Popularmusik an der Bergischen Musikschule Wuppertal an. Ein Jahr später übernimmt er die Leitung des Rockbüros NRW. ’88 erhält er einen Lehrauftrag an der Musikhochschule in Köln.

Stärken/Schwächen: kommunikationsfreudig bis zum Exzess, egoman. Spielt seine guten Kontakte zu (Medien)Politikern weidlich aus.

Tendenz: Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis er Kultusminister oder ähnliches wird.

WOLF-D. GRAMATKE (45) Position: Vorsitzender der Polygram-Geschäftsführung und damit Vorgesetzter der Geschäftsführer von Phonogram, Metronome und Polydor. Jahreseinkommen: ca. 500.000 DM Profil: Seine Vorliebe für Motorräder führt ihn 71 zu BMW nach Berlin, wo er zum Vertriebs- und Marketing-Leiter avanciert, später zu Kreidler nach Stuttgart. ’81 wechselt er als Geschäftsführer zur VPS/Video Programm Service GmbH nach München. Zwei Jahre später Senior Vice President Europa der RCA/Columbia International Video. Stärken & Schwächen: hervorragender Organisator, Marketing-Experte, seriöser Geschäftsmann. Oft im Clinch mit Mitarbeitern wegen Repertoire-Diskussionen. Will selbst zuviel kreative Arbeit leisten.

Tendenz: Bekommt Druck von der New Yorker Polygram-Zentrale und muß Kosten sparen. Seine Pläne, die Tochterfirmen Metronome und Phonogram gesundzuschrumpfen, machen ihn intern nicht gerade beliebt.

ED HEINE (48) Position: Geschäftsführer Warner/ Chappell Music GmbH Jahreseinkommen: ca. 285.000 DM Profil: Das Boot/U96 ist einer der vielen Erfolge, die Warner/Chappell, übrigens der größte und erfolgreichste Subverleger in Deutschland, auf der Haben-Seite verbuchen darf. Die glänzende Performance schreiben Insider allerdings weniger dem eher farblosen Heine zu, der auch bei Musikern eine eher geringe ratgeberische Glaubwürdigkweit genießt, als vielmehr einem effizienten Mitarbeiterstab. Viele Warner-Erfolge stammen zudem noch aus der Zeit von Hartwig Masuch,derbis’91 bei Warner/Chappell Vice President war.

Ed Heine startete als Musiker in einer amerikanischen Rockband, wurde dann Sprecher beim Soldatensender AFN in München, bis er vor 20 Jahren bei Warner anheuerte. Mit Firmentreue und Sitzfleisch hat er es bis in die Verlagsspitze gebracht. Schwächen/Stärken: Lange Erfahrung und viele Kontakte. Legt Wert auf Teamarbeit. Hat in der Branche aber den Ruf, kleinkariert und risikounfreudig zu sein.

Tendenz: Wenn er nichts anstellt, darf er bei Warner auch bis zur Rente bleiben.

JOCHEN HÜLDER (33) Position: Manager, Verleger und Promoter Vermögen: ca. I Mio Mark Profil: Hiilder ist als Manager mit den Toten Hosen sehr erfolgreich, in der Branche aber nicht unumstritten: Als er die Gruppe Abwärts erfolgreich an Sony Music verdealte, gab er frisierte Verkaufszahlen an, um bessere Konditionen auszuhandeln. Andererseits spendet er, wie die Bandmilglieder auch, seinen Anteil am Reinerlös der Toten Hosen-Single „Sascha“ (rund 600.000 Mark) für Asylbewerber.

Nach ersten Übungen als lokaler Promoter gründet er ’82 mit Trini Trimpop von den damals noch wirklich toten Hosen die Firma Totenkopf Schallplatten. Zwei Jahre später folgt die Gründung der MCT Konzertagentur mit Dietrich Eggert und Skumeck Sabottka. ’90 verkauft er MCT und steckt den satten Gewinn in den HSH-Verlag. Hintergrund dieser Transaktion ist die mißliche Lage der Düsseldorfer Stadtzeilung „Überblick“, die Hülder retten möchte. ’86 gründet er mit Hans Günther Müller die HGM Neue Medien, die sich zur Aufgabe macht, als erste die Republik mit plakatierten Bauzäunen zu beglücken. Stärken/Schwächen: Impulsiv, sehr stark im regionalen Marketing. Scheint die Robin Hood-ldee zu mögen: Nimm’s den Reichen (besonders Schallplattenfirmen), gib’s den Bedürftigen (Asylbewerber). Neigt etwas zu Übertreibungen.

