Die heißesten Newcomer 2015: Gengahr – Blut schlucken, Hits ausspucken!


Sonnengetränkter Psychrock mit Hang zur Traurigkeit.

Ein Geniestreich: Für ihr erstes Video hat die Londoner Band Gengahr das Regie-Ass Nico Smith engagiert. Der Typ, der beim beastieboyhaften Clip (Polizeiuniformen, falsche Bärte!) zum kratzbürstigen Popsong „Fill My Gums With Blood“ Regie geführt, das Drehbuch geschrieben und die Hauptrolle übernommen hat, ist wohlgemerkt erst neun Jahre alt.

Dass Gengahr diesen kleinen Schnacker als Kreativkraft ausgewählt haben, passt, da der melodische Psychrock der Band bei aller Unerfahrenheit auch ziemlich abgeklärt klingt. Vor etwas über einem Jahr hat das Quartett erste Demos aufgenommen, ein halbes Jahr später in Glastonbury gespielt. Im Herbst erschien ihre Debütsingle „Powder“. Ähnlich wie beim Stück über das blutige Zahnfleisch scheint auch auf diesem Track die Westküstensonne hindurch, während das knochentrockene Schlagzeug und der Nachhall im Gesang den dreieinhalb Minuten gleichzeitig etwas Trauriges verleihen. In diesen Momenten ist es dann an der Gitarre, die das Ganze mit gerade genug Indiepop-Zuckerguss überzieht.

Auf John Victor, den Gitarristen, sollte man eh aufpassen: sicher ein Mann, der aus Songs Hits macht. Ansonsten laufen die Vergleiche in alle Richtungen, von Vampire Weekend über MGMT, The Cure bis Unknown Mortal Orchestra ist alles dabei. Auch oft genannt: Alt-J, mit denen Gengahr im Frühjahr auf Europatour gehen. Den Konzertfilm soll Nico Smith inszenieren – wenn er schulfrei bekommt.

Ein bisschen wie: der Indie-Überraschungshit der Kinosaison
Gar nicht wie: das verkopfte Abschlusswerk eines Filmstudenten

Dieser und alle weiteren Artikel über die Newcomer dieses Jahres sind in der Februar-Ausgabe des Musikexpress erschienen.