Das Buch zum Rausch: “Dream & Drive” von The Kills


Zum 10-jährigen Jubiläum der Kills erschien jetzt ein Buch, das die Jauchegruben, die Magie und das Zittern der Clubs in Fotos dokumentiert.

Zehn Jahre ist es her, dass Alison Mosshart und Jamie Hince damit begannen, knarrige Sounds und Texte als The Kills zu produzieren. Das fühlt sich wie eine Ewigkeit an. Ist es auch.

Denn bevor sie mit „No Wow“ 2005 den Liebhaberkreis erweiterten, spielten die beiden auf unzähligen Minibühnen, an die sich Hince im letzte Woche erschienen Bildband „Dream & Drive“ in etwa so erinnert: „Ich habe viel Zuneigung für diese amerikanischen Flohboxen und schiefen Bühnen übrig, die ich erst jetzt wieder durch Kenneths Bilder entdeckte – Kenneth Cappello ist der Fotograf und Freund, der die beiden seit zehn Jahren begleitet und von dem alle Fotos in „Dream & Drive“ stammen.

„Die Teppiche voller Kaugummis, an denen unsere Füße festklebten, sobald wir auch nur versuchten, zu tanzen. Wer hätte gedacht, dass diese Jauchegruben so eine Magie heraufbeschwören könnten? Eine Magie vom Format geheimer Gesellschaften. Alles hat uns damals in Aufregung versetzt. Selbst die Chips waren irgendwie aufregend. Jede Nacht haben wir unsere Köpfe in den Himmel fliegen lassen, uns eingebildet, wir wären übermenschlich, und dass unsere kleine Band überall hin kommen könnte, wo wir wollten …und dann, beim nächsten Soundcheck mit einäugigem Boxenensemble und einer Umkleide, deren Wände voller gezeichneter Pimmel war, waren wir wieder auf dem Boden der Tatsachen. Sie wurden Paläste des Übernatürlichen, diese Clubs, in denen sich dein Leben in einer einzigen Nacht ändern konnte, mit nichts mehr als einem erschöpften Fender Twin und einem Paar sich auflösender Jeans. Ich hatte fast vergessen, wie sich das anfühlte, bis wir mit dem Buch begannen.“

600 Filme und über 20.000 Fotos hat Capello on- und offstage von The Kills in den letzten zehn Jahren gemacht. Und man sieht den intimen und organischen Fotos an, dass dieses Projekt nicht von langer Hand geplant war. Capello war vor Ort, träumte mit, bewegte sich. Und hielt diesen Rausch in Bildern fest. „Diese Bilder sind leise Visionen von Dingen, die einfach aufgetaucht sind“, erzählt Mosshart. „Das Zittern eines Clubs,  Elektrizität, die wie Farbe durch den Raum schleuderte, Gesichter, Posen, das Fahrzeug, das über die Straße jagte, Schweiß …”

Doch der Bildband – inklusive Vorwort von Mosshart – dient nicht nur der Schwelgerei von Hince und Mosshart, vielmehr ist er verbildlichte Erzählung, von dem, was Rock’n’Roll sein kann. Wild, dreckig und erfüllt vom Moment.