Moshpit mit Hornbrille: Bloc Party live im E-Werk Berlin


Traurige Songs waren nicht dabei: Bloc Party am 17. November im Berliner E-Werk

Kapuzenpulli hochgekrempelt, fertig, los: Es ist Samstag Abend, und Bloc Party haben sich in den Kopf gesetzt, den Auftakt für eine Party-Nacht zu geben. Da passt das neue Stoner-Rock-Stück „So He Begins to Lie“ zur Eröffnung natürlich bestens. 

Bis zu tausend Besucher hatten die Veranstalter für das Beck’s-Event in das Berliner E-Werk stopfen wollen, und dementsprechend dichtgedrängt kuscheln jetzt auch die Fans mit den üblichen Adabeis. Vorne, vor der relativ kleinen Bühne, bildet sich recht schnell eine Moshpit, und dass sich darin echte Fans tümmeln, erkennt der Beobachter daran, dass auch beim Pogo die Hornbrille nur widerwillig abgenommen wird.

Die Raumtemperatur steigt bis zum zweiten Stück des Abends, „Hunting for Witches“, auf gefühlte 36 Grad, was aber an einem dermaßen kalten Novemberabend wie diesem genau das Richtige ist.

Traurige Songs, ruft Kele gutgelaunt, gäbe es heute keine. Stattdessen spielen Bloc Party ein gut ausgewogenes Set aus Stücken vom aktuellen Album „Four“ und Klassikern wie „Banquet“. Umso überraschender, dass trotzdem eine der Zuschauerinnen in der ersten Reihe vor Rührung zu weinen anfängt. Das kann Kele, der sich an diesem Abend der Mission „Party“ verschrieben hat, gar nicht mitansehen, und hüpft kurzerhand runter zu der Dame um sie zu trösten. Mit seinem Elan macht er die etwas verhaltene Bühnenpräsenz der Bandkollegen Gordon Moakes, der etwas kränklich aussah, und Gitarristen Russell Lissacks spielend wieder wett. Er arbeitet sich durch sein beeindruckendes stimmliches Spektrum und bedient sich zwischendurch immer wieder seines britischen Humors, wobei er es nicht immer schafft, sich ein Grinsen zu verkneifen: „Wenn wir Bier trinken würden, tränken wir Beck’s.“  Die zweite Rampensau des Quartetts ist Matt Tong, der aber kann hinter seinem Schlagzeug nicht so mit dem Publikum interagieren, wie es vorne an der Bühne möglich wäre.

Die Mission ist geglückt, und mit der Mittanz-Nummer „Helicopter“ und dem atmosphärisch dichten Song „Truth“ entlassen die vier Briten die Zuschauer nach einer zweiten Zugabe aufgedreht in den Abend, der von DJ Kid Simius, im bunten Glitzeranzug hinter seinen Turntables, beschlossen wird.