Keine Schneise der Verwüstung: So waren Death From Above 1979 live in Berlin


„Fuck the establishment“ - mit politischer Message und lärmenden Instrumenten traten Death From Above 1979 am 5. März 2015 im Berliner Postbahnhof auf die Bühne und boten über eine Stunde den Zeitgeist der 00er-Jahre.

Wenn sich eines an diesem Showabend mal wieder als Tatsache manifestierte, dann, dass das Publikum eines Konzerts dieser Art grundsätzlich eine Aufwärmphase benötigt. Aber nicht eine ganz kleine, um mal die Muskeln zu lockern, sondern eine von schier endlosem Ausmaß. Ganz im Gegenteil zu den Bandmitgliedern, die von Beginn an auf ihre Instrumente eindreschen, als ginge es um ihr Leben.

Jesse Keeler und Sebastien Grainger – oder auch Death From Above 1979 – kann man eigentlich nichts vorwerfen. Sie scheinen in den vergangenen zehn Jahren wenig gealtert zu sein und bringen mit Bass und Schlagzeug eine Soundmauer zustande, die sich mächtig und bis in nicht erreichbare Höhen vor einem aufbaut. Doch nachdem Death From Above 1979 breitbeinig und lärmend mit „Turn It Out“ in diese Show gestartet sind und sich daraufhin vorwiegend am Material ihres aktuellen Albums THE PHYSICAL WORLD bedienen, scheinen sich die Besucher erstmal eher verhalten zu zeigen. Mehr als respektvolles Applaudieren und Kopfnicken sind nicht drin, zumindest was den Großteil des Publikums betrifft, das sich um die zart pogende Traube, die sich zaghaft vor der Bühne gebildet hat, versammelt. Puh. Dabei malt man sich doch aus, so ein Auftritt der ungestümen Kanadier müsste eine Schneise der Verwüstung hinterlassen.

DFA 1979 haben in den 00er-Jahren eine Karriere im Schnelldurchlauf erlebt: Gründung, eine EP im Jahr 2002, das geniale Album YOU’RE A WOMAN, I’M A MACHINE im Jahr 2004 – und nur zwei Jahre später konnten sich Keeler und Grainger nicht mehr ausstehen und gingen getrennte Wege. Was blieb, war der von Bass-Gitarre, Synthesizer und Schlagzeug geprägte Sound der einzigen Platte, deren Cover-Artwork die beiden Musiker mit Elefantenrüsseln porträtierte. Die Fans schwelgten in Erinnerungen und dürsteten nach mehr. Ihr Wunsch wurde schließlich erfüllt: Nach einer Reunion 2011 erschien im vergangenen Jahr ein zweites Werk – THE PHYSICAL WORLD.

Womöglich liegt darin auch der entscheidende Fehler – das Gefühl, dass hier im Berliner Postbahnhof Songs wie „Right On Frankenstein“ oder „White Is Red“ überwiegen, täuscht nicht. Death From Above 1979 zeigen sich während des ersten Teils des Auftritts sehr sparsam, wenn es um ihre früheren, heiß geliebten Hits geht. Obwohl Sebastien Grainger leidenschaftlich auf seinen Fellen trommelt und ins Mikro kreischt und sie sich die Mühe geben einige Songs ausführlich einzuleiten, um die Spannung zu steigern, bleibt der Funke dennoch irgendwo zwischen den tanzenden Körpern in den ersten Reihen stecken. Leider.

Erst „Dead Womb“ und „Going Steady“ scheinen den Knoten auch in den hintersten Ecken der kleinen Halle platzen zu lassen. Zumindest ein wenig. Welch ein Glück, dass Keeler und Grainger gegen Ende der Show noch mit „Little Girl“ und „Romantic Rights“ aufwarteten und als Höhepunkt dieser Berliner Nacht „Black History Month“ spielten.

Wie der Besuch der Band in den kleinen Clubs der Republik – Cassiopeia in Berlin oder Hafenklang in Hamburg – im vergangenen Herbst zeigte, lassen sich Death From Above 1979 vorwiegend in überschaubaren und intimen Locations gebührend feiern. Schade, eigentlich.