Die 1 000 Lieblingsalben des Musikexpress. Diesmal von Björn Sonnenberg
John Coltrane
A Love Supreme
1965
Für eine recht lange Zeit habe ich immer und ausschließlich dieses Album gehört. Ich finde es schwer zu beschreiben, wie es klingt, kann aber sagen, wie es auf mich wirkt: ich kenne keine andere Musik, die ich in diesem Maße zugleich beruhigend und aufwühlend finde. Man möge mich auf eine Insel verbannen oder in einen Sarg betten und mir John Coltranes A Love Supreme mitgeben, dann werde ich keine Gegenwehr leisten. Subtil, extrem, unfassbar!
Horses
1975
Bei einflussreichen Künstlern vergisst man manchmal, dass interessanter als ihre Bedeutung die Musik selbst ist. Pattis von John Cale produziertes Debüt atmet die Aufregung des maroden New York der Mitt- und späten Siebziger. Ihre Band bekommt Stooges, MC5, Velvet Underground und Glamrock zusammen, reduziert auf die unbehauene pompfreie Essenz, während sie getrieben und grazil ihre Texte deklamiert und alles fließt. Wunderschön, aufrührerisch, Hits ohne Refrains.
The Auteurs
After Murder Park
1996
Bevor sich Luke Haines als grumpy old Geschichtenonkel des Britpop neu erfand, schrieb er mit den ersten drei Auteurs-Alben unnahbare Meisterwerke, an denen der Zahn der Zeit einfach nicht nagt, weil sie derart gut sind. After Murder Park ist wohl der Höhepunkt dieser Bandkarriere. Songwriting und Produktion sind zur Vollkommenheit gereift, die Texte nüchtern, morbid und verletzlich: „If I die before my parents die“. Hier geht es jeden Augenblick um alles.
Loretta
Little Do They Know That In Reality I Am …
1999
Würden Wilco die größten Hits von Tom Petty spielen (eine schöne Vorstellung für Fans traditionsbewusster American Music), würde man in etwa da landen, wo Loretta seit fast 20 Jahren und bizarrerweise immer unterm Radar ihre Songs singen. Man müsste nur großzügig aufrichtigen Hass und gerechte Wut drauflegen, Scheitern und Lebens-Niederlagen. Möchte der Autor hundertmal kaufen, um es jedem zu schenken, den er so trifft.
