Kolumne

Nachdenkliche Sprüche mit Bilder: Bite lachen Sie jezt!


Bitte lachen Sie sich jetzt schon mal halb tot! Oder finden Sie’s etwa nicht witzig?

Das kommt davon, wenn man Kinder mit popkultureller Halbbildung auf die Gesellschaft loslässt! Hier wird gerade in der soundsovielten Instanz ein Fall verhandelt: Der Sohn von Urlaubern hatte auf einem Bauernhof „Star Wars“ gespielt, mit einer Zaunstange als Lichtschwert Klingonen bekämpft – und dabei Siloballen zerstochen, die die Klingonen darstellten. Dann schimmelte unbemerkt die Silage, der Bauer verfütterte sie, und am Ende waren 30 Kühe tot. Jetzt zerfleddert man sich vor Gericht, und alles nur, weil dieser Bub nicht wusste, dass es in „Star Wars“ gar keine Klingonen gibt!

Hirnflimmern: Die Kolumne von Josef Winkler
Hirnflimmern: Die Kolumne von Josef Winkler

Zu meiner Zeit hieß das noch „Raumschiff Enterprise“ und „Krieg der Sterne“ – Verwechslung ausgeschlossen, alle Kühe wohlauf. Gut, zu meiner Zeit gab es aber auch noch keine Siloballen. Wir hatten ja nichts, wir mussten uns gegenseitig abstechen!

Apropos Ferien auf dem Bauernhof: Mir ist einmal eine Geschichte über einen norddeutschen Urlauber schon etwas fortgeschrittenen Alters erzählt worden, der am Abend bei seinen alpinen Gastgebern ankam und mit ihnen bei bester Unterhaltung in der Stube noch einen Absacker nahm oder vier. Als er dann in der Frühn wohl noch etwas nebelig von seinem Zimmer herabstieg und schon von der Treppe aus die Leute, mit denen er noch vor Stunden so munter geplaudert hatte, in der Küche in Zungen reden hörte, in guttural verzerrten Ausstoßungen und bizarren Dehnlauten, befiel ihn tiefer Schrecken – und die Gewissheit, in der Nacht einen Schlaganfall erlitten zu haben! Bis dann klar wurde, dass die Leute in Abwesenheit des Preußen einfach in ihrem Heimatdialekt sprachen. Ein bisschen so geht es mir mit einem aktuellen Popkulturphänomen, nur dass ich den Eindruck habe, ich bin der Letzte, der noch KEINEN Schlaganfall hatte, der aber Voraussetzung wäre, um „Nachdenkliche Sprüche mit Bilder“ witzig zu finden.

Seit Mario Barth bin ich einem großen Humorkonsens nicht mehr so ratlos gegenübergestanden. „Aber Josef, du alter Griesgram! Das sind prätentiöse Sprüche mit Tippfehlern drin – so als ob der Typ, der sie aufgeschrieben hat, voll doof wär!!“ Ja, haha, stimmt, das ist in der Tat humoristisches Dynamit – jedenfalls wenn man 1999 bei Verona Feldbusch und „Da werden Sie geholfen“ hängen geblieben ist. Oder wenn man 1999 geboren, mit dem „Dschungelcamp“ aufgewachsen und es gewohnt ist, Humor und Unterhaltung mit dem hämischen Sich-Beömmeln über Dümmere und Schwächere gleichzusetzen.

Ich erkenne keinen Unterschied in der Humormechanik zwischen „Nachdenkliche Sprüche mit Bilder“ und Cindy aus Marzahn, und wenn es Sie interessiert, warum mich das so aufregt, dann hören Sie sich mal das hier an:

Aber vielleicht verschwindet ja dieser ganze Kack samt den Gruselclowns, wenn jetzt Trump besiegt und das Tor zur Hölle wieder verschlossen wird. Äh … Das wurde er doch, oder?