Herrenmagazin


Befindlichkeitslyrik über "„überhand genommene" Experimentierfreude

Ich hab gehört, dass 1000 Robota uns gedisst haben. Endsgeil. Die haben uns mit Tomte und Kettcar in einen Topf geschmissen und gemeint, mit diesem verkopften Kram könnten sie nichts anfangen.“

Deniz Jaspersen, Sänger und Hauptsongschreiber bei Herrenmagazin, fühlt sich überhaupt nicht ans Bein gepinkelt: „Die Vergleiche liegen ja auch nahe, man kann das Kind ruhig beim Namen nennen.“ Gut, dann machen wir das so: Die vier Hamburger und ihr gitarrengetränkter Indie(punk)rock stehen in der Tradition von Tomte, Kettcar und …But Alive. Und auch der Terminus Befindlichkeitslyrik, der im Zusammenhang mit Marcus Wiebuschs Texten immer wieder auftaucht, lässt sich wunderbar auf Herrenmagazin anwenden: „Das Gefühl, ein Lied zu schreiben, wird bei mir eben am dringlichsten, wenn’s mir gerade nicht so gut geht.“ Deniz will aber eines nicht: Dass der Eindruck entsteht, Herrenmagazin seien wahnsinnsdeprimierte Typen, die die ganze Zeit traurig in der Ecke rumhocken. „Ganz im Gegenteil. Diese Melancholie, dieses Traurige, diese Befindlichkeit kommt nur immer wieder durch – und bringt einen dazu, ein Lied zu machen.“ Davon, dass es sich bei Herrenmagazin um durchweg positiv eingestellte Zeitgenossen handelt, kann man sich auf ihrer „Webseite“ überzeugen. Hier setzen sie Schnaps-ideen um und posten u.a. Kochzepte (z.B. Cock im Wein). Bleibt nur noch zu klären, was es mit dem Platten- bzw. Songtitel Atzelgift auf sich hat: „Atzelgift ist ein kleiner Ort in Rheinland-Pfalz. Unser Schlagzeuger Rasmus hat den Ortsnamen irgendwo aufgeschnappt und wollte ‚immer mal ein Lied machen, das so heißt Und dann bot sich dieser Text, in dem Rasmus einem Bekannten die überhand genommene Experimentierfreude mit Drogen also in gewissem Sinn mit Gift – ausredet, einfach an.“ Herrenmagazin atzelgift (Motor Music/Edel)

>» CD IM ME S.5O, ALBUMKRITIK S. 81