Alben der Woche: 30.01. – 5.02.2012


Die Neuerscheinungen der Woche. Diese Woche unter anderem mit Air, Die Antwoord und Christy & Emily.

Platte der Woche: Air – Le Voyage Dans La Lune
In dem 1902 von George Méliès gedrehten Kurzfilm „ Die Reise zum Mond“ landen Astronomen auf dem Erdtrabanten und geraten dort mit veitstanzenden Eingeborenen ins Gefecht. Nach ihrer Flucht werden sie auf der Erde mit einer Feier begrüßt, als seien sie Kriegsveteranen. Zeitgenössischer Glaube an den Kolonialismus kennzeichnete Méliès und „La Voyage dans la Lune“ .  Heute ist es berechtigte Ablehnung imperialer Träume, die auch Méliès’ Landsleute prägt, die Air-Musiker Nicholas Godin und JB Dunckel. Mit ihrem – erstmals auf dem Cannes-Festival vorgestellten – Soundtrack schlagen sie dennoch martialische Töne an. Ironischerweise sind es nicht sphärische Klänge, sondern „ erdverbundene“ Musik, Bass und Schlagzeug, die das Herz der Stücke ausmachen – als Taktgeber einer Invasion. Tribal Drums instrumentieren den „Astronomic Club“ der rauschebärtigen Forscher, „Sonic Armada“ choreografiert die Kämpfe der Astronauten mit den Seleniten als Action­szene neu, und bei der „Parade“ auf der Erde erklingen auch keine Fanfaren, sondern linkische Herzschlagrhythmen. Air ist mit ihrem knapp über 30-minütigem Soundtrack zweierlei gelungen: Sie deuteten einen Klassiker durch das Mittel nachträglicher Filmmusik, durch desillusionierend klingende Melodien, komplett um. Und, viel wichtiger: Sie beerdigen ihre eigenen Mondfantasien. Den süßen Traum jener Moon Safari, der ihnen einst den Welterfolg bescherte. Willkommen im Krieg.“ (ME-Redakteur Sassan Niasseri)

Die Antwoord – Ten$ion
Gnadenlos bescheuert oder total abgefahren? Die Diskussionen um die Rap-Rave-Crew werden weitergehen.  – Das System kann ruhig bleiben, denn es garantiert Party, Party und nochmals Party. Davon verstehen Die Antwoord wirklich was. Der alte Bollywood-Trick, der vor Jahren mal im HipHop in war? Unter die Gürtellinie zielende Ausfälle eines Eminem? Der beharrlich wie im Dancehall bouncende Beat eines Diplo? Der minimale Sound, den sich die Neptunes für Snoop Dogg ausgedacht hatten? Alles dabei in diesem „feelgood gangster shit“ (O-Ton), zu dem Ninjas MC-Partnerin Yo-Landi zwischendurch mit niedlicher Kinderstimme das ungezogene Mädchen gibt. Im Grundsatz hört sich alles wie gehabt an, nur eine Spur souveräner als beim ersten Mal. Die These einiger Leute, dass sich Die Antwoord so schnell von der Bildfläche verabschieden, wie sie erscheinen sind, wird sich nicht bewahrheiten. (ME-Autor Thomas Weiland)

Die Aeronauten – Too Big To Fail

G
Goldfrapp – The Singles

L
Lindstrom – Six Cups Of Rebel

M
McCartney, Paul – Kisses On The Bottom

C
Christy & Emily – Tic-Tac-Toe
Der erste Song auf dem dritten Album von Christy & Emily heißt wie das erste Album des Brooklyn-Duos aus dem Jahr 2007: „ Gueen’s Head“. Soll das nach dem Normalfolk der zweiten Platte No Rest (2009) eine Rückkehr zu der Avant-Kammermusik des Debüts signalisieren? Teilweise. Tic-Tac-Toe, wieder produziert von Klangbad-Chef und Faust-Gründer Hans Joachim Irmler, hat ein paar gute Kniffe aus der elektro-akustischen Trickkiste auf Lager. Wenn die gesampelte Ambience in den Bandschleifen unserer Imagination zu einem Proto-Elektro-Beat anwächst. „Airport“ ist ein fantastisch zäher Psych-Country-Folker, und manchmal scheinen Christy & Emily unentschlossen zu sein, an welcher Stelle auf dem weiten Feld der Psych- und Folksängerinnen zwischen Grace Slick und Sandy Denny sie sich positionieren sollen. Es scheint aber so, als hätten Christy & Emily sich auf ihrer Suche nach Ambience und Song für Letzteren entschieden. Und sind dabei, ihm noch ein paar nicht so bekannte psychedelische Qualitäten abzugewinnen. (ME-Redakteur Albert Koch)

M
Mark Lanegan Band – Blues Funeral

T
Twiggy – Romatically Yours

U
Ulrich Schnauss & Mark Peters – Underrated Silence