Kino


Jane Eyre

von Cary Fukunaga, Großbritannien 2011

*****

mit Mia Wasikowska, Judi Dench, Michael Fassbender

Brontë re-re-re-reloaded. Als wenn Trentemøller Filme machen würde.

Das Bauchgefühl sagt: Schon wieder? Muss das sein? Es muss. Es spricht auch gleich etwas für die zumindest gefühlt 34. Verfilmung von Charlotte Brontës Klassiker, nämlich die Tatsache, dass der Regisseur zuvor mit seinem Debüt „Sin Nombre“ nachhaltig Eindruck hinterlassen hat. Von der mexikanischen Gang zu den winterlichen Nebelwelten von Yorkshire heißt es für Cary Fukunaga, der die totale Entschleunigung zelebriert und sich auch hier der Echtheit verpflichtet sieht. Die Kostüme sagen 19. Jahrhundert, aber die Emotionen sind so unmittelbar und wahrhaftig, als würde man daneben stehen.

Start: 1. Dezember

Submarine

von Richard Ayoade, Großbritannien 2010

****

mit Craig Roberts, Yasmin Paige, Sally Hawkins

Schrullen des Erwachsenwerdens; Petitessen der Pubertät

Wes Anderson spricht jetzt mit britischem Akzent, und Max Fischer aus „Rushmore“ hat fortan einen Cousin namens Oliver in Swansea, der ein uneheliches Kind von Harold aus „Harold And Maude“ und Annie Hall aus „Der Stadtneurotiker“ sein könnte. Im Spannungsfeld zwischen Ashby und Allen darf der 15-jährige Träumer sich all die wichtigen Fragen stellen, die man sich in der Blüte der Pubertät stellen mag. Das ist hier in den penibel komponierten Einstellungen immer ein wenig gestelzt, aber doch so aufrichtig melancholisch, dass es sich allemal echter und interessanter anfühlt als jüngst Gus Van Sants Ausflug in die Teenagerzeit, „Restless“.

Start: 24. November

Halt auf freier Strecke

von Andreas Dresen, Deutschland 2011

*****

mit Milan Peschel, Steffi Kühnert, Talisa Lilli Lemke

Sterben im Film: Ich bin dann mal weg.

Es ist sicher keine reizvolle Empfehlung, wenn man über einen Film sagt: Den muss man aushalten. Dresens mit dokumentarischer Ruhe und der Einfühlsamkeit eines großen humanistischen Filmemachers gedrehter Film über das Sterben folgt einem 40-jährigen, an einem inoperablen Hirntumor erkrankten Mann durch die letzten Wochen seines Lebens. Da wird nichts ausgespart – Schmerzen, Inkontinenz, Demenz, Siechtum: Die Belastungsprobe für die Familie wird auch zur Belastungsprobe für das Publikum. Bezeichnend für Dresens Größe ist die Zärtlichkeit, mit denen er auf seine Figuren blickt, die durch eine Hölle gehen, die zum Alltag gehört. Das Leben ist hart. Dann stirbt man. Geh damit um. Dieser Film hilft dabei.

Start: 17. November

Straw Dogs

von Rod Lurie, USA 2011

*****

mit James Marsden, Kate Bosworth, Alexander Skarsgård

Wer Gewalt sät, dreht interessante Filme.

War ein Aufreger vor dem Herrn, das Original von Sam Peckinpah von 1971. In England verboten, in Deutschland nicht im Fernsehen gezeigt, lief in Österreich nur nach vorheriger Einführung durch einen Psychologen (wirklich!). Nicht so sehr wegen des furiosen Amoklaufs des Brillis aus der Stadt am Schluss, sondern wegen einer Vergewaltigung kurz davor, die impliziert, die Frau könnte auch Gefallen daran finden. Harter Stoff. Hat 40 Jahre später nichts von seiner Explosivität verloren. Rod Lurie bleibt dem Original sehr treu, verschärft die Konflikte aber noch: James Marsden ist als Spießer überzeugender als Dustin Hoffman, Alexander Skarsgård als Vergewaltiger attraktiver und maskuliner als der vierschrotige Typ damals. Ist spannend und liefert ordentlich Gesprächsstoff.