Der Mann, der vom Himmel fiel


David Bowie ist der einflussreichste Künstler des Planeten: The XX, Janelle Monáe, Arcade Fire, Lady Gaga, sie alle laben sich am Sternenstaub, den der überirdische Bowie in den vergangenen 40 Jahren über den Pop-Planeten ausgeschüttet hat. Nie war seine Strahlkraft größer als heute. Eine Spurensuche.

Lady Gaga hatte es sich bei den letzten MTV Video Music Awards gerade bequem gemacht und schaute will.i.am bei seinem „Blackface“-Auftritt zu, da geschah es. Sichtlich beunruhigt rutschte Gaga auf ihren Fleischteilen hin und her. Von den gierigen Augen abgesehen, die auf ihren fleischigen Bikini starrten, muss sie die Anwesenheit eines Geistes verspürt haben, der ihr leise ins Ohr flüsterte: „Ich bin es, der dich erschaffen hat.“ Und es war nicht Justin Bieber, der in der siebten Reihe saß (obwohl auch das eine schaurig-schöne Vorstellung wäre). Nein, es war der Gottvater selbst, der Mann, der dafür verantwortlich war, dass diese fleischbehangene, kühl kalkulierende Selfmade-Frau zum Goldenen Kalb einer spektakel-geilen Pop-Art-Gesellschaft wurde.

Und nein, er war nicht tot. Er lebte nur in der Schweiz – wobei es zahlreiche Zeitgenossen gibt, die zwischen diesen Zuständen keinen Unterschied feststellen können. Es war David Bowie – jener Geist, den wir als Jareth aus „Labyrinth“ kennen, der aber hauptamtlich Vorfahr der Idee ist, dass Pop und Kunst zusammen ins Bett steigen können, um im Handumdrehen einen Humunkulus namens Pop-Art zu zeugen.

Natürlich ist es Warhol, den Gaga mantraartig runterbetet, wenn sie uns verklickern will, warum sie gerade ein Kleid mit Kermit-The-Frog-Köpfen trägt. Aber es war Bowie, der Warhols Theorie – die Kunst als Produkt, die Suche nach der Tiefe im Oberflächlichen – auf den Musik-Mainstream anwandte. Die Dame, die in ihrem früheren Leben Stefani Joanne Angelina Germanotta hieß, hat nun die Kreation ihrer eigenen Kunstperson zum Lebenswerk deklariert. Und den Fokus ihres Projektes legt sie dabei schlauerweise nicht auf ihre musikalischen Talente, sondern konzentriert sich voll und ganz auf die Persona Lady Gaga – den fleischgewordenen Sternenstaub, die Schwarze Witwe vom Mars.

Bowie kam früh zu der Erkenntnis, dass ein Pseudonym nur ein erster Schritt sein kann, um sich von der eigenen, eindimensionalen Person zu emanzipieren. Inkarniert man sich konsequenterweise in eine neue, artifizielle Figur, entsteht eine Leinwand, auf die man seine Kunst projizieren kann. Von nun an ist es die Kunstfigur, die ihre Manifeste – Songs und Bühnen-Darbietungen – in die Welt schickt. Bowie, von Warhol fasziniert, fackelte nicht lange: Er machte das Medium zur Botschaft – und das Medium war die von ihm geschaffene Kunstfigur.

Inzwischen sieht es so aus, als würde das angesagtere Ende des Pop-Spektrums Bowies große Entwürfe erneut ausgraben. Kaum haben wir uns daran gewöhnt, dass sich die eine Pop-Diva Flammenwerfer auf ihre Titten montiert, kommt schon die nächste: Janelle Monáe alias „Cindi Mayweather“, die sich auf ihrem THE ARCHANDROID als messianischer Roboter aus dem Schlund von „Metropolis“ präsentiert.

Mit Bowie wurde der Popstar zum Pin-up, war sich aber gleichzeitig sehr wohl seiner Künstlichkeit bewusst. Pop wurde ein Spiel, das erheblich witziger und doppelbödiger war als die Musik, die dabei abfiel. Bowies Mitt-Achtziger-Periode ermöglichte Acts wie Hurts und La Roux – Kandidaten, die ihrem Pop noch ein menschliches Antlitz geben, dabei aber stets um ihre kalkulierte Künstlichkeit wissen. Denn das ist der Knackpunkt: die Gegenpole im Hinterkopf zu behalten, während nur ein Augenzwinkern die sonst makellose Pop-Präsentation in Frage stellt.

