„Gutmensch“ zum Unwort des Jahres gewählt – die Songs dazu sind noch schlimmer


Was uns aufgefallen ist: Auch Songs, in denen das Wort Gutmensch vorkommt, sind in der Regel außergewöhnlich schlecht. Wir haben ein paar davon hier für Euch zusammengetragen.

Eine unabhängige sprachkritische Initiative hat vor fast genau einem Jahr den Begriff „Gutmensch“ zum Unwort des Jahres gekürt. Die Jury begründet ihre Entscheidung damit, dass insbesondere im vergangenen Jahr „Toleranz und Hilfsbereitschaft pauschal als naiv, dumm und weltfremd, als Helfersyndrom oder moralischer Imperialismus diffamiert“ worden seien.

Was uns dabei aufgefallen ist: Auch Songs, in denen das Wort Gutmensch vorkommt, sind in der Regel außergewöhnlich schlecht. Wir haben ein paar davon hier für Euch zusammengetragen:

 

Frei.Wild – „Gutmenschen und Moralapostel“

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Dieses Stück beginnt ein bisschen wie dieses Gedudel von Kid Rock, was eigentlich schon schlimm genug wäre. Wirklich gruselig wird es aber erst, wenn der Text einsetzt. Dem Gutmenschen wird darin vorgeworfen, zu verallgemeinern, Lügen zu verbreiten und Hass zu säen. Im gleichen Atemzug verallgemeinern Frei.Wild mit diesem Text, sie verbreiten Lügen und säen Hass: So lernen wir zum Beispiel von den Südtiroler Patrioten, dass der Gutmensch im Geld schwimmt, Koks nimmt und Kinder schändet. Die logische Konsequenz von Frei.Wild: „Zweifler, Hinterfrager soll’n es bald schon übel kriegen.“ Alles natürlich nicht ernst gemeint, wir verstehen das schon wieder falsch, jaja. Als kleinen Denkanstoß geben Frei.Wild den Gutmenschen noch eine Hausaufgabe mit: „Merkt euch: Ehrliches besteht und Verlogenes vergeht.“ Schön wär’s.

 

Callejon – „Ich lehne leidenschaftlich ab“

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Dieser Song ist möglicherweise gar nicht so schlimm. Der Text ist jedoch schon akustisch nicht ganz einfach zu verstehen, noch schwerer fällt die Interpretation des Begriffs „Gutmensch“. Das Wort wird anscheinend in einer Reihe von anderen Schlagwörtern wie „Terror“, „Feindbild“ und „Untergang“ aufgelistet, die gerne durch die Medienlandschaft getrieben werden, um komplexe Phänomene und Probleme zu verniedlichen oder zu verallgemeinern. Könnte es sich hier tatsächlich um einen reflektierten deutschen Text handeln? Für genauere Infos wendet Euch bitte vertrauensvoll an die Kollegen von Metal Hammer.

Silizium – „Nextlevel“

https://www.youtube.com/watch?v=9C6rQYz6XpM

Bemerkenswert an „Nextlevel“ von Silizium: Es gibt nur wenige Künstler, die es geschafft haben, in einem einzigen Text derart viele Binsenweisheiten und Phrasen unterzubringen. Der Begriff „Gutmensch“ ist deshalb eher als lyrischer Kollateralschaden einzuordnen. „Ihr seid der Grund, warum ich so bin“, erinnert ein bisschen an den Klassiker der frisch zurückgekehrten Terrorgruppe. Aber den Terrorgruppen-Text wird Silizium wahrscheinlich gar nicht kennen, er kennt ja nicht einmal den eigenen, wenn man sich die misslungenen Lip-Sync-Versuche im Video ansieht. Netter Beat aber, vielleicht klappt es ja im übernächsten Level.

Morlockk Dilemma – Napalmregen

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Abgesehen davon, dass Morlockk Dilemma gerne unsere Frauen vergewaltigen würde und außerdem vorhat, eine Napalmbombe über dem Festivalgelände Ferropolis abzuwerfen, ist das hier ein recht gelungener Track. Die selbst produzierten Beats passen, die Reime überraschen (Zieh‘ eine Mac-10 im Lapdance-Club / Der Letzte, der nach meinem Mic griff, war Captain Hook). Mit dem Inhalt des Textes werden sich Frauenrechtler und Pazifisten nicht unbedingt identifizieren können. Genau genommen können sich vermutlich nur Amokläufer mit diesem Text identifizieren.

Fler – „Credibil“

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Auf die Gefahr hin, dass der Interpret dieses Werkes in der Redaktion anruft und mit Prügeln droht oder wieder eine Tür abfotografiert: Der Text dieses Songs ist einigermaßen beschissen. Der Künstler nennt den Track „Credibil“ und behauptet, offenbar ohne jede Ironie, im verschlafen-spießigen Berliner Viertel Tempelhof seien Drive-By-Shootings „Kult“. Seine Maskulin-Crew töte außerdem gewohnheitsmäßig Journalisten („Redakteure am Verbluten, wenn wir zustechen“).

Manchmal wünscht man sich, dass Fler, der fraglos eine der interessantesten Figuren im Deutschrap ist, vielleicht einmal tief durchatmet oder autogenes Training versucht oder so. Vielleicht könnte er seine unerschöpfliche Kreativität besser reflektieren und kanalisieren.

Sookee – „Lass Mich Mal Machen (feat. form)“

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Die richtige Antwort geben Sookee und Form, besser hätten wir das auch nicht sagen können.