„IN BERLIN GIBT ES EINE TENDENZ ZUR ANTI-MODE“


Die Designerin ist Tochter eines Kung-Fu-Meisters, verbrachte ihre Kindheit in Vietnam, bevor ihre Familie nach Schweden emigrierte. Nhu Duong studierte Modedesign in Florenz und Stockholm, ihre Abschluss-Kollektion landete sofort beim Multibrand-Store Weekday. In diesem Jahr folgten weitere Entwürfe für das schwedische Label: die sportlich-multifunktionale Linie „1440“ – benannt nach der Minutenzahl eines Tages – richtet sich an aktive Menschen einer globalen Welt.

Was für Musik magst du?

Ich bin mit 90er-R’n’B aufgewachsen, zum Beispiel mit Aaliyah, Mary J. Blige und D’Angelo. Momentan höre ich Musik von Bands, mit denen ich befreundet bin, wie M.E. S.H, TCF und Soda Plains. Aber auch die Soundexperimente von Linda Spjut haben es mir angetan.

Welche Musiker können dich auch durch ihren Stil überzeugen?

Grace Jones und Sade Adu sind in meinen Augen Stilikonen. Zurzeit finde ich den Stil von Grimes interessant, der ist sehr individuell.

Lässt du dich von Musik beeinflussen?

Ja, manchmal wird dadurch die Kollektion in eine ganz bestimmte Richtung gelenkt.

Mit deinem Vater, einem Kung-Fu-Meister, hast du schon mit acht Jahren trainiert. Enthalten deine Entwürfen Einflüsse traditioneller Kampfk unst-Kleidung?

Meine Herkunft beeinflusst hauptsächlich mein Privatleben, nicht so sehr meine Entwürfe. Trotzdem gibt es natürlich verschiedene kulturelle Einflüsse in meiner Arbeit, die aber eher unbewusst einfließen. Die Dinge, auf die ich Bezug nehme, sind breit gefächert und komplex. Der Umzug nach Berlin hat mir zum Beispiel ermöglicht, mich etwas von dem minimalistischen schwedischen Design zu verabschieden.

Wo würdest du heute arbeiten, wenn es dich nicht in die Modeindustrie verschlagen hätte?

Ich wollte schon immer etwas Kreatives mit meinen Händen schaffen. Auch wenn Mode so kommerziell ist wie nie zuvor, kann ich meine Ideen durch sie am besten verwirklichen und die Umgebung damit beeinflussen. Mode ist für mich das Bindeglied zu Kunst, Musik, Architektur, aber auch zur Geschäftswelt.

Du arbeitest abwechselnd in Stockholm und Berlin. Wie siehst du die Modestile der beiden Städte im Vergleich?

Stockholm ist modern und demokratisch, aber auch sehr kommerziell. In Berlin gibt es eine Tendenz zur „Anti-Mode“, die früher einmal sehr politisch war. Es macht einen Unterschied, ob Mode nur auf Konsum beruht oder eine eigene Geschichte hat.