Eine neuerliche Pop-Art-Manie scheint in der Luft zu liegen: Gerade erschien eine Compilation (We WERE SO TURNED ON), auf der sich Acts wie Chairlift, Vivian Girls, Carla Bruni, Warpaint, A Place To Bury Strangers und Duran Duran an Bowie-Songs versuchen, die sie seit langem im Herzen tragen. Das Spektrum der Künstler und stilistischen Genres ist atemberaubend und gibt vor allem einen Eindruck davon, wie gewaltig Bowies Einfluss auf die heutige Generation noch immer ist.

Die Feststellung, dass er heute wichtiger ist als je zuvor, wird noch bizarrer dadurch, dass der Mann selbst kaum mehr an die Öffentlichkeit tritt. Was zum Teufel hat Bowie eigentlich in den sieben Jahren getrieben, seit er sein letztes Album veröffentlichte? Oder in den sechs, seit er zuletzt auf Tour war? Die Antwort fällt schwer, weil der Mann derzeit alle Interviews ablehnt. Das erste Interview in fünf Jahren gab er unlängst dem Redakteur von bowieNet, einer Fan-Site, und es drehte sich um Alles und Nichts. Seine Ehren rang sich ein paar nichtssagende Antworten zu Fragen nach der unlängst erschienenen „A Reality Tour“-DVD ab. Eine Kostprobe: „Die Set-List auf über 50 Songs zu erweitern, erwies sich als ungemein hilfreich; ich glaube, es waren sogar fast 60. Ich habe auf der ganzen Tour mein Fitness-Programm nahezu konsequent durchgehalten, und auch die Unterstützung von Seiten der Band und des Publikums war überwältigend. Jeder Auftritt schien ein neuer Anfang zu sein.“

Letztlich hat sich der Bursche in den vergangenen Jahren komplett in Luft aufgelöst. 2004 tourte er zuletzt mit seinem REALITY-Album, bekam in Oslo einen Lollipop ins Auge gedrückt und erlitt in Deutschland einen leichten Herzinfarkt. Er sagte daraufhin seinen Auftritt beim schottischen „T In The Park“-Festival ab, trat danach noch einmalig mit Arcade Fire auf und hatte in der englischen TV-Serie „Extras“ einen Kurzauftritt als David Bowie. 2006 steuerte er die Backing Vocals zu TV On The Radios „Province“ bei und ließ im selben Jahr verlauten: „Ich habe die Nase voll von dieser Industrie, und das nicht erst seit heute.“ Danach ging das Licht aus, und sein Thron blieb leer.

Bereits im Jahr 2000 hatte ihn eine „NME“-Jury aus 100 Popstars zum „Most Influential Artist Of All-Times“ gewählt, und zehn Jahre später ist sein Einfluss eher noch gewachsen. Auf Arcade Fires THE SUBURBS hört man subtile Synth-Wolken, die direkt an den Bowie der späten Siebziger gemahnen – und das afro-amerikanische Alter Ego von „Georgie Fruit“, das Kevin Barnes und Of Montreal an die Schnittstelle von Indie und Funk schicken, geht schnurstracks auf Bowies Philly-Phase zurück. Bei Hot Chip und ihrem Versuch, den R&B auch für weiße Kids genießbar zu machen, hören wir den Bowie von YOUNG AMERICANS ebenso wie bei dem mutiertem Funk von Everything Everything.

MGMT schnitzten Tracks wie „Weekend Wars“ aus SPIDERS FROM MARS-Stoff, bevor sie sich der klassischen Folk-Psychedelia von HUNKY DORY widmeten. Mit ihrer putzigen englischen Aussprache machten sie auf CONGRATULATIONS gar eine Verneigung vor „Brian Eno“. Und hätte es die neue intergalaktische Sprechblase gegeben, wenn nicht die Klaxons 2007 den freakigen Zeitgeist von Ziggy Stardust recycelt hätten?

