Falscher Zeitpunkt: „N.W.A-Biopic „Straight Outta Compton“ trägt zur Polizeigewalt in den USA bei“


Der N.W.A-Film, der in Deutschland am 27. August startet, verschlimmere angeblich die aktuelle Situation in Bezug auf amerikanische Polizeigewalt. Trotzdem legte der Film den wohl erfolgreichsten US-Kinostart des Sommers hin.

Wenn es nach Dennis Zine geht, ist es im Moment „ein furchtbarer Zeitpunkt, den N.W.A-Film Straight Outta Compton zu zeigen.“ Für den ehemaligen Polizist des „Los Angeles Police Department“ trägt der Film nur noch mehr zu einer Eskalation der aktuellen Lage in den USA in Bezug auf die dortige Polizeigewalt bei. Das erzählte er in einem Interview mit dem Online-Portal TMZ.

Das Biopic „Straight Outta Compton“ erzählt den Werdegang der amerikanischen Rap-Truppe um Dr.Dre, Ice Cube, Eazy E, DJ Yella und MC Ren aka Niggaz Wit Attitudes – kurz N.W.A aus Compton/ Kalifornien. Sie waren die Ersten, die in den 80er-Jahren im damals wie heute von Rassenunruhen und Polizei-Eskalation bestimmten Amerika auf die Missstände in ihren Siedlungen aufmerksam machten. Und das mit Gangsta-Rap, wie ihn so zuvor niemand gemacht hatte. Dafür mussten die Rapper mit immensen Polizei-Repressalien bezahlen, die es ihnen teilweise unmöglich machten, Auftritte ohne Eskalation abzuhalten.

Für die noch lebenden Charaktere der Truppe, allen voran Rap-Milliardär Dr.Dre und dem ebenfalls steinreichen Rap-und TV-Star Ice Cube ist der Film jedenfalls ein wichtiger Beitrag, der genau zur richtigen Zeit kommt. Und wenn man die sozialen Medien, die Feuilleton-Seiten aller großen Blätter, sowie die Zahlen zum US-Kinostart des Films ansieht, merkt man eins: Alle, wirklich alle haben diesen Film seit Monaten auf dem Zettel und wenn ein Film am ersten Wochenende 56 Millionen US-Dollar einspielt (die Produktionskosten lagen bei relativ schmalen 29 Millionen US-Dollar), kann der Zeitpunkt der Veröffentlichung nicht so verkehrt sein.

Fakt ist: Polizeigewalt ist auch im Jahr 2015 in den USA noch ein riesiges Thema. Die jüngsten Vorkommnisse in Ferguson, Baltimore oder Charleston an zeigen, dass dieses Thema aktuell präsenter in den Medien und in den Köpfen der Menschen ist als in den Jahren zuvor.

Auch der im Vergleich zu den N.W.A-Altmeistern noch junge Rapper Kendrick Lamar stammt aus Compton. Und sein im März erschienenes Album TO PIMP A BUTTERFLY ist nichts weniger als ein 78 Minuten langes Manifest, das genau dieses Thema wieder in den medialen und gesellschaftlichen Fokus rückt. Der Film zielt also in die richtige Richtung ab. Nur, dass es sich bei Dr.Dre und Co. am Ende eben immer noch um Künstler handelt, die Musik und Film als Geschäft betrachten, und nicht um politische Statements. So bekommt die hohe Einspielsumme trotz des ehrenwerten Ansatzes einen leicht faden Beigeschmack. Und dennoch gilt auch hier: Es ist besser, jemand erzählt diese Geschichte mit einem kritischen Unterton – egal aus welchen Motiven – als dass es niemand tut.