ME-Interview mit Elizabeth Banks: „Die Rolle der Katniss Everdeen hätte ich auch gemeistert!“


Der „best dressed rebell“ aus Panem im ME-Interview: An einem verregneten Berliner Abend stand uns Elizabeth Banks, die Effie Trinket in „Tribute von Panem“ verkörpert, Rede und Antwort, ehe sie sich auf den Weg zur Premiere des dritten Teils der „Hunger Games“ im Kraftwerk, einem Original-Drehort des Films, machte.

Mit dem Kinostart von „Tribute von Panem: Mockingjay Teil 1“ am 20. November 2014 wird die nächste Ära der sogenannten Hungerspiele um Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) und Peeta Mellark (Josh Hutcherson) eingeläutet. Damit ist die Geschichte jedoch noch nicht zu Ende erzählt.

Nach Vorbild der Roman-Trilogie von Suzanne Collins wurden die Young-Adult-Filme mit Jennifer Lawrence und Josh Hutcherson in den Hauptrollen verfilmt. Der dritte und finale Teil „Flammender Zorn“ bot jedoch genug Stoff für zwei ganze Filme. So können die Fans in „Mockingjay Teil 1“ sehen, wie Katniss Everdeen nach den missglückten Hungerspielen im letzten Teil, „Catching Fire“, im zerstört geglaubten District 13 erwacht. Sie soll nun die Anführerin, der „Mockingjay“, der Revolution werden und alle Districts gegen das Capitol vereinen, in dem Präsident Snow (Donald Sutherland) herrscht. Katniss fühlt sich dieser Aufgabe jedoch nicht gewachsen. Sie erhält dennoch tatkräftige Unterstützung von Plutarch Heavensbee (Philip Seymour Hoffmann), der Kopf hinter der Revolution, dem geläuterten Mentor Haymitch Abernathy (Woody Harrelson) und ihrer Schwester Primrose (Willow Shields).

Trotz der Sorge um Peeta, der im Capitol festgehalten wird, willigt Katniss ein zum Gesicht der Rebellion zu werden. Die quirlige Effie Trinket, die von Plutarch aus dem Capitol gerettet wurde und nun ihr Dasein ohne ihre bunte Garderobe und zahlreiche Perücken fristet, nimmt es zum Ziel, Katniss in den Propos, an das Capitol gerichtete Propaganda-Filme,  im besten Licht dastehen zu lassen. In Katniss sieht die von unmodisch grauen Disctrict-13-Jumpsuits frustrierte Effie eine Freundin und Verbündete.

Für die Verfilmung wurde Elizabeth Banks’ Rolle aufgrund großer Begeisterung bei den Fans erweitert. Dies bedauere die 40-jährige Schauspielerin, Produzentin und Regisseurin auf keinen Fall, wie sie uns im Interview erzählt:

In diesem Teil der Film-Reihe musste sich Effie von Make-Up und schrillen Outfits trennen. Konntest du dich damit gut arrangieren?

Ja, Effie konnte mit sehr wenig Gepäck aus dem Capitol fliehen. Dies war immerhin ein Anfang, an den wir uns konsequent gehalten haben. Sie hat ein einziges Kleid dabei und viele Accessoires wie beispielsweise Sonnenbrillen. Sie will den Bewohnern des District 13 zeigen, dass die Leute aus dem Capitol auch nur einfache Menschen sind. Sobald diese Rebellen das Capitol stürmen, werden sie somit ihre Heimat attackieren. Dies ist für Effie selbstverständlich eine sehr persönliche Angelegenheit. Ich mochte es sehr, wie Effie im District 13 als Repräsentation des Capitols herumläuft.

Wie kam es dazu, dass Effie Trinket im dritten Film – im Gegensatz zum Buch – erneut auftaucht?

Die Produzenten näherten sich mir vorsichtig mit der Idee einer größeren Rolle für Effie in „Mockingjay“, da ihnen bewusst war, dass ich ein großer Fan der Bücher bin. Ich würde die Bücher so belassen wie sie sind und gar nicht erst anrühren. Ich bin immer etwas nervös, dass die Fans keinen Gefallen daran finden werden, doch hierbei war ich mir sicher – die Fans lieben Effie. Im Grunde wurde der Charakter mit dem der Fulvia Cardew verschmolzen. Ihre Rolle im Buch war als Plutarchs rechte Hand angelegt.

Ich liebte es total. Mir gefällt auch die Hintergrundgeschichte dazu: Plutarch rettet Effie aus dem Capitol, da nach dem Tod von Cinna auch ihr Tod nur noch eine Frage der Zeit war, weil sie eine Verbündete von Katniss ist.  So schrecklich Distrcit 13 auch sein mag, sie ist sich bewusst, dass die Flucht ihr Leben gerettet hat.

Es scheint, als wäre mit dem Fehlen des Make-Ups die Einfühlsamkeit und eine Herzenswärme bei Effie eingekehrt.

Ja, so scheint es zu sein. Zum einen hat mich das Make-Up sonst mindestens eine Stunde meines Tages gekostet. Das war also schon mal sehr entspannend.

Wenn wir an den ersten Film zurückdenken, da tritt Effie auf und zieht Namen aus dem Hut – die Namen der Tribute, die bei den Hungerspielen antreten müssen. In diesem Moment ist sie ein Bösewicht. Sie unterstützt Präsident Snow und erst während „Catching Fire“ zeigt sie immer mehr Interesse und Sympathie für die Districts und vor allem für Katniss und Peeta.