NachMYTHS OF THE NEAR FUTURE wollten Klaxons den Nachfolger eigentlich mit Brian Eno aufnehmen. „David Bowie und Brian Eno sind für uns Fixpunkte“, sagte Jamie Reynolds damals – und ließ ungewollt durchblicken, dass er in der Schule bei Geometrie nicht aufgepasst hat: „Alles, was wir anfassen, orientiert sich an der Form eines Dreiecks, und in der Mitte dieses Dreiecks befinden sich die Zwei. Diese Zwei bringen alles, wofür wir stehen, auf einen Nenner.“

Man liegt wohl nicht falsch in der Vermutung, dass die Klaxons auch ihr komplettes Space-Gebrabbel von Bowie übernahmen. Denn während die anderen Glam-Stars brav auf dem Erdboden blieben (Gary Glitter wollte dich zum Mitglied seiner Gang machen, während Bolan lieber einen weißen Schwan ritt und sich deshalb beim Animismus und der Artus-Sage bediente), biss sich Bowie mächtige Happen aus dem Kosmos heraus – und war damit erfolgreicher als alle anderen Space-Kadetten.

Um zu signalisieren, dass im Inneren des Herzens eigentlich nur ein schwarzes Loch ist, übernahmen Interpol die groteske Überspitzung und den vom Pathos schwangeren Gesang von Joy Division, die sich ihrerseits jedoch bei STATION TO STATION bedient hatten. Und wer dem Thin White Duke zuhörte, wie er „throw-ing darts in lover’s eyes“ sang, musste zwangsläufig den Eindruck gewinnen, dass es a) das erzählende „Ich“ überhaupt nicht mehr gab – und b) der Klang dieser menschlichen Zombies, die ihre Leidenschaft in Form von metronomisch exakten Tom-Toms intonierten, eigentlich ins Reich der Fantastischen Kunst gehörte.

Wer sonst hätte ein Album aufnehmen können, dessen Hälften jeweils in zwei völlig verschiedenen Genres rezipiert, verdaut und wiedergekäut werden? Die erste Hälfte von LOW war Synth-Rock, der heute die unterschiedlichsten Mutationen durchläuft – exemplarisch beim dritten Album von Franz Ferdinand (wobei die ersten Anzeichen des Stilwechsels bereits auf ihrem 2007er-Cover von „Sound And Vision“ zu hören waren.) Die Rückseite von LOW war Ambient, später Spielplatz von The Orb. Heute versuchen sich Elektro-Heroen wie Blondes und selbst Salem – samt der „Drag“-Scene, die sie ansprechen – an einer Fortführung. Bowies anderer großer instrumentaler Wurf, „HEROEs“, stand offensichtlich Pate für die nackten atmosphärischen Magenkrämpfe auf dem Debüt von The XX. In puncto Atmosphäre und Arrangement waren die gehetzten, düsteren, kompakt sich abrollenden Instrumentals wie „V-2 Schneider“ und „Neuköln“ für The XX sicher nicht minder einflussreich als die überstrapazierte Dubstep-Connection.

Sogar Coldplays VIVA LA VIDA bediente sich der „Oblique Strategies“, die Bowie und Brian Eno bei der Arbeit an LODGER entwickelt hatten: Zettel mit unterschiedlichen musikalischen Anweisungen wurden gemischt, um so den Zufallsfaktor ins Spiel zu bringen und der Kreativität neue Kanäle zu öffnen. Dieser Ansatz hatte Bowie schon früher fasziniert, als er Burroughs‘ Cut-up-Technik anwendete: Er schrieb Textzeilen auf verschiedene Zettel, warf sie in die Luft, um sie dann wie Lego-Bausteine neu zusammenzusetzen. Kurt Cobain griff die Idee auf – und Thom Yorke benutzte sie, um KID A zu Papier zu bringen. Das Konzept ist inzwischen fast schon ein Standard für Songtexter geworden und verantwortlich für die besten und übelsten Lyrics. Die üblen sind wahllos zusammengewürfelte Versuchsballons, die mit modischen Reizworten und Nonsens-Poesie aufgebläht werden. Doch dazwischen gibt es immer wieder ein paar Perlen, lyrische Strudel von Wahrheitspartikeln, die etwas aufgreifen, das in der Luft liegt, es komprimieren, ohne dabei gleich die Keule des Offensichtlichen zu schwingen: „A mulatto, my libido“ (von „Smells Like Teen Spirit“)? Oder: „Yesterday I woke up sucking a lemon“ (aus Radioheads „Everything In Its Right Place“)? Weiß der Teufel, was … aber in jedem Fall klingt’s verdammt gut.