Tendenz: Risikofreudiges Schlitzohr, das auch weiterhin Marktlücken aufspüren wird.

TONY IOANNOU (43) Position: Vice President A& R/Marketing BMG Ariola Jahreseinkommen: ca. 300.000 DM Profil: Mit 20 beginnt er als Tourleiler bei Mama Concerts zu jobben. ’76 wird er fest angestellt und erhält 78 dort Prokura. ’81 macht er mit Ossi Hoppe drei Jahre lang die Agentur Top Concerts, entschließt sich dann aber, Betriebswirtschaft zu studieren. „88 geht er zur Phonogram. wo er zwei Jahre später Marketingchef wird. ’92 avanciert er dort zum stellvertretenden Geschäftsführer. Seit November ’92 ist er A&R-Chef bei der BMG Ariola München. Zu seinen größten Erfolgen zählt er die Arbeit mit den Scorpions, Dire Straits, Elton John. Metallica und Bob Geldof. Stärken/Schwächen: Diplomatisch, trotzdem Durchsetzungsvermögen. Besserwisserisch, egoistisch.

Tendenz: Hat gute Chancen, bei BMG zum Kronprinzen aufgebaut zu werden. GÖTZ Kl SO (49) Position: Geschäftsführer Polydor Jahreseinkommen: ca. 320.000 DM Profil: Anekdote: Drafi Deutscher kommt zu Kiso, als dieser gerade Verlagschef geworden ist und bittet ihn um Geld für die Musiker, mit denen er gerade im Studio arbeitet. Kiso gibt ihm 15.000 Mark, mit denen Drafi schnurstracks ins Hamburger Interconti in den 7. Stock fährt. Nachdem er dort im Casino auf rot gesetzt, aber schwarz gesehen hat. steht er am nächsten Tag wieder bei Kiso auf der Matte … Der zahlt erneut, ist fortan aber im finanziellen Umgang mit Künstlern etwas zurückhaltender.

Der gelernte Jurist leitete die Verlagsgruppen Chappell/Intersong und später ab ’88 Warner/Chappell. Er hat die Snap-Macher Luca Anzilotti und Michael Münzing ausgegraben, auch Dieter Bohlen und Drafi Deutscher.

Stärken & Schwächen: Großes Stehvermögen, Führungsqualitäten. risikofreudig.

Tendenz: Gilt als hoffnungsvolle Führungspersönlichkeil im Polvgram-Konzern.

KARL-HEINZ KÖGEL (46) Position: Geschäftsführer Media Control Vermögen: ca. 26 Mio Mark Profil: Die Stimmen in der Branche mehren sich, die von Kögel und Media Control entscheidende Impulse erwarten: Sog. „Special Charts“ etwa, also regionale oder Newcomer-Charts. sollen als Grundlage für Marketingentscheidungen dienen. Es gibt aber auch Leute, die nicht gut auf Kögel zu sprechen sind, denn sie halten die Charts nicht für astrein. Im März dieses Jahres wurde er von der deutschen Phonoakademie zum „Mediamann des Jahres“ gewählt.

Nach einem Volontariat bei RTL in Luxemburg kommt er über den SDR zum SWF nach Baden-Baden, wo er sechs Jahre „PopShop“ betreut. 76 findet er das Huhn, das aoldene Eier legt und gründet Media Control. Kögels Firma ist seit 78 nicht nur für die wöchentliche Ermittlung der deutschen Charts zuständig: auch etliche Bestsellerlisten aus dem Buch-, Kinound Video-Sektor gehören zu seinem Repertoire. Seit über einem Jahrzehnt ist Kögel auch in einem anderen Metier tätig: Mit Medico-Reisen und L’tur wußte er Marktlücken in der Tourismus-Branche erfolgreich zu schließen. Stärken/Schwächen: Perfektionist und Visionär. Flexibel, aber auch launisch. Versteht Musik nicht nur als Konsumartikel, sondern als Bestandteil des kulturellen und politischen Lebens.

