Mit Courage und Klampfe: Dank Dylan, Joan Baez und Pete Seeger blüht das Folkrevival


Pate Seeger, Jahrgang 1919, Ist den Hütern der öffentlichen Moral in der Tat schon lange ein Dorn im Auge. Bereits in den späten 40er Jahren, als er noch, ähnlich wie Woody Guthrie, kreuz und quer durch die Vereinigten Staaten zog und mit seinem Banjo bei Gewerkschaftsfesten auftrat, musste er sich vor dem berüchtigten Senatsausschuss zur Untersuchung „unamerikanischer Umtriebe“ verantworten. Er befand sich dabei in guter Gesellschaft halb Hollywood geriet in jenen Tagen in den Ruch der Kommunistenfreundlichkeit. Seeger indes gab nie klein bei, blieb stur bei seinen Überzeugungen und machte unverdrossen weiter. Als Musiker wurde er vor allem bekannt durch seine Adaptionen von Folksongs wie „Where Have All The Flowers Gone“,“Little Boxes“ und „We Shall Overcome“.

Zu Beginn der 60er Jahre, nach dem Abebben der ersten großen Rockwelle, sind die schlichten, unverfälschten Töne der Folkmusik auf einmal wieder gefragt. Leute wie Seeger, Joan Baez, das Kingston Trio oder Peter, Paul & Mary genießen in Studentenkreisen plötzlich die Popularität von Popstars. Und der gerade 21-jährige Bob Dylan schickt sich im Frühling 1963 an, zum absoluten Megastar des Genres zu werden. Als Baez ihren Boykott organisiert, ist Dylan gerade von einem Englandtrip zurückgekehrt. Er treibt sich in den Cafes des Village rum, schreibt an den Songs für sein nächstes Album, tritt gelegentlich auf und hat als aufstrebender Folk(s)held am 12. Mai gar einen Termin in der berühmten Ed Sullivan Show. Doch dazu kommt es nicht: Bei den Proben zur Show spielt Dylan auch seinen „Talkin‘ John Birch Paranoid Blues“. Als die Redakteure das Lied hören, das sich zynisch mit dem erzreaktionären Ku Klux Klan beschäftigt, bekommen sie kalte Füße. Sie wollen Dylan dazu bewegen, den Song durch einen weniger kontroversen zu ersetzen. Dylan lehnt kategorisch ab, stürmt wütend aus dem Studio und lässt den Auftritt sausen. Als „The Freewheelin'“, Dylans zweites Album, am 27. Mai veröffentlicht wird, ist er schon kompromissbereiter: Den „Talkin‘ John Birch Paranoid Blues“ lässt er auf Betreiben der Plattenfirma im letzten Moment vom Tracklisting entfernen. Aber auch ohne diesen Song steigt Dylan wenig später zum Pop-Messias auf.