Neu im Kino: Weltuntergang mit dem „Snowpiercer“ und „Noah“, Sadomaso mit Lars und Selbstmord à la Nick Hornby


Diese Woche haben nur Hornbys Selbstmörder was zu Lachen: Ansonsten wird’s düster!


Film der Woche: „Snowpiercer“

Science Fiction – SK, USA 2013, Regie: Bong Joon-ho, Darsteller: Chris Evans, Tilda Swinton, John Hurt

Während Darren Aronofsky das Antlitz der Erde durch die große biblische Flut bereinigen lässt, setzt Südkoreas Meisterregisseur Bong Joon-ho in dieser Adaption einer französischen Graphic Novel auf eine neue Eiszeit. Die hat der Mensch selbst verschuldet, als er in den Klimakreislauf eingreifen wollte. Weshalb es ganz schnell ganz bitterkalt geworden ist und lediglich ein Häuflein Menschen im titelgebenden Zug zu überleben gelernt hat. Auch hier herrscht Jahrzehnte nach der Katastrophe – der Zug umkreist stoisch Jahr um Jahr die Erde  – Eiseskälte. Allerdings ganz emotionaler Natur. Denn das Leben im Zug folgt den Gesetzen von Globalisierung und Reich-Arm-Gefälle.

Sprich: Während im eindrucksvoll ausgestatteten vorderen Teil des Zuges ein dekadentes Leben in Saus und Braus geführt wird, sind die verarmten und verrohten Bewohner des hinteren Zugteils zur Ausbeutung und zum Abschuss freigegeben. Noch! Denn mit Chris Evans‘ Curtis schwingt sich ein junger Revolutionär, unterstützt von Sidekick Edgar (Jamie Bell) und dem weisen Gilliam (John Hurt), dazu auf, das Sozialgefälle mit Waffengewalt auf den Kopf zu stellen. Die Revolution aber, die er anzettelt, frisst nicht nur ihre Kinder, sie stellt auch den letzten Rest Menschlichkeit in Frage, der den Überlebenden noch geblieben ist.

Inszeniert hat das Joon-ho nicht nur mit westlicher Starpower und westlichen Geldern, sondern auch mit dem richtigen asiatischen Gespür für düstere Brachialaction, die immer wieder für eindrucksvolle Kontrapunkte zum spektakulär in Szene gesetzten Set-Design sorgt. Das Ergebnis ist nicht nur einer der besten Science-Fiction-Filme der jüngeren Vergangenheit, sondern auch der vielleicht düsterste und nihilistischste. Weshalb Hollywood-Mogul Harvey Weinstein den Film als „zu intelligent und düster“ am liebsten nur umgeschnitten und gekürzt in die Kinos gebracht hätte. Ein Glück, dass Bong Joon-ho seiner Vision treu geblieben ist. Für uns und für das Genre als Solches.

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Außerdem in den Kinos und mit einem Ein-Satz-Schnellcheck aufgeführt:

NOAH

Bekannte Namen: Darren Aronofsky, Russell Crowe, Jennifer Connelly
Nach ihm die Sintflut: Darren Aronofsky legt sich mit orthodoxen Christen an und liefert zumindest mutiges Spektakelkino.
Gehen wir rein… weil wir nach all den Diskussionen wissen wollen, was dran ist.

AUGE UM AUGE

Bekannte Namen: Christian Bale, Casey Affleck, Woody Harrelson
Düsteres und brillant gespieltes Thrillerdrama, das als „Out Of The Furnace“ international für Furore sorgte.
Gehen wir rein… wegen Christian Bale, Casey Affleck, Woody Harrelson

A LONG WAY DOWN

Bekannte Namen: Nick Hornby, Pierce Brosnan, Imogen Poots
Auf Romcom gebürstete Tragikomödie nach Nick Hornby, die sämtliche Tragik komödiantischem Einerlei opfert.
Gehen wir rein… weil Imogen Poots das Eintrittsgeld wert ist.

NYMPHOMANIAC 2

Bekannte Namen: Lars von Trier, Charlotte Gainsbourg, Jamie Bell
Nach der Lust kommt die Last: Düster kaputter Abschluss dessen, was als höchst unterhaltsames Provokationstheater begonnen hatte.
Gehen wir rein… wenn wir die nächsten Wochen ohnehin sexuell enthaltsam leben wollten.