Glühwein und Gekuschel: So war’s bei Hozier live im Berliner Kesselhaus


Wer sich durch die süßen, alkoholischen und deftigen Verlockungen des Berliner Kulturbrauerei-Weihnachtsmarktes bis zum Kesselhaus gekämpft hatte, bekam einen hübschen Auftritt des irischen Sängers Hozier geboten.

Eine mäßig große Location wie das Berliner Kesselhaus bis auf den letzten Platz zu füllen, ist für einen Künstler mit aktuellem Bekanntheitsgrad wie dem des irischen Sängers Hozier keine all zu große Kunst. Spätestens wenn dein Song Einzug in die Werbepausen gewisser privater Fernsehsender Deutschlands hält, ist dir erhöhte Aufmerksamkeit garantiert. Das Publikum jedoch, das sich an diesem kalten Abend des 25. November 2014 in der Halle der Kulturbrauerei eingefunden hat, ist zwar jung, jedoch bunt gemischt. Es finden sich selbst etliche männliche Wesen, die ihr Geld in einen Auftritt von Hozier investierten haben. Das Klischee des gefühlvollen, von Liebeskummer gequälten jungen Musikers, der die Frauenherzen zum Schmelzen bringt, ist somit schon mal widerlegt.

Große Begeisterung schwappt durch die ausverkaufte Halle als Andrew Hozier-Byrne, so der vollständige Name des 24-jährigen Iren, mit seinem obligatorischen Tee in der Hand die Bühne betritt. Ohne überschwängliche Begrüßung beginnt er sein Set mit „Like Real People Do“. Erst danach scheint er das Publikum wahrzunehmen und begrüßt dieses zurückhaltend. Ebenso zurückhaltend und leicht unterkühlt beschreitet er seinen restlichen Auftritt, spart jedoch nicht mit beliebten Hits und bietet Songs wie „From Eden“ oder „Someone New“ bereits zu Beginn.

Ein paar Ecken und Kanten würden Hozier womöglich nicht schaden

Letzterer bewegt die Anwesenden immerhin zu einer Reaktion, die man als gemächliches Tanzen beschreiben könnte. Diese scheinen sich jedoch glücklicherweise wenigstens von Hoziers kleinen Anekdoten zwischen den Songs unterhalten zu fühlen. Auf angenehm sympathische Art und Weise erzählt der Ire von verfallenen Gebäuden, die er auf Promotion-Tour erkundet hat oder dem botanischen Garten Wicklow Gardens, der „Garden Of Ireland“, der für das häufige Auffinden von Leichen bekannt ist. Wundervoll findet der junge Musiker auch den Weihnachtsmarkt, der sich vor den Türen des Kesselhauses erstreckt, denn da ließe sich nach dem Auftritt ein Glühwein abgreifen, schwärmt Hozier.

Wenn man bedenkt, dass die Besucher aufgrund der langen Wartezeit vor der Halle sich bereits etliche Tassen des weihnachtlichen Getränks einverleibt und diese mit Bier nachgespült haben, bleiben diese weiterhin bei fast überraschend verhaltenem, bravem Applaudieren. Hozier hingegen scheint aufzutauen, bewahrt jedoch seine ruhige, in sich gekehrte Art bis zum Schluss, als er das allseits beliebte „Take Me To Church“ zum Besten gibt. Sein wahrscheinlich bekanntester Song lässt nun endlich doch die Arme bei den Fans in die Höhe fliegen und nach einer Zugabe, die aus nur zwei Songs bestehen sollte, verlangen.

Dieser Gig bleibt zwar als schöne Sache im Gedächtnis zurück, die sich jedoch vor allem bei kuschelnden und knutschenden Paaren größerer Beliebtheit erfreute. Ein paar Ecken und Kanten würden Hozier womöglich nicht schaden, da sich sound-technisch sonst schnell der Eindruck aufdrängen kann, da habe wer lediglich seine Platte aufgelegt.

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