Bis heute hat sich allerdings noch niemand an „The Laughing Gnome“, Bowies bizarrer Single von 1967, versucht. Bestimmt nur eine Frage der Zeit. Jedenfalls hat Bowie die Idee der ständigen Neuerfindung fest im Lexikon des Pop verankert. Die Teilnahme am Psycho-Maskenball wird von neuen Talenten erwartet, ja ist fast schon unabdingbar geworden. Wer überleben will, muss sich verpuppen. Ausnahmen ausgeschlossen.

Als Gaga also bei MTVs jährlicher Jubelveranstaltung auf ihrem trockenfleischgepolsterten Hintern saß, grübelte sie mit Sicherheit darüber nach, was David Jones wohl als nächstes tragen würde, wäre er noch das vaudevillianische Fantasiewesen von damals – und nicht die bloße Silhouette dessen, was einmal ein ausgewachsener Wechselbalg war. Für einen Mann, der früher schwer schuftete, um alles unter Kontrolle zu halten, ist sein gegenwärtiges Schweigen jedenfalls höchst irritierend. Sollte noch eine letzte große Inkarnation in ihm schlummern? Arbeitet er an einer neuentwickelten, glänzenden V-2, die donnernd den milden Abendhimmel der Popkultur zerteilen wird? Oder wird er uns einen ungeschminkten Schwanengesang à la Johnny Cash hinterlassen? Vielleicht genießt er ja nur seine „Golden Years“ und macht lange Spaziergänge durch das idyllische Montauk? Oder sitzt mit Imam am Kamin und trinkt Sherry? Auszuschließen wäre es nicht. Andererseits: Bowie lebt in so vielen Gestalten, und er steckt so tief in der DNA des Pop, dass er vielleicht völlig zufrieden damit ist, die große Goldader zu sein, die von der Nachwelt nun geplündert wird. Seine Tentakel sind überall, und er muss sich nicht bewegen, um trotzdem über allem zu thronen.

Albumkritik S. 94

www.davidbowie.com

Brandon Flowers

„Als ich aufwuchs, hörte ich viel Musik von Bands, die von ihm beeinflusst wurden, aber ich verstand ihn nicht, bis ich 19 oder 20 Jahre alt war. HUNKY DORY veränderte mein Leben, und dieses Album stieß die Tür auf für LODGER, „Heroes“ und Ziggy Stardust. Ich bin ein großer Bewunderer von Menschen, die ständig neue Maßstäbe setzen und trotzdem zugänglich bleiben. Und ich glaube, darin ist Bowie unschlagbar.“

Lady Gaga

„Bowie ist für mich eine Ikone der Kunst. Es geht dabei nicht nur um Musik, es geht um Darbietung, Einstellung, das Aussehen, all das zusammen. Dort sehe ich mich als Künstlerin und das ist es, was ich einmal erreichen möchte. Ich gehe niemals vor die Tür, ohne mich zurecht zu machen. Das wäre ein schlechtes Vorbild und nicht fair gegenüber meinen Fans. Sie wollen mich so nicht sehen, genauso wie ich Bowie nicht in einem Trainingsanzuge sehen will. Er würde sich so niemals jemandem zeigen.“

Hurts

Theo Hutchcraft: „Bowie ist der Leuchtturm, er hat den modernen Pop erfunden! Er war es, der uns die Möglichkeit geschenkt hat, sich ständig neu zu erfinden. Es gibt niemand, der ein solch gigantisches musikalisches Spektrum bedienen kann, nicht einmal Prince.“ Adam Anderson: „Mein Lieblingssong von ihm ist My Death‘. Wahrscheinlich muss Bowie erst sterben, bevor die Welt versteht, dass er der größte Künstler aller Zeiten ist.“

Mark Ronson

„Ich habe ihn einmal getroffen, als ich in der Band eines Freundes Bass spielte. Wir spielten im Vorprogramm von The Strokes. Beim Auftritt der Strokes stand er an der Seite und schaute sich die Show an. Für die Band war es der Adelsschlag. Es war amüsant zu beobachten, wie er an der Seite stand und alle anderen sich dahinter versammelten. Alle hatte soviel Respekt vor ihm, dass sie drei Meter Sicherheitsabstand hielten.“