Außerdem treffen die Taten des Präsidenten sie auf persönlicher Ebene. Sie versteht so langsam, was vor sich geht und will sich natürlich auf der richtigen Seite platzieren. Es ist ein Leichtes, Effie als oberflächlich und frivol zu bezeichnen, aber auch für sie steht einiges auf dem Spiel und ihr Herz wächst, sie ist sozusagen wie der Grinch.

Es fällt ihr leicht Leute zu beeindrucken, die sie nicht kennt. Doch als sie die Districts durch Katniss und Peeta besser kennenlernt, fällt es ihr schwerer Menschen zu unterdrücken, mit denen sie nun befreundet ist.

Was hältst du von der Aufteilung des dritten Buches „Flammender Zorn“ in zwei Kinofilme? („Mockingjay Teil 2“ kommt 2015 in die Kinos.)

Sobald man ein Buch adaptiert, musst man auf etliche Elemente verzichten, weil diese unmöglich in einem zweistündigen Film Platz haben. „Mockingjay“ (englischer Titel von „Flammender Zorn“) ist solch ein ereignisreiches Buch. Der Krieg beginnt, aber zuerst müssen sie ins District 13 reisen und dann gibt es ja noch Peeta, der als Waffe gegen Katniss eingesetzt wird.

Es ist so interessant, Katniss in ihrer emotionalen Entwicklung zu begleiten, wie sie zu einem Rebellen wird und sich gegen das System auflehnt. Also ist es richtig klasse, vier Stunden statt nur zwei zu haben, um diese Thematik würdig abhandeln zu können.

Die Hungerspiele sind eine perfide und makabre Art von Reality-TV in Panem. Denkst du, so was könnte auch unserer Welt widerfahren?

Was ich total an „Tribute von Panem“ mag, ist, dass in den ersten beiden Teilen die District-Bewohner zu Hause vor ihren Fernsehern sitzen und dabei zusehen, wie sich 24 junge Leute bis zum Tod bekämpfen. Im aktuellen Film ist diese Distanz nun endlich weg. Jeder ist auf eine Art und Weise involviert und die Ereignisse betreffen jeden persönlich. Es herrscht Krieg und die Gewalt hält in der Realität und in den Districts Einzug und nicht mehr nur auf im TV-Gerät.

Dies halte ich für eine wichtige Message im Film. Wir führen unsere Kriege vor Computern und in weit entfernten Ländern, wohin wir Soldaten entsenden und wollen de facto nichts damit zu tun haben. Jedoch sollten wir bedenken, dass dennoch all unsere Leben auf dem Spiel stehen.

Hast du eine Theorie, was zu solch einer dystopischen Welt wie Panem geführt haben könnte?

Oligarchie nennt man das, oder ist es eine reine Diktatur? Schauen wir uns doch mal um, es ist wirklich nicht schwer, diese negativen Tendenzen auf unserer Erde zu entdecken. Suzanne Collins greift eigentlich die gesamte Menschheitsgeschichte in ihren Büchern auf, ob nun die Griechen oder Römer oder die allerersten Zivilisationen. Es ist einfach eine unangenehme Erinnerung daran, dass die Menschheit wesentlich einfacher in solch ein System zu verfallen droht als wir es zugeben wollen.

Blickst du optimistisch in die Zukunft?

Schwer zu sagen, so Fifty-Fifty, würde ich sagen. Die globale Erwärmung ist eine echte Bedrohung und ich denke das wird richtig unangenehm werden.

Katniss Everdeen ist eine starke, weibliche Hauptfigur. Jennifer Lawrence hat sich über die Jahre sehr entwickelt als Schauspielerin. Wie hast du das empfunden?

Ich bewundere Katniss sehr als die große Heldin, die sie ist. Ich selbst wäre liebend gern ihren Weg gegangen. Sie ist eine junge Person, die sich selbst und schließlich ihre Stimme findet, um aufbegehren zu können. Sie versteht endlich, dass sie etwas bewirken kann. Als sie ihre Schwester vor der Teilnahme an den Hungerspielen rettete, löste sie etwas aus in Panem. Da muss ich an große Persönlichkeiten wie Martin Luther King und Ghandi denken, die aus persönlichen Gründen handelten und damit Millionen von Menschen inspirieren konnten. Und Jennifers Entwicklung zu beobachten ist großartig. Sie ist eine großartige Person und so unglaublich lustig.

Stell dir vor, du hättest die Rolle der Katniss Everdeen spielen müssen.

Oh, das hätte ich auch gepackt. Ganz sicher!

Du bist Schauspielerin, Produzentin und hast nun bei „Pitch Perfect 2“ sogar die Regie übernommen. Kannst du sagen, dass du alles erreicht hast, was du dir erträumt hattest?

Nein, ich möchte Julia Roberts sein! Dieses Film-Business hat mich vollkommen fertig gemacht, nun muss mich wieder klarkommen. Du schlitterst nicht in die Film-Welt und spielst sofort Hauptrollen, wobei ich genau das häufiger tun möchte.

Du willst Geschichten erzählen und Rollen spielen, die dich inspirieren und die Zuschauer unterhalten. Ich fühle mich am wohlsten in Komödien. Ich liebe es, ich liebe es Leute zu unterhalten und ich weiß, dass ich lustig bin. Das ist nämlich der Grund, weshalb ich in diesem Film die Effie spiele. Es ist etwas, in dem ich sehr gut bin und es tut mir sehr gut, in dieser Tätigkeit vollkommen aufzugehen und damit Menschen zu erreichen. Das ist der Grund, weshalb ich diesen Job mache. Wobei ich auch nicht leugnen kann, dass ich es mag bewundert zu werden, ich meine, ich bin immerhin eine Schauspielerin.