Die 17 UK-Singles, die das Jahr 2005 definierten


Hach, damals: In der Juli-Ausgabe des Musikexpress blicken wir auf die wichtigsten UK-Singles des Jahres 2005 zurück.

2005 ist uns bis heute als das bislang letzte große Jahr des Indierock in Erinnerung geblieben – da schwappte eine Riesenwelle an englischen Bands über den Kanal, die ihre Postpunk-Lessions well gelernt hatten. Deshalb blicken wir zehn Jahre später in der Juli-Ausgabe des Musikexpress darauf zurück, welche 17 UK-Singles das Jahr 2015 definierten.

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The Futureheads – „Hounds Of Love“ (21. Februar 2005)

Eine aufgerockte Version eines bewährten (80s-)Hits stellt dann keine gute Idee dar, wenn ihre Motivation Spott („Smooth Criminal“ von Alien Ant Farm) oder Dollarzeichen in den Augen („Tainted Love“ /„Personal Jesus“ von Marilyn Manson) ist. Was machte die im derben Sunderland-Akzent vorgetragene Bearbeitung von Kate Bushs 1986er-Klassiker nun so besonders, dass der „NME“ sie gleich – neben all den famosen zeitgenössischen Originalen – zum besten Song des Jahres kürte? Sie war viel mehr Umwandlung als Cover. The Futureheads eigneten sich das Stück völlig an, verwirklichten eine originäre Vision von Aufbruch und Lebenslust.

Kaiser Chiefs – „Oh My God“ (21. Februar 2005/Wiederveröffentlichung)

Ursprünglich im Mai 2004 auf dem Indie-Label Drowned In Sound veröffentlicht – und auf einem respektablen Platz 66 gelandet – schrie kurz vor Veröffentlichung des Debütalbums EMPLOYMENT und dem Top-25-Erfolg von „I Predict A Riot“ alles nach einer Wiederveröffentlichung. Und wie die Lads aus Leeds in der nach frühen Beatles-Singles modellierten Bridge schrien bald die Massen: „Oooooo- ohhh…. Oh my God, I can’t believe it!“ Der Song erreichte Platz sechs und etablierte die Band für die nächsten zehn Jahre als Stadionrocker.

Maxïmo Park – „Apply Some Pressure“ (21. Februar 2005)

Der strenge Scheitel, das mysteriöse Notizbuch in der Hand: Frontmann Paul Smith stellte sich mit Instant-Wiedererkennungswert vor. Gepaart mit seinen anfallartigen Tanzzuckungen und diesem verbissenen Gesichtsausdruck, mit dem er den wie ein Drahtseil gespannten Song vortrug, gab es auf Konzerten der Band aus Newcastle kein Stillhalten. Zwei Jahre später steuerte Smith bedenkenlos seinen Gesang für ein Humpa-Cover von Mark Ronson bei.

Razorlight – „Somewhere Else“ (11. April 2005)

Der einzige sehr gute Song der Band erschien als One-off-Single zwischen ihrem okayen Debüt und ihrem banalen Weichspüler-Zweitling, im magischen Jahr 2005. Ein derart euphorischer Mitreißer, dem noch nicht mal die notorisch schlechten Textzeilen „AndI met a girl, she asked me my name. I told her what it“ was etwas anhaben konnten.

The Cribs – „Hey Scenesters!“ (18. April 2005)

Die Band mit den Ramones-Frisuren macht sich auf dieser schlaksigen Hymne über ihre eigenen Hipsterfans lustig. In England längst eine Institution, haben es die Jarman-Brüder nie wirklich aufs Festland geschafft.

Editors – „Munich“ (18. April 2005)

Als der Song, der laut Band außer dem Titel nichts mit der bayerischen Landeshauptstadt zu tun hat, per Re-Release im Januar 2006 ein Top-Ten-Erfolg wurde, hatten die Clubs schon fast ein Jahr dazu getanzt.

Bloc Party – „Banquet“ (25. April 2005)

Im Mai 2004 auf dem Indie Moshi Moshi als Doppel-A-Seite mit „ Staying Fat“ verbraten, wurde die Größe dieses von Paul Epworth produzierten Songs erst ein Jahr später erkannt. Als Re-Release chartete die Single auf Platz 13 im UK und schaffte es auch in den USA und Australien in die Heavy Rotations. Neben dem geläufigen, vorwiegend in Schwarz-Weiß gehaltenen Video kursiert noch ein alternativer Clip, in dem riesige Frauenhände die Band angreifen und ihnen schließlich das Equipment zerstören.

