Kaiser Chiefs &Jakobínarína & Silversun Pickups, München, Zenith


Imma uffe Omme: So knüppelt man die Erinnerung an Vorbands im Eilverfahren weg.

Das letzte Drittel des ohnehin fahrlässig gebuchten Münchner Mehrzweckmonsters Zenith ist verhüllt, und immer noch stellt es bis zum Finale der Show keine Strapaze dar, von der ersten in die letzte Reihe zu flanieren. Die waverockenden Isländer Jakobínarína kriegen das vor Nervosität gottlob wohl gar nicht erst mit. Schutz suchend klammern sich die 16- bis 20-Jährigen an ihre Instrumente, der Shouter (der Terminus „Sänger“ wäre ob der H.P.-Baxxterismen deplatziert) vertuscht seine Erregtheit gar mit als Rock-Anmache getarnter Ski-Gymnastik. Anschließend kommen die fast schon zu souveränen Silversun Pickups aus Los Angeles mit gefühlt einem Akkord aus, den der tierhafte Schlagzeuger mit einem gekonnt von Dave Grohl abgeguckten Donnerwetter unterlegt. Doch so wenig Sänger Brian Aubert auch mit seinem Charme geizt, so gnadenlos kalt lässt einen dieses monolithische Post-Gegrunge leider.

Dann tänzeln die Kaiser Chiefs, Bandhirn Nick Hodgson voran, auf die Bühne, Derwisch Ricky Wilson schnappt sich das Mikro und plärrt seinen programmatischsten Song in den Abend: „Everything ls Average Nowadays“. Spätestens nach dem Vollkörpereinsatz beim folgenden „Everyday I Love You Less And Less“ wäre jeder andere Mensch, abgesehen vielleicht von David Lee Roth in jungen und Freddie Mercury in lebendigen Jahren, reif für den Winterschlaf; doch die Pausbacke hirscht sogar durch das doch eigentlich getragen gemeinte „Modern Way“. An angenehm unprominenter Stelle ertönt „Ruby, Ruby, Rubiieeehh“-die Abende, an denen man zu diesem „Schlager“ die oktoberfestlichen Bierbänke malträtierte,sind noch nicht vergessen, wider Erwarten leert sich die Halle danach nicht noch mehr. Die Band dankt’s mit annähernd allen Songs ihrer zwei Alben. Nachdem hymnischen „The Angry Mob“ ist erst mal Schluss, und die im Schweiße des eigenen Angesichts zerflossenen Reihen vor der Bühne finden sich wieder zusammen wie T-1000 in „Terminator 2“. Nach der nachvollziehbarerweise auf wenig Resonanz gestoßenen Zugabenballade „Love’s Not A Competition (But l’m Winning)“ beweisen die Lads aus Leeds mit dem Rausschmeißer „Oh My God“, dass sie immer noch am besten sind, wenn der Ofen umfällt. München darf sich als gerockt betrachten und freut sich darauf, die Kaisers bald wieder in kleineren Hallen zu sehen.

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