Tendenz: Ein Mann voller Ideen, der auch marktübergreifend zu denken versteht.

HERBERT KOLLISCH (52) Position: Geschäftsführer Intercord Jahreseinkommen: ca. 4001)00 DM Profil: Nach einer Lehre als Exportkaufmann kommt er über Haarpflege, Melissengeist und Tabak „72 zur Teldec. Sechs Jahre später wechselt er als Geschäftsführer zur Intercord. Steigert in den letzten 15 Jahren immerhin Umsatz sowie Marktanteil um das Achtfache auf 100 Mio bzw. 4 %. Stärken & Schwächen: Vom Typus eher ein Verwaltungsmensch, dem im Umgang mit Musikern und Musikmaterial nicht immer eine glückliche Hand nachgesagt wird. Ist dadurch stark von den Qualitäten seines A&R-Chefs abhängig.

Tendenz: Kann trotz fehlender Basisnähe positive Bilanzen für die Holtzbrink-Gruppe vorweisen. Läuft aber Gefahr, nach Jule Neigel auch andere deutschsprachige Intercord-Umsatzbringer zu verlieren, sobald die Verträge auslaufen.

UDO LANGE (41) Position: Geschäftsführer Virgin Jahreseinkommen: bis zu 900.000 Mark (Umsatz- und ertragsabhängig) Profil: Bei Virgin unter Lange schaffen die Toten Hosen den Durchbruch, mit Enigma erscheint eine der erfolgreichsten deutschen Platten überhaupt. Lange kauft mit „Six Was Nine“ die begehrteste deutsche Newcomerband ein, erreicht aber deren Durchbruch (bislang) nicht. ’92 verkauft Richard Branson Virgin an EMI, der Kölner EMI-Chef Helmut Fest wird somit indirekt Langes Vorgesetzter. Delikate psychologische Situation.

Lange fängt ’69 als Grafiker bei BMG Ariola München an. Avanciert 75 zum Labelmanager für Island und Virgin und ’81 zum Abteilungsleiter Produkt & Marketing International. Als sich Virgin ’82 als eigenständige deutsche Tochter etabliert, bestellt Virgin-Eianer Branson Udo Lange zum Geschäftsführer, der Virgin vom Label zur wohl angesehensten deutschen Plattenfirma aufbaut. Stärken & Schwächen: Guter Zuhörer, ausgleichender Gesprächspartner. Understatement. Demokratischer Arbeitstil. Traumhafte Erfolgsquote. Sehr beliebt in der Branche. Zuweilen etwas unentschlossen. Manchen zu „sparsam“ in Geldangelegenheiten.

Tendenz: Ob Lange lange bei der EMl-kontrollierten Virgin bleibt oder eines der vielen Angebote wahrnimmt, wird die Zukunft zeigen.

JOCHEN LEUSCHNER 43) Position: Geschäftsführer Sony Music Jahreseinkommen: ca. 550.000 DM Profil: Sony Music macht bis zu 60 % seines Umsatz mit Repertoire-Auswertung und Compilations („Kuschel-Rock“) — eine strukturelle Mißlage, die langfristig problematisch werden könnte. Mit frischem Blut wie den „Fantastischen 4“ ist Leuschner aber auf dem richtigen Weg.

Tingelt zehn Jahre als Sänger und Gitarrist in verschiedenen Rockbands, bis er ’74 bei Sony Music (damals CBS) anheuert. Drei Jahre später ernennt man ihn zum A&R- Direktor, „82 kommen die Bereiche Marketing und Promotion dazu. ’84 wird er Geschäftsführer. Verdoppelte den Umsatz des Unternehmens. Dies gelingt nicht zuletzt durch eine starke Phase auf dem nationalen Sektor in den 80ern: Nina Hagen, Spliff, Jennifer Rush, Nena. Stärken & Schwächen: Begnadetes A&R-Talent. optimaler Umgang mit Künstlern. Hängt noch an der Philosophie der 70er Jahre, wonach die A&R-Abteilung (und nicht Marketing und Vertrieb) den Künstler macht.

Tendenz: Wenn er, was allgemein erwartet wird, keine Veränderungen wünscht, wird er in seiner Position bleiben.