Paul Weller

„Ich denke, jeder wurde durch ihn beeinflusst. LOW, das erste Album der Berlin-Trilogie, war immer mein Lieblingsalbum. Und es wurde bei jedem Mal Hören besser. Ich glaube, dieser besondere experimentelle Ansatz beschreibt die Musik am besten, die ich heute mache.“

Janelle Monáe

„Ich wusste nicht, wer David Bowie ist, bis ich den Namen von Freunden gehört habe, die mich immer wieder mit ihm verglichen haben. Ich habe dann angefangen, mich mit ihm zu beschäftigen … und ich bin immer noch dabei.“

Das Bowieversum – Die sechs Metamorphosen des Bowie und die wichtigsten Künstler, denen sie Inspiration waren.

Space Oddity

1969-1971

Mit einem großen Knall läutete der Psychedelic Folk von SPACE ODDITY die Siebziger ein. Dame Dave brannte sich als Ikone in das kollektive Gedächtnis der Zeit – als wäre er gerade zurückgekehrt vom Planeten der Discokugeln und des LSDs. Mit einer Gitarre auf dem Rücken und einem Led-Zeppelin-Album in der Hand. Dieses Album ist die Blaupause für Traumtänzer wie Sufjan Stevens, Devendra Banhart und Florence.

Ziggy Stardust

1972

Ein zufälliges Zusammentreffen in der Carnaby Street mit dem abgehalfterten Ex-Popstar und Drogenwrack Vince Taylor brachte Bowie auf die Idee für seine spektakulärste Kreation: Ziggy Stardust war die ultimative Rockikone, eine Mischung aus Jimi Hendrix, The Velvet Underground und Iggy Pop. Die Idee eines androgynen, verdrogten Stars, der mit der Welt um sich herum hadert, inspirierte Künstler wie Patrick Wolf, The Cure und Janelle Monáe.

Soul Man

1973-1975

Als Alter-Ego Aladdin Sane sprang Bowie kopfüber in die afroamerikanische Kultur der Siebziger. Kein elektrifizierender Glam-Rock mehr, dafür von Kokain gebremster Plastic Soul und Stadion-Funk. Den Höhepunkt dieser Ära bildete das enorm unterschätze Album YOUNG AMERICANS, das als Vorbild der weißen Art-School-Boys in der ganzen Welt diente – von Joy Orbison über Franz Ferdinand bis hin zu Everything Everything.

Berlin New Romantic

1976-1980

Im festen Griff einer Kokain-Psychose wurde Bowie zu The Thin White Duke, einem reichen, geisteskranken Rockstar, mit Schlafstörungen und einer Obsession für Faschismus und Okkultismus. Seine Vorlieben für R&B, Krautrock, Ambient, Post-Punk und Synth-Pop führten zu Werken wie der Berlin-Trilogie, STATION TO STATION und SCARY MONSTERS (AND SUPER CREEPS). Für verschrobene Indie-Bands wie Interpol und Chapel Club oder Grusel-Hybride wie salem und The XX war es die Stunde Null.

StadionRocker

1981-1994

Entgiftet und im maßgeschneiderten Anzug rannte Bowie in die Achtziger und rief „Hello Wembley!“. Mit Beginn des neuen Jahrzehnts wurde aus dem bizarrsten Musiker der vergangenen Jahre einer der weltweit bekanntesten Künstler. Doch nach einer Reihe von brillanten Hits folgte eine erschreckende Talfahrt Richtung Selbstparodie. Radiohead und Morrissey nahmen rechtzeitig die Abfahrt ins Stadion. Direkt dahinter warten Hurts und Mumford & Sons – bereit, ihnen zu folgen.

Der Wiedergeborene

1995-Heute

Der neue Bowie orientiert sich an der modernen Musiklandschaft. Zwei der Highlights: die von Industrial und Drum’n’Bass beeinflussten Alben OUTSIDE und EARTHLING. Wir fragen uns: Was kommt als nächstes? Kollegen wie Animal Collective, TV On The Radio und Magnetic Man werden sehr genau hinschauen, wenn der große Mann wieder auftaucht.