„Ich bin nun mal kein Teenager mehr!“


Neil Young? Liegt ihr quasi im Blut. Joni Mitchell? Ein wichtiger Einfluss. Besonders bei den älteren Songs, die wir ihr vorspielten, blühte Laura Marling auf. Kaum zu glauben, dass die britische Folk-Sängerin erst 22 Jahre alt ist.

The White Stripes – Well It’s True That We Love One Another

Das ist ein wirklich toller Song. Ganz ehrlich, Jack White ist der Retter einer gewissen Art von Musik – und der Methode, mit der sie aufgenommen wird. Er ist eine der aufregendsten Personen, die ich je getroffen habe.

Haben Sie einen White-Stripes-Lieblingssong?

Das ist eine schwierige Frage. Wahrscheinlich doch immer noch der Song, den ich als Allererstes gehört habe: „We’re Going To Be Friends“. Was für ein gutes Lied, nicht?

Joni Mitchell – Big Yellow Taxi

Joni Mitchell. Ich bevorzuge ihre späteren, jazzigeren Sache. Es hat lange gedauert, bis ich „Big Yellow Taxi“ überhaupt einmal hörte. Als Erstes kannte ich Court And Spark, dann Hejira und dann Blue. Ich habe bei Joni Mitchell also nicht viel auf Chronologie gegeben. Ihre Stimme trifft einen gewissen Punkt bei Frauen, glaube ich. Männer finden sie meistens nicht so interessant.

War Joni Mitchell auch ein Einfluss bei Ihrem neuen Album?

Die spätere Joni Mitchell schon. A Creature I Don’t Know hat ja mehr jazzige Anklänge als meine vorherigen Alben – aber eben kein Mainstream-Jazz, sondern genau dieser Joni-Mitchell-Jazz-Ansatz.

Emmy The Great – Eastern Parade

Wer ist das?

Emmy The Great.

Ich habe noch nie einen Song von Emmy The Great gehört. Ich habe von ihr gehört, aber nie auch nur einen einzigen Ton.

Kennen Sie sich? Sie sind zur gleichen Zeit in der Londoner Musikszene aufgetaucht …

Ja, das mag sein. Aber wir sind uns nie wirklich begegnet. Sie hat in einer Band Backing Vocals gesungen, bevor ich dort eingestiegen bin.

Sie sprechen von Noah And The Whale …

(genervt) Ja, aber nie gemeinsam auf der Bühne. Wie gesagt, sie war vor mir in der Band, nie gleichzeitig. Nächster Song!

Neil Young – Hey Hey, My My

Ich habe eine Handvoll Konzerte mit Neil Young gespielt, und er beendete sein Set immer mit einer ewig langen Version von „Hey Hey, My My“. Ich musste also jeden Tag 15 Minuten lang dieses eine Stück hören. (lacht) Aber das war super für mich, ich bin schließlich praktisch mit Neil Young aufgewachsen.

Sie haben auf Ihrer von Jack White produzierten Single den Neil-Young-Song „The Needle And The Damage Done“ gecovert …

Das war nur logisch. Mein Vater verdiente früher in Hippie-Bars sein Geld damit, dass er Neil Young coverte. Und mir brachte er die Songs auf der Gitarre bei, als ich ein Kind war. Ich habe Neil Young sozusagen im Blut!

Patti Smith – Horses

Patti Smith! In dem Neil-Young-Lied, das Sie mir gerade vorgespielt haben, gibt es die Zeile: „The King is gone but not forgotten / This is the story of a Johnny Rotten“. Ich hatte nie eine Sex-Pistols-Phase, sondern war immer so richtig im CBGB-Punk drin. Also Television und tatsächlich vor allem Patti Smith. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich Horses hörte und dachte, ich wäre die coolste Person der Welt.

Adele – Rolling In The Deep

(lacht) Das habe ich schon einmal gehört … Mann, das ist wirklich unglaublich, WIE erfolgreich Adele geworden ist. Es klingt kitschig, aber es stimmt einfach: Sie ist ganz normales englisches Mädchen, das es nach oben geschafft hat. Diese Stimme! Sie könnte damit Häuser in Grund und Boden singen! Ich hoffe nur, dass sie nicht in all dem Erfolg verbrennt.

The Libertines – Music When The Lights Go Out

Das erinnert mich an meine frühen Teenager-Jahre. Ich komme aus einem kleinen Städtchen, und jeder von uns wollte damals ein Teil dieser Band sein. Ich kletterte über Zäune, um in ihre Gigs reinzukommen! Aber ihre Rock’n’Roll-Romantik, all das „Albion“-Gerede, all dieser Mystizismus, das nutzte sich schnell ab. Klar, jeder Musiker hat eine bei Licht betrachtet etwas lächerlich wirkende poetische Schlagseite. Als Teenager fasziniert das einen. Heute ist dieser Romantizismus nicht mehr aufregend für mich.

Noah And The Whale – L.I.F.E.G.O.E.S.O.N.

(singt sofort mit) Toller Song. Tolle Band. Das war übrigens auch die erste Nummer, die ich von ihrem neuen Album gehört habe. Da dachte ich mir auch gleich: „great!“ Charlie und die Jungs sind solche Musikfreaks – das ist vielleicht seltsam, dass ich das bemerkenswert finde, aber die lieben WIRKLICH Musik. Sie haben jetzt drei Alben aufgenommen und jedes klingt komplett anders, aber jedes gut. Ihre Alben sind wie Filme. Wirklich eine bemerkenswerte Band.

Christian Ihle

Laura Marling war gerade einmal 16 Jahre alt, als sie aus dem südenglischen Hampshire nach London zog. Rasch lernte sie die Protagonisten der dortigen Folk-Szene kennen, sang kurze Zeit bei Noah And The Whale, mit deren Sänger Charlie Fink sie liiert war – ebenso wie mit Marcus Mumford von Mumford & Sons. Im Februar 2008 erschien ihr Debütalbum Alas, I Cannot Swim, zwei Jahre später der Nachfolger I Speak Because I Can. Zuletzt veröffentlichte die 22-Jährige im vergangenen Jahr A Creature I Don’t Know.