The Dragons – BFI

Geschichten, wie das Rock’n’Roll-Leben sie schreibt. Die Brüder Doug, Daryl und Dennis Dragon, Söhne eines Dirigenten und einer Opernsängerin, sind elektrisiert von der Musik, die im 67er Summer OfLove aufkommt: Jimi Hendrix, The Doors, die psychedelischen Beatles. Sie beschließen, ein Album aufzunehmen. Sie tun das halboffiziell in den Sunwest Studios in Hollywood, nach Dienstschluss-ein Freund von ihnen arbeitet da als Toningenieur. Sie nennen die Sessions „Blue Forces Intelligence“ (BFI) und bieten die Musik den Majorlabels in Los Angeles an. Die lehnen dankend ab, woraufhin die Brüder Dragon desillusioniert Jobs als Berufsmusiker annehmen (u.a. in der Backingband der Beach Boys). Dennis wird später Plattenproduzent, Doug tourt Ende der 70er durch Australien, und Daryl wird der „Captain“ im Popduo Captain&Tennille. Das Album ist vergessen, bis DJ Food fast 40 Jahre später in einem Plattenladen auf die Privatpressung von A Sea For Yourself stößt. Es ist der Soundtrack eines Surferfilms. Darauf findet Food einen Song der Dragons, „Food For My Soul“, und ist begeistert von dieser unbekannten Psychedelic-Band. Er will den Song für seine Mix-CD Solid Steel haben, recherchiert und tritt in Kontakt mit Dennis Dragon, der ihm die Rechte freigibt und erwähnt, dass noch ein ganzes Album seiner Band existiert. Food lässt sich MP3S schicken, gibt sie weiter an sein Label Ninja Tune. Das beschließt, das Album zu veröffentlichen, BFI klingt so bilderbuchmäßig nach den 6oern, als ob es posthum am Reißbrett entstanden wäre: loungy Sixties-Pop, mit Space-Age-Effekten aus den Keyboards des Sunwest Studios angereichert – wie das Esquivel-Orchester, das Jim Morrison als Sänger engagiert hat. Dann: längliche Hammond-Soli, verfremdete Drumsounds, Musique concrete, ein Gospel aus dem Lysergsäurebad („Mercy Call“) plus entrückte Frauenchorgesänge, die den damaligen Zeitgeist atmen. Eine seltsam beschwingte Funkyness liegt über diesen Stücken. Manchmal klingen The Dragons wie die 13th Floor Elevators, die einen sehr disziplinierten Tag erwischt haben, dann wieder wirken die Songs wie die verlorenen Outtakes des Seeds-Debüts.

www.ninjatune.net