Die Ärzte live in Passau


Die Ärzte live in der Dreiländerhalle in Passau: musikexpress.de-Leserin Mona berichtet vom Zusammentreffen der besten Band der Welt mit den besten Fans der Welt. Oder stimmt das vielleicht gar nicht mehr?

Die Ärzte sind Mainstream. Das ist nichts Neues. Dennoch hat sich die Situation verschärft und man kommt nicht mehr ganz so gut damit klar wie noch zu Zeiten von „Geräusch“. Liegt es an der besten Band der Welt oder an den neuen Fans, die den besten Fans der Welt sauer aufstoßen? Im Falle vom Passauer Konzert am 06.07.2008 sind es sicherlich die neu dazu gekommenen Fans der Herren, weil Die Ärzte aus Berlin (aus Berlin) allgegenwärtig sind und ja, auch so etwas wie in Mode.Die Vorband, Blowfly, wurde mit Flaschen beworfen. Man sollte sich später die Frage stellen – warum heizt ihr euch auf mit Fußigesängen – die zwei Stunden vor Beginn einsetzten -, werft die Vorband von der Bühne und seid dann bei der besten Band der Welt steif wie ein Brett? Hat Farin deswegen auch „Unrockbar“ geschrieben? Gleich zu Anfang, nach dem dritten Song „Hurra“, gab’s wegen den Bottlen auch Schimpfe von Bela. Immerhin seien das ihre Gäste und es wäre ihnen peinlich. Und das kann man ja verstehen, so was tut man auch nicht. Farin erkundigte sich dann, für wen es das erste Konzert wäre. Viele meldeten sich. Zu viele. Deswegen gab es erstmal Einführung ins treppenartige Klatschen und andere Späße, verstanden haben das die meisten Konzertgänger aber nicht. „Wie, ich bin hier auf einem Ärzte-Konzert?“Auch auf der Galerie war nichts los. Die Leute saßen und das blieb den Ärzten nicht verborgen. Bela: „Mädchen, du bist halb so alt wie ich und sitzt. Ich stehe drei Stunden lang und spiele dabei Schlagzeug!“Weiterhin – zum Thema Brett – muss man sagen, meine Toleranzgrenze ist groß und während ich mir bei Beatsteaks Auftritten Sachen wie „Das ist nicht das typische Publikum.“ und „Entschuldigt bitte, wir sind hier doch auf einem Konzert!“ verkneife, blieb mir nichts anderes übrig als auf die Frage „Ich wusste gar nicht, dass man hier tanzen muss!“, zu antworten: „Entschuldige bitte, wir sind hier doch auf einem Ärzte-Konzert!“Das halbe Publikum bestand aus Realschülern, die meisten waren da, um das Phänomen Ärzte auch mal gesehen zu haben. Die kommen ja auch nicht so oft in die Gegend. Und der Hardcore-Fan fühlte sich wie im falschen Film. Die beste Band der Welt – und die zweitbeste gleich auch noch, wie Bela betont – hingegen macht ihr Ding, als hätte sie nie etwas von einem „ÄMTV“ gehört.Vor „Nichts in der Welt“ wagte Bela eine Ansage, wie sie auch nur von ihm kommen kann: „Farin Urlaub, der schönste Mann der Welt. So schön, dass er schon wieder hässlich ist.“ Farin nahm’s ihm nicht übel: „Einmal rum sozusagen.“ Bela setzte noch einen drauf – in Las Vegas hätte Farin Einreiseverbot wegen den vielen alten Frauen, die kamen. Obwohl Farin sich trotz allem nicht verstecken musste, tat er es. Für „Dinge von Denen“ versteckten sich Farin und Bela hinter Büschen, denn Tarnung sei laut Farin alles. „Rettet die Wale“ wurde umgedichtet in „Rettet die Kakadus“.Und: Wenigstens sind nicht alle neuen Fans Opfer der „Lasse Red’n“-Welle. Meine Ellenbogennachbarn waren 10jährige Jungs. Neben den Brüdern war noch ein Schwesterchen sowie Mutter und Vater dabei. Und die 10jährigen sind tausendmal besser abgegangen als manch ein Realschüler im Saal! Der Kinderanteil war in Passau enorm. Und ja, sie alle strahlten. Vielleicht ebnet das den Weg für eine weitere, definitiv bessere Fangeneration. Und vielleicht sind dann beim nächsten Mal auch wieder mehr beste Fans der Welt dabei. Und ein nächstes Mal gibt’s sicher. Der Abend war trotz allem top: Intimer Rahmen, 3 Stunden geballte Ärzte-Power und zum Schluss war auch der ein oder andere Realschüler „gejazzt“.

Mona – 08.07.2008