Kleine Rock’n’Roll-Zeitreise: Julian Casablancas + The Voidz live in Berlin


Am 13. Dezember 2014 bespielte The-Strokes-Sänger Julian Casablancas mit seiner neuen Band The Voidz den Berliner Postbahnhof. Hier Bericht und Bilder.

„Touren ist die sicherste Methode eine Band zu zerstören“, sagte einst der Mann, der an diesem Abend äußerst zuversichtlich und in guter alter Rock’n’Roll-Manier auf die Bühne getänzelt kommt und damit großes Gekreische in den ersten Reihen auslöst. Julian Casablancas, seines Zeichens Strokes-Frontmann und das Ego, das eine Band namens The Voidz anführt und hinter dem aktuellen Album TYRANNY steckt, scheint sich von wenigen Fältchen abgesehen kaum verändert zu haben.

Mit The Voidz stellt der 36–jährige Casablancas eine Truppe auf die Beine, die unterschiedlicher nicht sein könnte. Mit Jeramy Gritter scheint ein Zeitreisender aus den 80ern auf der Bühne zu stehen, der sich gekonnt an der Gitarre verausgabt. Begleitet wird er von seinem Kollegen Amir Yaghmai, der mit wallender Mähne und Flying V den Metal-Akzent in der Band setzt. Bassist Jacob Bercovici badet sich mit Sonnenbrille und Instrument am Bühnenrand in vornehmer Zurückhaltung, während Schlagzeuger Alex Carapetis und Jeff Kite am Keyboard sich in die schweißtreibende Performance werfen. Schweißtreibend muss das Ganze auch für Julian Casablancas sein, der innerhalb der ersten drei Songs, unter anderem mit dem lärmenden „M.utually A.ssured D.estruction“, bereits tief ins Rockstar-Repertoire greift und sowohl Mikrofonständer als auch sich selbst auf den Boden schmeißt. Doch dies war und bleibt eben ein Markenzeichen des Sängers.

Da jede Bewegung von Casablancas grundsätzlich großen, ohrenbetäubenden Anklang findet, liegt die Vermutung nahe hier habe sich ein Publikum in Erwartung von alten Strokes-Klassikern zusammengefunden. Tatsächlich scheint aber großes Interesse an The Voidz zu bestehen, denn die Single-Auskopplungen „Human Sadness“ und „Where No Eagles Fly“ werden euphorisch begrüßt. Man scheint sich auch gut mit der eher überschaubaren Größe der Location zu arrangieren. Sollten die Strokes sich jemals wieder in Berlin blicken lassen, wird es wohl nicht mit dem Postbahnhof getan sein. So aber birgt das Konzert an diesem Samstagabend eine gewisse Intimität und mit dem Cover „Ize Of The World“ doch noch ein Highlight für die Strokes-Fans im Publikum.  

Julian Casablancas und seine Voidz spielen in Rockstar-Attitüde „Xerox“, „Business Dog“ und „Crunch Punch“, insgesamt eine kurze Setlist, jedoch in ausreichender Länge, was vermutlich auch an dem Elfminüter „Human Sadness“ liegen mag. Man scheint in einer Zeitreise gefangen, die einen einige Jahrzehnte zurück wirft – die Computermonitore, die in Zeiten von Laptop und Tablet vermutlich bereits in Vergessenheit geraten sind und die auf der Bühne Platz gefunden haben, tragen ihren Teil zum Zeitreise-Feeling bei.

Casablancas hält sich zurück mit überschwänglichen Ansagen und Anekdoten, kann es jedoch nicht lassen von seinem vergangenen Filme-Abend einen Tag zuvor zu berichten. Er hat „Star Wars“ gesehen! Nicht selten wirkt auch er wie nicht von dieser Welt, wie er sich über die Bühne bewegt und inbrünstig in seine beiden Mikrofone schreit. Doch genau diese Eigenheiten verleihen einem Auftritt dieser Band die nötige Authentizität und Ehrlichkeit. Seine ehrliche Meinung tut Julian ebenso kund, als er sich wenig begeistert von Eltern zeigt, die in Begleitung ihrer Kinder zum Konzert erschienen. „You do what you like“, kommentiert er seine Beobachtung schulterzuckend. Zugegeben, The Voidz sind für 10-Jährige womöglich schwere Kost.