WALTER LICHTE (54) & BALTHASAR SCHRAMM (35) Position: Rechtsanwälte Vermögen: ca. 5 Mio Mark (Lichte) Profile: Lichte ist derzeit vielleicht der mächtigste Mann im deutschen Musikgeschäft. Es gibt kaum eine große Firma, die nicht von ihm oder Sozius Schramm beraten wird. Es gibt kaum einen nennenswerten Vertrag, an dem die Hamburger Kanzlei nicht beteiligt ist: Westernhagen, Maffay. Carreras, Phillip Boa. Jule Neigel, Die Toten Hosen, von namhaften internationalen Klienten ganz zu schweigen. Lichte & Schramm gelten als absolut loyal, diskret und kompetent.

Rechtsanwalt wollte Lichte nicht werden. Als er aber in Jura mehr Scheine hat als in Germanistik, entscheidet er sich für ersteres. ’69 bewirbt er sich bei der Deutschen Grammophon, die einen Produktionsassistenten für die Klassik sucht. Stattdessen betraut man Lichte mit Verlagsangelegenheiten der Intersong, später Polygram Publishing. U.a. kauft er für 35.000 Dollar die weltweiten Verlagsrechte — außer USA — von Fleetwood Macs legendärem „Rumours“ und drei weiteren Alben. In den sieben Jahren seiner Zugehörigkeit steigert der Verlag seinen Umsatz von 5 auf 400 Millionen. Ab 76 kümmert er sich um die Business-Affairs bei Schmolzi & Slezak/Aves, bis er sich Anfang der 80er Jahre als Anwalt niederläßt.

Schramm arbeitet nach dem Jura-Examen ’89 ein Jahr in der Rechtsabteilung der BMG Ariola Hamburg. Anschließend läßt er sich als Anwalt in Hamburg nieder und geht wiederum ein Jahr später eine Societät mit Lichte ein. Schon während seiner Studienzeit versucht er sich als Autor, Texter und Produzent. Zur NDW-Zeit gelingt ihm gar ein Top 5-Charterfolg. ’92 promoviert er mit dem Thema „Sample-Computer und das Recht der Musik“.

Stärken/Schwächen: Lichte gilt als stilvoller, feinsinniger Gentleman, der das Musikgeschäft wie kein zweiter kennt. Kreativ und menschlich, frei von Allüren oder Egoproblemen. Schramm ist der temperamentvolle Charmeur, der das Musikgeschäft aus der Sicht des Musikers kennt.

Tendenz: Wenn sie weitermachen wie bisher, haben sie die Lizenz zum Geld-Drucken.

MAREK LIEBERBERG (46) & OSSI HOPPE (42) Position: Tourneeveranstalter Vermögen: ca. 25 Mio Mark (Lieberberg) Profile: Nach einigen Semestern Soziologie wird Lieberberg ’67 Volontär bei der Nachrichtenagentur AP, wo er ein Jahr später zum Nachrichtenredakteur aufrückt. 70 gründet er mit Marcel Avram Mama Concerts. ’87 zerstreiten sie sich, u.nd Lieberberg gründet seine eigene Agentur. ’92 wird

die BB- Umernehmensbeteiligung (hinter der Banken und Versicherungen stehen) 40%iger Gesellschafter bei Lieberberg. Dire Straits. U2. Sting. Elton John. Depeche Mode und Simply Red gehören zu Lieberbergs Klienten.

Ossi Hoppe startet mit einigen Semestern Jura, bevor er 69 als Tourmanagerbei Mama anheuert. Von 73 bis 76 reist er in dieser Funktion mit Deep Purple um die Welt. Anschließend verbringt er fünf Jahre in London mit den Live-Aktivitäten von Whitesnake. ELO u.a. Nach seiner Rückkehr gründet er Top Concerts und wird Manager von Mike Oldfield und Whitesnake. ’85 wird Top Concerts wegen Finanz-Engpässe aufgelöst, kurz darauf Shooter Promotions gegründet, die aber ’88 auch den Bach runtergeht. ’90 steigt er bei Lieberberg ein.

Störken/Schwächen: Lieberberg führt mit Köpfchen den Generalstab, während Hoppe der Aufreißer und Kommunikator ist. Hat zudem hervorragende Kontakte zur Hardrock-Szene.

