James Brown – Leib und Seele


Mit 70 will der Godfather Of Soul es noch mal wissen. Stolz gibt James Brown seiner neuen CD den Titel "I'm Back".

Mr. Brown, das wievielte Comeback feiern Sie eigentlich gerade?

„Keine Ahnung. Die Leute haben mich schon so oft abgeschrieben, und doch ist es immer dasselbe: Acht oder zehn Jahre kaufen sie deine Platten, und dann wenden sie sich von dir ab und suchen sich etwas Neues. Wenn sie es dann gefunden haben, merken sie: „Das hört sich an wie James Brown.“ Und dann fragen sie sich: „Warum soll ich mich mit etwas zufrieden geben, das wie James Brown klingt, wenn ich den Echten haben kann?“ Dem kann ich nur zustimmen.“ (lacht)

In den 50er und 60er Jahren haben Sie der Wen Funk und Soul gebracht. Was haben Sie uns heute zu bieten?

„Für mich steht fest, daß 90 Prozent der aktuellen Musik aus meiner Feder stammen. Weißt Du, ich habe 1965 mit „Papa’s Got A Brand New Bag“ Musikgeschichte geschrieben und alles verändert. Irgendwann hat dann jeder angefangen, mich zu kopieren. Also legte ich eine Pause ein, weil ich mich regelrecht mißbraucht fühlte. Du mußt wissen, daß ich meine Songs als göttlich betrachte, denn sie sind dazu gedacht, den Menschen zu helfen. Aber als ich hörte, was man ihnen antat, habe ich mich zurückgezogen. Doch dann kam der Zeitpunkt, an dem ich wieder etwas Neues machen wollte, und das habe ich mit meinem neuen Album getan. So, I feel good!“

Wissen Sie eigentlich, wie viele Platten Sie in den letzten 40 Jahren veröffentlicht haben?

„Das weiß keiner so genau. Meine Songs werden ständig gesampelt, ohne das ich dafür bezahlt werde. Ich glaube fast, daß ich bis an mein Lebensende kein Geld dafür sehen werde.“

Warum nehmen Sie sich keinen Anwalt?

„Das habe ich ja. Aber Geld habe ich bis heute keins gesehen. Dabei werden unzählige Alben aus meinen Songs gemacht. Das müssen inzwischen bestimmt fast 500 sein. Leider ist es schwer, das zu beweisen.“

Wurden Sie sagen, daß die heutige Musikszene sehr lahm ist?

„Und wie! Die Musiker haben aufgehört, ihre Instrumente zu benutzen und hampeln nur noch an diesen Synthesizern herum. Dabei muß Musik menschlich sein, sonst hat sie keine Seele. Wenn du anfängst, an Knöpfen herumzudrehen – bang – dann friert die Seele ein (schreit). Hörst du, so etwas hat Seele. Ich habe eine Seele, und was immer ich auch tue, sie bleibt bei mir. Aber Computer haben keine Seele.“

Woher nehmen Sie die Energie, in Ihrem Alter jeden Abend zwei Stunden auf der Bühne zu stehen?

„Von Gott! Ehe ich auf die Bühne gehe, nehme ich keine Flüssigkeit zu mir – nicht mal Limonade. Ich stecke mir eine Zigarette an, nehme ein, zwei Züge und schmeiße sie weg. Ich bin eher so etwas wie ein Partyraucher.“

Lassen Sie uns zurückblicken: War ihr ’69er Hit „Say It Loud – I’m Black And I’m Proud“ als Hymne der Black-Power-Bewegung gedacht, oder ist er das nur zufällig geworden?

„Das war reiner Zufall. Damals gab es zwei Bewegungen: die eine war Black Power, die andere, zu der auch ich gehörte, hieß Black Pride. Wir wollten ein normales Leben führen, und deshalb forderten wir Chancengleichheit. Ich wollte immer im Musikbusiness tätig sein, denn die Weh wird von zwei Dingen zusammengehalten: von Musik und von Filmen – der Rest ist nebensächlich. Auch Sex ist nebensächlich, obwohl er überall auftaucht. Ich mag Sex, wie steht’s mit Dir?“

Von Zeit zu Zeit…

„Ich liebe Sex (lacht) – am besten in Kombination mit guter Musik. Es gibt nichts Schöneres, als ein hübsches junges Mädchen und einen guten Song.“

Ist James Brown immer noch der große Womanizer?

„Nein, die Frauen reißen mich auf (lacht). Eigentlich suche ich nur die Eine, aber ich kann sie nicht finden. Wie dem auch sei, es kommt immer wieder vor, daß eine Frau mit mir ins Bett gehen will. In dieser Beziehung bin ich verwöhnt – gib mir Liebe, und du bekommst Liebe von mir, oder laß mich dir Liebe geben, aber bitte gib mir auch etwas Liebe zurück.“

Den richtigen Partner zu finden, scheint heute schwieriger denn je. Nicht umsonst sind sie viermal geschieden.

„Leider schauen dir die Leute heule lieber ins Portemonnaie als in dein Herz. Dabei ist das doch nur ein Stück Leder, während das Herz deine Seele enthält. Schau, James Brown ist genau so lange unterwegs wie der Weihnachtsmann, und die Leute lieben mich jeden Tag mehr. Dafür danke ich ihnen.“