Jim Morrison: The Doors Of The 21st Century


Egotrips und Identitätskrisen: 33 Jahre nach dem Tod von Jim Morrison laden die Ex-Kollegen zur Zombie-Sause.Bonn, Museumsmeile

Lange Gesichter beim Veranstalter, zufriedenes Grinsen bei den Akteuren: Gerade mal 3.000 Fans strömen zum ersten und einzigen Deutschland-Gig der wieder-„belebten“ 60s-Legende. Was Wunder: The Doors ohne Morrison ist wie die Stones ohne Jagger oder die CDU ohne Spendenskandal: not the real deal. Dabei gibt sich Ex-Cult-Sänger lan Astbury als Ersatz-Morrison alle Mühe, in die übermächtigen Fufistapfen des Lizard King zu treten. Mit Lederjacke, Jeans, Easy-Rider-BriUe und schwarzer Mähne hat er sich nicht nur schön Morrison-esk zu recht gemacht (hat hier jemand Identitätskrise gesagt?), auch stimm-imitatorisch kommt er seinem Abgott recht nahe. Nur darf er sich längst nicht so gehen lassen. Ray Manzarek und Robby Krieger, die letzten Originalmitglieder, haben die Zügel im Griff. Sie machen die Ansagen, drängen sich regelmäßig in den Vordergrund und lassen sich feiern. Was sie (Ray ist 69, Robbie 58) sichtlich genießen und wohl auch der einzige Grund für diese Tournee sein dürfte: die Pflege der lädierten Egos, die sich nie ganz von Morrisons Tod vor 33 Jahren und der darauf folgenden Erkenntnis, dass die Doors ohne ihn keinen Piephahn interessierten, erholt hat. Auf dieser Tour haben sie endlich die späte Genugtuung, ihre Version der Doors auszuleben. Ohne unkontrollierbaren Frontmann, ohne den lästig widerborstigen Drummer John Densmore, der nicht mehr mit von der Partie ist und per Klage die Verwendung des Namens The Doors für diese Tour verhindern wollte. Und mit ihren Lieblingssongs wie dem doofen „The Mosquito“ von 1972, der hier in Bonn allenfalls Höflichkeitsapplaus erntet. Ansonsten bleibt man bei Klassikern wie „Roadhouse Blues“, „Break On Through“, „When The Music’s Over“, „Alabama Song“. „LA Woman“ und. und, und. Doch obwohl der musikalische Vortrag ansprechend und das Licht malerisch ist, das Ganze hat etwas Gespenstisches. Astbury wirkt wie eine Marionette, Krieger sieht aus wie eine Mumie. Und Manzarek verheddert sich bis zur Selbstpersiflage in unbeholfenen Animations-Gesten und senilem Peace-&-Love-Gefasel. So wird die Zeitreise zur Geduldprobe und das finale „Light My Fire“ zur großen Erlösung. Am Ende stehen drei nicht eben neuen Erkenntnisse: 1. Morrison ist und bleibt unersetzlich. 2. Wiedererweckte Legenden tendieren zur Selbstzerstörung und 3. Manchmal ist es besser, einfach zu Hause zu bleiben und/oder den Mund zu halten.