INTERPOL, „ANCIENT WAYS“, 2014


Manche Musik ist unzertrennlich mit den Orten verknüpft, an denen sie entsteht: So kann man zum Beispiel die Geschichte von Kraftwerk nicht erzählen, ohne das hässliche Haus in einer hässlichen Düsseldorfer Straße zu erwähnen, in dem sich einst ihr legendäres Kling-Klang-Studio befand. Einen fast genauso großen Stellenwert hatte die Clubszene der Lower East Side für die Bands, die um die Jahrtausendwende New York unsicher machten. Das waren neben Interpol vor allem: The Strokes, The National, Yeah Yeah Yeahs, The Walkmen, Longwave, Stellastarr und Animal Collective. Eine der Keimzellen dieser Szene, war die Luna Lounge in der 171 Ludlow Street. Wo heute vielleicht junge Familien wohnen, die beim Windelwechseln COMEDOWN MACHINE hören, passierte ein Jahrzehnt früher und ein paar Etagen tiefer Essenzielles: Comedian Marc Maron erzählte seine ersten Witze, Elliott Smith saß ein halbes Jahr jeden Abend mit Notizblock und Bourbon in einer Ecke und schrieb die Texte seines Klassikers XO. Und auch für oben genannte Bands war die Luna Lounge ein wichtiger Auftrittsort, vor allem, weil der Eintritt frei und somit genügend Laufkundschaft vorhanden war. „Es gab damals nicht allzu viele Leute, die sich für unsere Musik interessiert haben, und schöne Konzertlocations waren Mangelware“, erzählt Daniel Kessler. Neben der Luna Lounge waren das vor allem die Mercury Lounge und das Brownies. Das Brownies avancierte später für Interpol zum wichtigsten Club, die Strokes machten die Mercury Lounge zu ihrer Heimat: Während die meisten Bands für Auftritte Wartezeiten in Kauf nehmen mussten, bekamen jene im Winter 2000 die Gelegenheit, jeden Mittwoch dort zu gastieren. Doch ihre Glückssträhne sollte auch da nach nicht abreißen: Eines Abends kam der Produzent Gordon Raphael in die Luna Lounge, um nach jungen New Yorker Bands Ausschau zu halten – und wurde prompt fündig: Die Band Come On sollte es sein. Der zweiten Gruppe des Abends, den Strokes, gab er, halb aus Mitleid, auch seine Visitenkarte. Come On meldeten sich nie wieder, die Strokes kreuzten einige Zeit später in Raphaels Studio Transporterraum auf und spielten in drei Tagen drei Tracks ein. Raphael produzierte kurz darauf ihr Debüt, der Rest ist Geschichte. Mittlerweile haben das Brownies und die Luna Lounge dichtgemacht, die Mercury Lounge existiert noch.