Debütant als Überflieger


Mit "8 Mile" , dem ersten großen Hollywood-Film über die HipHop-Kultur, vollendet Eminem seine Entwicklung zum global dominierenden Pop-Superstar.

Trophäen pflastern in diesen Monaten Eminems Weg: Nach zuletzt drei Auszeichnungen bei den MTV European Music Awards und immerhin vier Trophäen zuvor bei den Video Music Awards in New York ist der Rapper für die American Music Awards am 13. Januar im Shrine Auditorium von Los Angeles erneut in vier Kategorien nominiert. Dem warmen Awards-Regen stehen überwältigende Verkaufserfolge gegenüber: Während dieser Artikel in Druck ging, hatte der 30-Jährige mit „Lose Yourself“ Platz eins der US-Singlecharts und mit dem Soundtrack zu „8 Mile“ die Spitzenposition der US-Albumcharts inne, der Film selbst erklomm in der Woche nach der Premiere die Poleposition der US-Kinocharts und spielte in dieser ersten Woche 54,5 Millionen Dollar ein, das fünftbeste Premierenergebnis des laufenden Kinojahres. Eminems drittes Studioalbum „The Eminem Show“ ist mit bisher rund sechs Millionen verkauften Exemplaren auf dem besten Weg, in den Staaten das bestverkaufte Album des Jahres zu werden.

„8 Mile soll die Karriere des Rappers nun endgültig in neue Stratosphären hieven. Der Film lief in den USA im November an und kommt bei uns am 2. Januar in die Kinos. Er wurde im vergangenen Winter in Detroit gedreht und ist entgegen anders lautender Gerüchte nicht bloß eine verkappte Eminem-Biografie: „Ich wollte einen Film drehen, der etwas von den Kämpfen erzählt, die olle Rapper auszustehen haben, nicht nur von meinen Kämpfen und Problemen. Also haben wir zwar ein paar Bits and Pieces aus meinem Leben für das Drehbuch verwendet, aber die Figur in dem Film könnte quasi jeder sein und jeder kann sich auch mit ihr identifizieren“, sagt der Schauspieldebütant. Simultan zum deutschen Kinostart von „8 Mile“ erscheint auf Eminems Label Shady noch ein weiteres Album zum Film: „More Music From 8 Mile“ ist eine Zusammenstellung einschlägiger HipHop-Tracks aus den mittneunziger Jahren, der Zeit, in der „8 Mile“ spielt [u.a. von Mobb Deep, Notorious B.I.G., Naughty By Nature, Outkast, 01 Dirty Bastard und dem Wu-Tang Clan).

Insgesamt eine verblüffende Entwicklung für einen wegen seiner frauen- und schwulenfeindlichen Texte noch immer umstrittenen Abkömmling des Poor White Trash. Verblüffend nicht nur der Zahlen wegen: Spätestens seit den auch in kritischen Medien anerkennenden Kritiken für sein viertes Studioalbum „The Eminem Show“ (im Juli „Platte des Monats“ im ME) ist der einstige Außenseiter auf dem besten Wege, nicht nur bestaunt, sondern auch als Künstler respektiert zu werden. Eminem selbst plant inmitten all des Rummels offenbar bereits sein Leben nach der Rapper-Karriere. Er arbeitet am Aufbau seines Labels Shady (mit Acts wie D12 und dem Newcomer 50 Cent] und prognostiziert: „Ich kann nicht ewig weiterrappen. In zehn Jahren möchte ich nicht mehr über die Bühne zappeln, sondern sehe mich in einer Rolle wie Dr. Dre also als Mentor und Produzent für jüngere Künstler.“ Christian Stolberg www.eminem.com Mehr über den Film „8 Mile“ in diesem Heft auf Seite 94