Tendenz: Das Kopf-an-Kopf-Rennen mit Mama Concerts läßt beide nicht ruhen.

HARTWIG MASUCH (38 Position: Geschäftsführer und Vice-President bei BMG-UFA Jahreseinkommen: ca. 400.000 DM Profil: Von allen großen Musikverlegern hat Masuch wohl den intensivsten Künstlerbezug. Gerdae sein Engagement für regionale Acts unterstreicht seine Glaubwürdigkeit bei den Musikern.

Ab 77 singt er in der Band Rambiers und erhält immerhin Deals bei EMI und Sony. Zwei Jahre später setzt er sich selbst in den großen Sessel: Er arbeitet mn der Nena-Gruppe „The Stripes“ und landet als Produzent das erste Extrabreit-Album „Ihre größten Erfolge“. Ina Deters „Neue Männer“ erscheint auf seinem Label. ’85 geht er zum Musikverlag Warner/Chappell, ’91 wechselt er dann als Geschäftsführer zum BMG-UFA-Verlag. Stärken & Schwächen: Exzellenter A&R-Mann. Hat den angestaubten Verlag BMG UFA innerhalb kürzester Zeit aufgemöbelt. Der Spitzname „Norbert Maßlos“ gehört der Vergangenheit an.

Tendenz: Wird unterdendeutschen Musikverlegern weiter Hecht im Karpfenteich spielen.

JÜRGEN OTTERSTEIN (45) Position: Geschäftsführer East/West in Hamburg Jahreseinkommen: ca. 450.000 DM Profil: Konzentriert sich auf internationale Acts und erreichte etwa mit MICHAEL MÜNZING (40) & LUCA ANZILOTTI (28) Position: Dancefloor-Produzenten und Geschäftsführer von Logic Records Vermögen: ca. 6 Mio Mark Profil: ’89 gelingt den beiden mit Snap und „The Power“ der erste Welthit. Dr. Alban kaufen sie als Bandübernahme aus Schweden ein. mit Felix haben sie kurz darauf den nächsten Tanzbodenfeger lizenziert. Neue Mega-Hits sind fest eingeplant, allein schon um ihren 20kopfigen Apparat zu füttern.

Nach seiner Ausbildung zum Elektroingenieur arbeitet Münzing ab 78 als DJ auf der Frankfurter Szene, bis er ’85 mit Anzilotti Master Musikproduktion und „8 1 Logic Records gründet. Anzilotti bringt neben einer kaufmännischen Ausbildung ebenfalls DJ-Erfahrung in die Ehe ein. Stärken & Schwächen: Haben das Ohr am Puls der Zeit. Testen neue Produktionen im eigenen Club. Große Kreativität, großes Ego.

Tendenz: Wenn sie weiterhin ihren Biß behalten, steht weiteren internationalen Erfolgen nichts im Wege.

Label Atlantic (AC/DC usw.) in drei Jahren eine deutliche Umsatzsteigerung. Manowar verkauft in kaum einem Land der Welt, in Deutschland aber 200.000 Platten. Erfolgreiches „Special Marketing“ u.a. mit Levis-Hit-Kompilationen. Lokal hingegen eher Pleiten: Maffay wechselt zu BMG, Klaus Lage ist mit dem letzten Album nicht in den Charts vertreten. Nach Lehre als Verlagskaufmann und Volontariat erst Pressemann, dann Geschäftsführer bei Stigwood. 71 Wechsel zur WEA, dort Abteilungsleiter für Marketing. 78 eigenes, mäßig erfolgreiches Label, aber immerhin Hit mit Plastic Bertrand und „Sa plan pour moi“. „84 wieder bei WEA und ’88, als diese die Teldec kauft und in East/West umwandelt, deren Geschäftsführer. Stärken & Schwächen: Routinierter Marketing-Experte. Interne Kritik an seiner Mitarbeiterführung.

Tendenz: Auch im Konzern ist er nicht sehr beliebt. Trotz unbestrittener Fähigkeiten etwas erschwerte Aufstiegsmöglichkeiten.

