Boom Box: Der Sommer ist rum – Zeit für Realsatire mit Money Boy


Nachrichten: Der Sommer ist rum, endlich ist wieder Zeit für richtig schön Internet. Hier die wichtigsten Empfehlungen des Monats.


Einen launigen Einstieg bietet der YouTube-Kanal des österreichischen Rappers und Kleinunternehmers Sebastian Meisinger alias Money Boy. Der hat sich, seitdem er 2010 erste Erfolge als Internetgag verzeichnete („Dreh den Swag auf“), Schritt für Schritt in eine Kunstfigur verwandelt. Mit jedem neuen Video taumelt er tiefer in sein eigenes Paralleluniversum zwischen Realsatire und Performancekunst. Auf „Müsli“ rappt er mit vollem Mund über den „healthy Lifestyle“ und seinen „Breakfast-Bauch“. Auf „Shisha“ fordert er die Beibringung selbiger durch seinen Homie („Bitte!“). Und mit „A.W.E.S.O.M-O“ (!) schießt er den Vogel endgültig ab, wenn er sich mit selbst gebasteltem Papppanzer und bubenzarter Quäkstimme als „dein Robo-Bro“ inszeniert. Bizarr, maximal unterhaltsam und inspirierter als der meiste Deutschrap, den die Schulhofarmeen Woche für Woche mit ihrem Taschengeld in die Top Ten hieven.

Parallel buffert man schon mal „Was fühlst du“, den Beitrag von Adolf Noise zur Compilation LOW FIDELITY. „Low Fidelity“ ist ein Projekt der Hamburger Ladeninstitution Hanseplatte. Adolf Noise ist DJ Koze. Und „Was fühlst du“ das beste Lied, das je unter Zuhilfenahme von Auto-Tune aufgenommen wurde. In nur 70 Sekunden verarbeitet der Sänger von St. Georg alle fundamentalen Fragen der menschlichen Existenz (sowie die Genese von zeitgenössischem R’n’B aus den Überresten von Eurodance) und etabliert nebenbei das Jugendwort der Jahre 2016, 2017 und 2034: „nice angegeilt“. Wer anschließend noch Zeit und Luft hat, zieht sich bitte Folgendes ins iTunes: den supersaudopen Song „Try Me“ von DeJ Loaf aus Detroit. Das Mixtape RANSOM vom Übermegahitproduzenten Mike WiLL Made-It. Die EP „I Love Makonnen“ von Drakes neuestem Kumpel ILOVEMAKONNEN. Und die letzten drei bis 18 Alben von Gucci Mane. Danach ist auch bald wieder Sommer.

Diese und weitere Kolumnen sind in der November-Ausgabe des Musikexpress erschienen – seit 16. November am Kiosk und im App-Store erhältlich.