Pink Floyd: Rick Wright – 1943 – 2008


Mit dem Tod des Keyboarders hat Pink Floyd aufgehört zu atmen.

Richard Wright war für Pink Floyd, was George Harrison für die Beatles war: der Stille im Hintergrund, ohne dessen integratives und eitelkeitsbefreites Wirken die Gruppe wohl lange vor der Zeit ihren Zentrifugalkräften nachgebend auseinandergeflogen wäre. Es ist bezeichnend, dass der bescheidene Wright während der Aufnahmen zu „The Wall“ 1978 zum ersten Opfer der Egomanie von Roger Waters wurde und sich ausgebootet vor der Tür wiederfand.

Syd Barrett gilt im Kanon des floydianischen Mythos als selbstzerstörerischer Genius der frühen Jahre, Bassist Roger Waters als Songwriting-Mastermind der klassischen Phase, Gitarrist David Gilmour als Mann fürs Melodische und Erdige, Nick Mason als stoisch-komisches Metronom – doch es waren die Klangflächen, die den zahllosen Synthesizern, Pianos und Orgeln des Rick Wright entflossen, die den ästhetischen Kern, die Matrix dieser immer stratosphärischen Musik bildeten. Was Alphatier Roger Waters einmal abfällig als daher geklimpertes „turkish delight“ bespöttelte, war schon immer der humane Herzmuskel einer Musik, die sich ihrer eigenen Menschlichkeit nicht immer ganz sicher sein durfte – wer auch nur drei Sekunden von „Shine On You Crazy Diamond“ kennt, weiß um die Magie stehender Töne, die Wrights Spezialität waren und mit denen er den Pink-Floyd-Sound prägte.

Richard Wright, geboren 1943, hatte zusammen mit Roger Waters und Nick Mason, die ebenfalls in den frühen 6oern am Londoner Regent-Street-Polytechnikum Architektur studierten, Pink Floyd überhaupt erst auf den Weg gebracht – wobei er in den frühen Jahren sowohl als Sänger als auch als Songwriter überzeugen konnte. Über seine dünne Stimme mag man streiten – sie harmonierte prächtig mit denen von Barrett und später Gilmour -, sein Songwriting wird bitter unterschätzt. „Paintbox“ steht in Sachen Irrsinn Syd Barrett in nichts nach; „The Great Gig In The Sky“ und „Us And Them“ sind Schlüsselstücke von „Dark Side Of The Moon“ und „Summer 68“ auf „Atom Heart Mother“ von 1970 ist, mit seinen Anklängen an Jazz, Erik Satie und Beach Boys ein verwunschenes Juwel von einem Song, das es immer wieder neu zu entdecken gilt. Am 15. September in London ist nicht nur Richard Wright gestorben. Pink Floyd hat endgültig aufgehört zu atmen.