MANFRED SCHÜTZ (42) Position: Geschäftsführer SPV Vermögen: ca. 3 Mio Mark Profil: 74 macht er seinen ersten Plattenladen auf, steht sechs Jahre später Gewehr bei Fuß, als mit Neonbabies. Hansaplast usw. die Neue Deutsche Welle hereinbricht. Von dieser hochgespült, gehören ihm bald 12 Läden in Norddeutschland. Nach dem Konkurs seines ersten Label-Versuchs („Boots“) gründet er ’84 SPV und verhilft ein Jahr später Metallica in die Charts. Ursprünglich auf Indie und Metal spezialisiert, gehören heute auch Bands wie Fury In The Slaughterhouse zu seinem Stall. Stärken & Schwächen: Exzellenter Verkäufer, manche halten ihn gar für den besten. Musikverrückter mit A&R-Qualitäten. Kein Stratege.

Tendenz: SPV könnte zwischen den Großkonzernen aufgerieben werden, wenn die Umsatzbringer einmal ausbleiben.

RALPH SIEGEL (47) Position: Inhaber Siegel Musikverlage und Jupiter Records Vermögen: ca. 50 Mio Mark Profil: Hat von seinem Vater, der über 3000 Schlager und 21 Bühnenstücke schrieb, den Verlag geerbt. Als Komponist (über 1200 Songs) und Produzent hat er wohl mit jedem gearbeitet, der in Deutschland auch nur in die Nähe des Schlagers kam. Mit 93 selbstkomponierten Charterfolgen ist er Spitzenreiter. Wirtschaftlich relevant sind allerdings auch die unzähligen nationalen und internationalen Verlage, die Siegel angeschlossen sind bzw. von ihm administriert werden. Siegel ist einer der wichtigsten Verwalter von Musik-Verlagen in Deutschland. Stärken/Schwächen: Begnadeter Schlagermensch. Seriöser Geschäftsmann.

Tendenz: In letzter Zeit ist es etwas ruhig um ihn geworden. Insider munkeln, es sei nur eine Frage der Zeit, bis er seinen Musikverlag zum Kauf anbietet.

ALBERT SLENDEBROEK (37) Position: Geschäftsf. Metronome Jahreseinkommen: ca. 300.000 DM Profil: 79 kommt er als Produktmanager zur Ariola in Holland. Zwei Jahre später wechselt er in gleicher Funktion zur deutschen Phonoaram. wo er ’85 zum Marketing Manager befordert wird. ’88 beruft man ihn zum Geschäftsführer der Chrysalis. ’91 sitzt er im Chefsessel der Metronome.

Vor einigen Monaten machte Alain Levy. der Über-Boß von Polygram, die Geschäftsführer der Polygram-Firmen, also auch Slendebroek, „ganz persönlich zur Sau „, wie ein Insider berichtet. Die Metronome sollte auf das Level eines Label heruntergefahren, die Hälfte der Leute entlassen werden. Bald darauf stellte sich heraus, daß die Polygram-Firmen im letzten Jahr das beste Ergebnis ihrer Geschichte erzielten. Obendrein konnte Slendebroek mit neuen Bands wie Ace Of Base unerwartete Erfolge verzeichnen. Die Drohungen wurden auf Eis gelegt. Stärken/Schwächen: Kollegial, kumpelhaft und kontaktfreudig, manchmal etwas zu gutmütig.

Tendenz: Auch wenn sich der Staub gelegt hat, ist es fraglich, ob Slendebroek bleiben wird.

LOUIS SPILLMANN (44) Position: Geschäftsführer Phonogram Jahreseinkommen: ca. 300.000 DM Profil: Ob Dieter Meier (Yello), Lars Ulrich (Metallica), Bon Jovi oder die Scorpions — Spillmann ist mit vielen Bands freundschaftlich verbunden. Als er ’92, nach fast einem Jahrzehnt an der Spitze, die Phonogram verlassen wollte, protestierten viele Künstler so massiv, daß Polygram-Chef Gramatke alles daransetzte, um Spillmann zu halten. Seinen größten Erfolg nennt erden 23.9.91 – da belegten die Phonogram-Bands Dire Straits, Metallica und Scorpions Platz 1,2 und 3 der Album-Charts.

