Herzplatten


Serie: Die 1 000 Lieblingsalben des Musikexpress, Folge 26. Diesmal von André Boße

The Zombies

Odessey and Oracle

1968

Dumm, wenn ein Album, das auf magische Weise Pop und Psychedelia vereint, genau zwischen THE PIPER AT THE GATES OF DAWN und dem „Weißen Album“ der Beatles erscheint. 1968 ging die Platte deshalb unter. In den 90ern tauchte das Wunderwerk dann wieder auf, weil Belle And Sebastian und die Flaming Lips es in den Himmel lobten. Und tatsächlich: Die Platte ist eine Blaupause für den Indie-Rock’n’Pop, der heute als modern gilt. Nur mal „Hung Up On A Dream“ hören!

Aztec Camera

High Land, Hard Rain

1983

Roddy Frame war 18, als er das Albumdebüt seiner Band aufnahm. Was wir mit 18 so gemacht haben? Viel Sinnloses und den Führerschein. Aber sicherlich keine Lieder geschrieben, die alles beinhalten, was das Leben und die Liebe auszeichnet: Frühlingserwachen und Poesie, lange Nächte mit sehr viel Regen. Ebenso erstaunlich ist die Musik: Dieser Gitarrenpop kommt aus Schottland, besitzt mindestens so viel mediterranes Flair wie rot-weiß karierte Tischdecken.

Red House Painters

Ocean Beach

1995

Ein Album mit so vielen wunderschönen Momenten. Zum Beispiel dem Dialog zwischen Mark Kozeleks Stimme und dem Cello bei „Summer Dress“. Der Melodieführung von „Shadows“, die in offene Jazzakkorde mündet. Oder dem Piano bei „Drops“, das alle paar Minuten ein paar ungeheuer anrührende Extratöne spielt. So erhaben kann Melancholie klingen – dabei war OCEAN BEACH noch die luftigste Platte dieser tieftraurigen Band.

Erdmöbel

Altes Gasthaus Love

2003

Im Sprechgesang: „Augen, kaum anzuschauen, und Busen, erhaben, nicht klein, Pullover grün und Po gefiel mir so, in Jeans, und Haar bis zu den Schulterblättern, rot und braun glänzend, vielleicht sehr früh noch vor der Fahrt zum Dienst gewaschen.“ Werktagspoesie. Dazu flirrende Gitarren und McCartney-Bass. Erdmöbel erfinden ihre Welt, in der Nostalgiepop mit Electronica geht und Markus Berges beginnt, das Deutsche umzuformen, als bestehe es aus Knete.