Björk :: Debut

Selten hat ein Solo-Debüt einer zuvor bereits halbwegs bekannten Popsängerin für solches Aufsehen gesorgt und solche Folgen gezeitigt wie das von Björk Gudmundsdóttir.

Björk

war ja als Frontfrau der Sugarcubes durchaus schon seit 1988 so etwas wie eine internationale Indie-Ikone und eine Art Darling der europäischen Musikpresse gewesen, auf das, was dann in Form von

DEBUT

kam, war allerdings dennoch niemand vorbereitet.Nach dem Split der Sugarcubes 1992 war die Sängerin von Reykjavik nach London umgezogen und in die damals brodelnde Dance- und Club-Kultur der britischen Hauptstadt eingetaucht. In Nellee Hooper, dem DJ und Produzenten, der Geburtshilfe für Massive Attack geleistet und mit Soul II Soul bereits spektakuläre Erfolge gehabt hatte, fand sie den idealen Kreativpartner für ihr erstes richtiges Soloalbum. Hooper und Björk kleideten die neuen Songs der Isländerin in eine im Vergleich zum Lofi-Gerumpel der Sugarcubes ausgesprochen edle Produktion – im Zusammenspiel mit hochkarätigen Leuten, nicht nur aus dem Soul II Soul-Umfeld. So zeichnete etwa der Bhangra/Pop-Fusionist Talvin Singh für die ungewöhnlichen Streicherarrangements und Jazz-Star Oliver Lake für die Bläsersätze verantwortlich.Das, was

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so spektakulär machte, war aber vor allem der Dreiklang aus der nordischen Exotik von Björks Gesang, den modernen Clubgrooves und der spröden Indie-Ästhetik, die sich Björk aus ihrer Sugarcubes-Vergangenheit bewahrt hatte.In einzelnen Tracks („The Anchor Song“) war die im heutigen Werk von

Björk

so dominante Kunstlied/Avantgardeklang- Neigung schon zu spüren, andererseits aber verströmten Songs wie „Venus As A Boy“, „Violently Happy“ oder „Big Time Sensuality“ so viel Pop-Appeal, wie nie mehr im Lauf ihrer Karriere auf einem Björk-Album zu finden sein sollte.Das überwiegend elektronisch erzeugte Klangbild der meisten Tracks auf

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war einerseits gestochen klar, in den Arrangements blieb aber dennoch genug Raum für mysteriöses Geräusch und eigenwillige, verspielte Details. Zusammen ergab das ein Album, das damals zwangsläufig als absolute Sensation empfunden werden musste und noch heute nicht einen Takt lang angestaubt klingt. Der Beginn und gleichzeitig auch schon ein früher Höhepunkt einer Weltkarriere.