Neu auf Vinyl


So wie der Film „Eraserhead“ zum Verständnis des Gesamtwerks von Regisseur David Lynch beiträgt, so erklärt der zugehörige Soundtrack den Musiker David Lynch, der im Herbst 2011 mit Crazy Clown Time sein spätes Debütalbum als Solokünstler gab. Die Musik von Eraserhead (Sacred Bones/Cargo) wurde von Lynch zusammen mit dem Musiker Peter Ivers und seinem langjährigen Sounddesigner Alan Splet konzipiert. Der Soundtrack zum albtraumhaften Full-Length-Spielfilmdebüt Lynchs aus dem Jahr 1977 enthält zwei unbetitelte Tracks, 20 und 18 Minuten lang. Sie klingen wie eine frühe Studie zu Dark Ambient; es sind klaustrophobische Soundcollagen am Rande der Musique concrète, die immer wieder von Fetzen aus Orgelmusik des Jazzpianisten Fats Waller und von Peter Ivers‘ „In Heaven (Lady In The Radiator Song)“ aufgebrochen werden. Die weltweit auf 1500 Exemplare limitierte Wiederveröffentlichung des Soundtracks kommt mit einem 16-seitigen Booklet, drei Drucken mit Motiven aus dem Film, einem Downloadcoupon sowie einer Bonus-7-Inch mit Ivers „In Heaven“ sowie der neu entdeckten Aufnahme „Pete’s Boogie“ auf der B-Seite.

Wenn in gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen die Sprache auf Jimi Tenor kommt, antworten die Angehörigen der gewöhnlich gut unterrichteten Kreise meistens mit einem ungläubigen „Den gibt’s noch?“. Und wie es den finnischen Musiker noch gibt, genau genommen war Jimi Tenor niemals weg. Nur ist er aus dem Fokus verschwunden, seitdem er sich nicht mehr für technoides Easy Listening zuständig fühlt, sondern für Afrobeat im weitesten Sinn. Wir erinnern an das Album Inspiration Information 4, seine großartige Zusammenarbeit mit dem legendären Schlagzeuger Tony Allen aus dem Jahr 2009. Und an die beiden Platten, die er mit Kabukabu, einer Gruppe westafrikanischer Musiker, die in Berlin lebt, aufgenommen hat. The Mystery Of Aether (Kindred Spirits/Alive) ist die dritte Zusammenarbeit von Jimi Tenor And Kabukabu. Es ist geradezu beängstigend, wie die Musiker den Afrobeat der Fela-Kuti-Tony-Allen-Schule interpretieren und rekonstruieren. Plus space-funkige Einlagen auf der Orgel und dem Tenorsaxofon von Jimi Tenor.

Ganz abgesehen davon, dass jeder Musikhörer, der mit einem Funken Anstand ausgestattet ist, freiwillig die Vinylvariante des Albums Jiaolong (Jiaolong/City Slang/Universal) von Daphni kaufen sollte, bietet die Doppel-LP neben der Musik einen weiteren Vorteil. Der (fast schon obligatorische) Downloadcode ist auf einer Karte abgedruckt, die nicht nur zu 100 Prozent aus Recyclingmaterial hergestellt ist, sondern in die auch noch der Samen von Feldblumen eingearbeitet ist. Das heißt, wenn die MP3s heruntergeladen sind, kann man – nicht unbedingt jetzt, aber vielleicht in vier Monaten – die Karte in den Blumenkasten auf dem Balkon stecken und beobachten, was sich da so alles entwickelt. Daphni ist übrigens das ganz großartige Electro-Afro-Funk-House-Projekt von Dan Snaith, den man wahrscheinlich besser unter dem Namen Caribou kennt.

Die Vinyl-Ausgabe von Shields (Warp/RoughTrade), dem vierten Album der Folk’n’Art’n’Indie-Rocker Grizzly Bear aus Brooklyn, ist ein typisches Beispiel eines Fan-Item, das sich wahrscheinlich auch solche der Band wohlgesonnenen Menschen besorgen werden, die über keinen Plattenspieler verfügen. Und sich in abesehbarer Zeit auch keinen anzuschaffen gedenken. Fettes 180-Gramm-Doppelvinyl im Klappcover mit Downloadcode. Das macht was her.

Weitere Neuerscheinungen:

Bambounou – Orbiting (2 LPs)

Paul Banks – Banks

The Beatles – Vinyl Box Set (16 LPs)

Tim Burgess – Oh No I Love You (2 LPs)

Clinic – Free Reign

Andreas Dorau – Demokratie

Andreas Dorau – Ärger mit der Unsterblichkeit

Ecke Schönhauser – Input

El Perro Del Mar – Pale Fire

Fake Blood – Cells (2 LPs)

Fink – Wheels Turn Beneath My Feet (2 LPs)

Fraktus – Millennium Edition (3 LPs + CD)

Wanda Jackson – Unfinished Business

Kluster – Schwarz (Eruption)

Madness – Oui, Oui, Si Si, Ja, Ja, Da, Da

Beth Orton – Sugaring Season

Palais Schaumburg – Palais Schaumburg (2 LPs + CD + 7″)

Conrad Schnitzler – Consequenz

Conrad Schnitzler – Con 3

Soundgarden – King Animal

Scott Walker – Bish Bosch (2 LPs)

Woven Hand – The Laughing Stalk

Vitalic – Rave Age (2 LPs)

Neil Young & Crazy Horse – Psychedelic Pill (3 LPs)