Mit dem Rechtsgutachten im Auftrag der Berliner SPD-Fraktion besteht nun kein Zweifel mehr daran, dass Spätis auch am letzten Tag der Woche öffnen dürfen. Unklarheit herrscht dagegen beim erlaubten Sortiment.
Was wäre Berlin bloß ohne seine blühende Späti-Kultur? Eben ein eiskaltes Kindl holen oder ein Gösser vorm Laden zischen, ein Eis für die Kleinen und eine Schachtel Kippen für die Großen. All das bedrohte das Sonntagsverbot für Spätis. In Neukölln wird seit geraumer Zeit rigoros gegen Verkauf und Öffnung der Kioske vorgegangen, zum Teil mit drakonischen Geldstrafen. Viele Spätkauf-Besitzer sahen sich in ihrer Existenz bedroht, nun kam jedoch ein Rechtsguthaben zu einem klaren Ergebnis: Spätis dürfen sonntags öffnen.
Ein Diskussionsfeld ist zwar nun geschlossen, ein ganz neues eröffnet sich dadurch jedoch: Spätis müssen sogenannten „touristischen Bedarf“ anbieten, also Dinge, die man im Vorbeigehen kaufen und auch im Vorbeigehen verzehren kann; sprich: Eis, Getränke, Zigaretten. Ausgeschlossen werden derzeit daraus Dinge wie Klopapier, Dosenravioli und Tiefkühlpizza. Doch, was ist, wenn der Air-BnB-Tourist aus Neuseeland sonntags in Tegel landet und sich in seinem Appartement eine leckere Pizza Quaddro Formaggi in den Ofen schieben möchte? Deckt sich dies nicht auch mit dem Begriff touristischer Bedarf?
Diese Frage stellt sich auch Neuköllns Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey (SPD). Konserven und Toilettenpapier könnten für Touristen, die auf dem Campingplatz Ferien machen, durchaus ihre Berechtigung haben, stellt die Politikerin fest. Dennoch ruft sie Späti-Inhaber auf, ihr Sortiment anzupassen, um weiteren Repressalien von Seiten des Ordnungsamtes aus dem Weg zu gehen. Sie biete jedoch ihre Zusammenarbeit an, um keinen weiteren Konflikt entstehen zu lassen, ließ Giffey wissen.
Berliner und Berlin-Touristen dürften sich jedoch vorerst nicht den Kopf darüber zerbrechen müssen und sich einfach darüber freuen, dass sie sich weiter ihr Sonntagsbier am Späti ums Eck holen können.