Art Brut – „Emily Kane“ (2. Mai 2005)

Herzergreifend, wie Eddie „Yes, this is my singing voice“ Argos bei Livedarbietungen dieser Ode an eine verlorene Geliebte die im Text festgehaltene Aufstellung „I’ve not seen her in ten years, nine months, three weeks, four days, six hours, thirteen minutes, five seconds“ fortsetzte. Während der deutsche „Rolling Stone“ die Band aufs Cover hievte, gelang keinem der Alben von Art Brut der Einzug in die britischen Top 100.

Brakes – „All Night Disco Party“ (13. Juni 2005)

Ihrer bizarren, unter 30 Sekunden langen (und dennoch im UK gecharteten!) Debütsingle „Pick Up The Phone“ ließ die Band einen waschechten Hit für die Indie-Disco folgen: Immerhin blieb der Text über Croque monsieurs und madames schön gaga.

Hard-Fi – „Hard To Beat“ (20. Juni 2005)

So populär war der Sound von 2005, dass er es sogar, noch mehr als ohnehin schon auf Tanzbarkeit getrimmt, ins Formatradio schaffte. Die Gruppe aus Surrey um den Blickfang Richard Archer war so etwas der Band gewordene Robbie Williams. Auf die konnte sich jeder einigen. Bis alle fünf Singles aus dem Debüt STARS OF CCTV die britischen Top 15 erreicht hatten und Hard-Fi mit dem ideenlosen ONCE UPON A TIME IN THE WEST die Luft ausging.

The Kooks – „Eddie’s Gun“ (11. Juli 2005)

Die Boyband der Szene: Sie zierten europaweit Modestrecken, Sänger Luke Pritchard datete Superstar Katie Melua und ihre Singles landeten verlässlich im Familienradio. „Die Kooks klingen, als würden sie sich bücken und nur darauf warten, von Radio 1 gefickt zu werden“, urteilte damals ausgerechnet Johnny Borrell. Rückblickend seltsam, dass ihr Aufstieg mit einem schmissigen Zweiminüter über Erektionsstörungen beginnen sollte.

The Rakes – „Work Work Work (Pub, Club, Sleep)“ (1. August 2005)

Alan Donohoe, Sänger der 2009 verschiedenen Band, hatte gut aufgepasst im Musik- und Literaturunterricht von Prof. Jarvis Cocker. Seine scharf beobachteten Gesellschaftsanalysen entstanden in trunkenen Pubnächten nach Tagen, die schon im frühen 21. Jahrhundert überfrachtet waren.

Babyshambles –„Fuck Forever“ (15. August 2005)

„They never played this on the radio“, krakeelte Peter Doherty am Ende des Songs mit letzter Kraft. Er sollte gottlob nicht recht behalten. Indie- und Uniradios hätten im Sommer 2005 am liebsten ausschließlich diese Hymne, das „Smells Like Teen Spirit“ der Nullerjahre gespielt. Unzerstörbar wie ihr Schöpfer.

Kaiser Chiefs –„I Predict A Riot“ (22. August 2005/Wiederveröffentlichung)

Das gesunde Maß zu wahren, ist nicht Sache einer Band, die so heißt. Ein Platz 22 für „I Predict A Riot“ im November 2004 war Ihrer Majestät nun nicht mehr genug. Die Single musste noch mal raus – und siehe da: die Gefolgschaft machte ihrem Namen alle Ehre, folgte und kaufte den Song auf Rang neun der britischen Charts. Sechs Jahre später, während der Unruhen in England, er- lebte das Lied über eine ruppige Nacht in Leeds ein Comeback.

The Dead 60s –„Riot Radio“ (12. September 2005/Wiederveröffentlichung)

Vom an „White Riot“ und „This Is Radio Clash“ erinnernden Titel bishin zum Joe-Strummer-Gedächtnis- Kikeriki: Die Liverpooler Ska-Punks verneigten sich hier tief vor ihren Idolen The Clash.

Franz Ferdinand –„Do You Want To“ (19. September 2015)

Nach ihrem Vierfach-Platin-Debüt meldeten sich die Schotten mit einem von Kylie Minogue inspirierten („Lucky, lucky, you’re so lucky“) Song über Analsex zurück (bei der Zeile „Do you wanna go where I never let you before“ sieht man im Kunstsnobs verarschenden Video eine Poritze blitzen) – und einer unwiderstehlich simplen „ Doo-doo“- Melodie.

Arctic Monkeys – „I Bet You Look Good On The Dancefloor“ (17. Oktober 2015)

„Die erste Band, die das Internet groß gemacht hatte“ spielte bereits in ausverkauften 2000er-Hallen, bevor ihre erste Single erschien. Mitte Oktober gab es dann kein Halten mehr. Wie der Nachfolger „When The Sun Goes Down“ stieg „I Bet You Look…“ auf Platz eins im UK ein. Mit dem spartanischen Video im 70s-Look zollten die Sheffielder den Strokes und ihrem ersten Video „Last Nite“ Tribut.