Neue Zeiten, gute Zeiten


Für Soffy O ist das ganze Leben eine Seifenoper. In ihrem Leben beginnt gerade eine neue Staffel.

„Ganz ehrlich, ich kenne gar keine Seifenopern“, gibt Sophie Larson-Ocklund zu. „Natürlich hab ich als Kind ,Dallas‘ gesehen, Serien die meine Oma geschaut hat, aber moderne Soaps kenne ich nicht. Ich habe keinen Fernseher.“ Wie eine haltlose Vermutung wirkt unter diesen Voraussetzungen der Titel ihres neuen Albums : LIFE‘S A SOAP. Doch die Schwedin weiß ihr Werk durchaus zu verteidigen: „Es geht um diese typischen Geschichten, wie sie nur das Lebens schreibt, die kleinen Dramen. Ich habe eine rege Fantasie. Ich beobachte Menschen, achte auf ihre Verhalten und denke mir dazu Geschichten aus.“Zehn dieser Geschichten brachte Soffy O zu Papier, die befreundete Musiker Hector de Guerre (Nom de Guerre) und Manne Svensson (The Flare-Up!) lieferten den musikalischen Unterbau. „Wir kennen uns schon seit Jahren, noch aus Tok Tok Zeiten“, erzählt Soffy O. Doch beim neuen Album wollte sie einen Schritt nach vorne machen, weg vom Dancefloor, der Wodka-Redbull-Ästhetik. Weniger Elektronisches, mehr Songwriting. Tok Tok war gestern. „Ursprünglich wollten wir das gesamte Album ausschließlich mit echten Instrumenten aufnehmen, haben die Idee aber nach einer Weile verworfen. Es klang einfach nicht so, wie wir es uns vorgestellt hatten.“ Ganz ohne Elektronik geht es dann eben noch nicht. Doch dienen Synthesizer und Drumcomputer dieses Mal nicht als stilprägendes Mittel, kein Diskogestampfe, keine schmissigen Hooklines, um die sich der Rest des Songs formiert. Im Mittelpunkt stehen Songwriting – Diskopop der späten 1970 Jahre, so wie es der späte 1980er Giorgio Moroder produzieren würde, lebte er im Berlin der Nullerjahre – und Soffys Geschichten über das Leben mit der Musik und Ferienliebe.Immer noch bleibt der Musik ihre Naivität und Unschuld erhalten, doch ist sie erhabener, gehaltvoller. Erwachsen eben. Sie hat sich weiterentwickelt, wie Sophie selbst. Die hat eine neue Phase ihres Lebens begonnen und nach über zehn Jahren Berlin den Rücken gekehrt, um in ihre Heimat Schweden zurückzuziehen. „Ich bin zu alt für Berlin“, sagt sie. „Hier in Schweden haben ich ein Haus direkt am Wasser. Das ist jetzt genau das richtige für mich.“

Christian Stein – 29.07.2010