Nach kaufmännischer Ausbildung in seiner Schweizer Heimat und Gastspielen in London und Paris kommt er 73 als Promotionmann zur eidgenössischen Phonogram. 78 wechselt er in die Filiale nach Hamburg, wo er zunächst Marketing und A&R-Chef, ’84 dann Geschäftsführer wird. Stärken & Schwächen: Geschäftsführer mit A&R-Qualitäten und der weltweit vielleicht größten Glaubwürdigkeit bei Künstlern. Weiß viel übeT internationales Geschäft. Redet und redet und redet — notfalls bis zum Morgengrauen. Etwas stur, etwas exzentrisch, braucht Zeit, um Dinge zu entwickeln.

Tendenz: Für jede Top-Position prädestiniert. Bei seinen Kontakten auch beste Chancen mit eigener Firma. Jedenfalls verläßt er die Phonoi>ram noch dieses Jahr.

THOMAS STEIN (43) Position: Vorsitzender Geschäftsführung BMG Ariola, Vorsitzender Bundesverband der Phono-Wirtschaft Jahreseinkommen: ca. 750.000 DM Profil: Stein hat die Position „Schallplattenchef‘ für die Branche neu definiert, weil er Musik in Urheber-, Merchandising- und Entertainment-Zusammenhängen begreift. Er hat sehr erfolgreich kreative Keimzellen, wie etwa Logic, Chlodwig oder Red Rooster, in den Konzern eingebunden.

Stein startet als Filial-Leiter von Montanus. Nach vier Jahren wechselt er 74 in zu Crystal Records in Köln. 78 holt ihn das ZDF als Musik-Redakteur. Wiederum vier Jahre später steigt er zum Geschäftsführer der Teldec in Hamburg auf, ’88 geht er in gleicher Position zur BMG München. 1991 wird er dort Geschäftsführer im deutschsprachigen Raum. Stärken/Schwächen: Guter Stratege, bereitet BMG ganz konsequent auf „die Zeit nach der Schallplatte“ vor. Soll zuweilen etwas cholerisch sein.

Tendenz: Weiter nach oben geht es im deutschen Musikgeschäft wohl nicht mehr. Vielleicht aber bei Bertelsmann.

„BALOU‘ TEMME (38) Position: Manager. Tourpromoter. Vermögen: ca. 4 Mio Mark Profil: Studiert Politik, bis ihm zwei Fünfer im Lotto dazwischenkommen. Mit dem Geld mietet er eine Dorfkneipe bei Aachen, und läßt Bands laute Musik machen. Dabei lernt er Peter Rieger kennen. Ab 1982 dann Tourleiter von BAP und einige Jahre später auch deren Manager. Heute hat er außerdem noch L.S.E, und Brings unter seinen Fittichen. 1992 veranstaltet er die Tour von Westernhagen — mit 680.000 Zuschauern ein gigantischer Erfolg. Allerdings erlebt er auch eine Pleite: die Veranstaltungsfirma Hotline, an der er beteiligt ist, meldet Konkurs an. Stärken/Schöchen: Er ist der schlaueste unter den Tour-Veranstaltern in der zweiten Reihe. Hat kein Ego-Problem wie viele Kollegen. Gilt als überaus korrekt.

Tendenz: Das hoffnungsvollste Talent unter den deutschen Tour-Promotem. Große Zukunft.

JÜRGEN THÜRNAU (42) Position: Manager und Musikverleger. Inhaber von Mambo Musik. Vermögen: ca. 27 Mio Mark Profil: Als Manager von Michael Cretu & Enigma, Sandra und Münchner Freiheit hat Thürnau drei Knüller im Stall. Vor drei Jahren wollte er seinen Verlag für 20 Mio verkaufen, wurde aber mit Rondor/A&M nicht handelsThürnau lernte seinen Job von der Pike auf. Zuerst Lehre im Plattenhandel, dann 1970 Lagerarbeiter bei der EMI in Köln. Dort aufgestiegen bis zum Marketingleiter. 1980 Wechsel zum Gerig Musikverlag als Verlagsleiter. 1982 Mambo Musik. Stärken & Schwächen: Unerschütterlich, direkt. Kommerz-Riecher. Exzellenter Kaufmann. Rüde im Ton. B Tendenz: Was er auch macht: Er fällt nicht auf die Nase.