Hier kommt die Maus – Disney übernimmt mit „Star Wars“


Disney übernimmt mit "Star Wars" eine der wichtigsten Marken Hollywoods. Was das ändert? Weiß man noch nicht.

Ob George Lucas kurz gezögert hat und vor seinem inneren Auge im Bruchteil von Sekunden die letzten 35 Jahre abliefen, bevor er seine Unterschrift unter den Vertrag setzte, mit dem er die Kontrolle über sein Lebenswerk aufgab? Ein Lebenswerk, das die „Star Wars“-Saga umfasst, die Schöpfung von „Indiana Jones“ und Firmen wie Industrial Light & Magic, Hollywoods seit drei Jahrzehnten führende Effektschmiede. Alles Marken, die absolut untrennbar verbunden sind mit dem erfolgreichsten Independentfilmer der Welt, dem reichsten Mann Hollywoods, der sich seit 30. Oktober glücklich schätzen kann, noch einmal um 4,05 Milliarden Dollar reicher zu sein (aber bereits erklärt hat, er werde den Großteil davon wohltätigen Zwecken zukommen lassen). Das überwies Disney für den Coup, Lucasfilm und alles, was mit dazugehört, zu übernehmen.

Vor allem, und das gibt man offen zu, geht es dem Studio um „Star Wars“ – die neben „James Bond“ vermutlich bedeutsamste Marke im Filmgeschäft, mit deren ersten sechs Filmen allein in den Kinos weltweit 4,4 Milliarden Dollar umgesetzt wurden. Und um Marken geht es im Hollywood von heute, in dem die Studios immer weniger, dafür immer teurere Filme herstellen, die dann nicht nur die komplette Verwertungskette, sondern ganze Industrien antreiben. Von der Traumfabrik ist nur noch die Fabrik übrig geblieben, mit Filmen als regelrecht industriell hergestellte Ware. Disney hat die Philosophie der Markenführung verinnerlicht wie kein anderes Studio und sein Portfolio in den letzten zehn Jahren sukzessive mit dem Zukauf von Pixar, den Muppets und Marvel Comics entsprechend zugespitzt.

Das war die Pflicht. „Star Wars“ ist die Kür. Und die wurde offenkundig von langer Hand vorbereitet und vom neuen Chef der Disney-Studios, Alan Horn, eingetütet. Der hatte Warner Bros. seinerzeit die „Harry Potter“-Filme beschert. Unmittelbar auf die Nachricht vom Verkauf von Lucas folgte noch am selben Tag die Bekanntgabe, dass die Arbeiten an „Episode 7, 8 und 9“ bereits begonnen hätten und „Episode 7“ im Mai 2015 in die Kinos kommen werde. Mittlerweile sind weitere Details bekannt: Die Geschichte wird an „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ ansetzen, also werden Han Solo, Luke Skywalker und Prinzessin Leia zumindest Rollen spielen. Wenn man amerikanischen Medienberichten Glauben schenken darf, hat nach Mark Hamill und Carrie Fisher nun auch Harrison Ford – der einzige der „Star Wars“-Schauspieler, der es darüber hinaus zu Weltruhm brachte – Interesse bekundet, wieder in eine weit entfernte Galaxie zu reisen. Das Drehbuch wird von „Toy Story 3“-Autor Michael Arndt geschrieben; die Selektion des Regisseur soll auf drei Namen eingeengt sein: Steven Spielberg, J. J. Abrams und Brad Bird.

Ob George Lucas‘ Staffelübergabe seines bis dahin wie einen Schatz gehüteten Lebenswerks an Disney tatsächlich eine spürbare Zäsur bedeuten wird, wird sich erst im Lauf der Jahre zeigen. Der Abschluss einer Ära ist es gewiss, das Ende des letzten in privater Hand befindlichen Filmfranchises. Das macht nicht alle glücklich. Mit Quentin Tarantinos Geld für ein Ticket von „Episode 7“ sollte Disney jedenfalls nicht rechnen: „Geht mir am Arsch vorbei, besonders mit Disney am Steuer. Die Simon-West-Version von, Star Wars‘ interessiert mich nicht.“