Krach schlagen, dünnemachen


Die meisten Comebacks und Reunions 2012 bedeuteten zumindest ein nettes Wiedersehen – und bescherten sogar zwei bis drei brauchbare Platten.

Zur Feier des 50-jährigen Bestehens der größten lebenden Rock’n’Roll-Gruppe erschien im Juli: ein Bildband. Mehr Party war nicht bei den Rolling Stones. Dass daran der Umstand die Schuld tragen könnte, dass Keith Richards in seiner Autobiografie Mick Jaggers Pillermann als Männchen beschrieben hatte, ließ einen bis in den Herbst hinein schmunzeln. Dann erschien doch noch eine Hit-Compilation mit zwei neuen Vintagesongs, die Stones spielten in Paris ein Clubkonzert, ein exklusives für eine Investmentbank und vier etwas größere in UK und USA. Mit Ticketpreisen für Investmentbanker.

Das zweite große Comeback feierte Robbie Williams, obwohl der gar nicht weiter weg war. Mit seinen letzten beiden Alben hatte er sich allerdings dermaßen vergaloppiert, dass TAKE THE CROWN eine Art Wiedergeburt markieren musste, damit Robbie seinen Statuts nicht verliert. Dank der aufgekratzt gut gelaunten Single „Candy“ blieb er auch erst einmal oben.

Von No Doubt lässt sich das nicht behaupten. Ihr erstes Album nach elf Jahren war uninspirierte Gastproduzenten-Kost – darin waren sich Kritiker und Käufer einig. Wiedervereinigte Ex-Alternative-Klassenkameraden wie Garbage oder Soundgarden hätten es vielleicht auch lieber beim Live-Wiedergang belassen sollen. So wie die ausgemachten Kultkapellen Codeine, Firehose und die Stone Roses, die hierzulande wenigstens zwei Festivalgigs spielten. Perfekt die Reunions von At The Drive-In und Refused: Rauf auf die Bühne, Krach schlagen, Tschüss!

Weitere Alternative-Rocker-Wiedersehen, allerdings wiederum mit neuen (rechtschaffenen) Werken: PiL, The dB’s, Redd Kross – und Guided By Voices mit drei Platten in elf Monaten! Ältere Semester freuten sich – neben dem respektablen Bühnen-Comeback der Beach Boys – darüber, dass Bobby Womack, Aerosmith, ZZ Top und Neil Young samt Crazy Horse wieder Platten machten. Gefeiert wurde das Album von Dexys, die in den 80ern noch Midnight Runners waren. Ob es bei der Veröffentlichung von Missy Elliotts erstem Album nach sieben Jahren auch etwas zu feiern gibt – nach ihren ersten beiden unerheblichen Singles vom September? Uneingeschränkt bejubelt wurde auf jeden Fall die Mitteilung, dass Kevin Shields im Dezember nach 21 Jahren dann doch mal ein neues My-Bloody-Valentine-Album veröffentlichen möchte.