Rauchende Erlöser und Manufaktum für die Ohren – die Alben der Woche


Hier sind die Alben der Woche vom 21. bis zum 27. Januar. Mit Jake Bugg, Everything Everything und Tocotronic.

Album der Woche: Jake Bugg – Jake Bugg

Glück ist eine rostige Gitarre. „Gonna sing you an old country song, from the heart, from the strings of this old rusty guitar“, knödelt Jake Bugg. Man fragt sich einiges, wenn man das hört: Können Gitarren rosten? Wieso ist ein 18-Jähriger so fasziniert vom Alter? Weshalb feiert alle Welt ihn wie einen Erlöser? Warum feiert man im Geiste mit? Wieso, weshalb, warum? Jake Bugg blickt einem mürrisch rauchend von seinem Debüt­album entgegen, zünftig mit Gitarrenkoffer. 14 Songs hat er geschrieben und gesungen, und kein einziger ist Schrott, alle sind rundherum gelungen.

Michael Pilz

Arbouretum – Coming Out Of The Fog

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Bauchklang – Akusmatik

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Clyro, Biffy –  Opposites

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Ducktails – The Flower Lane

Ein kleiner Schritt für die popinteressierte Menschheit, ein großer für Matt Mondanile: Der Real-Estate-Gitarrist hat sich auf seinem jüngsten Ducktails-Album vom Verhuscht-Schlafwandlerischen und Skizzenhaften verabschiedet und ist zum klassischen Song konvertiert. Sein Referenzuniversum erweiterte er so ganz nebenbei  um ein paar Galaxien. „Under Cover“ mit den von der Juju Music informierten Klingelgitarren und kurzen Saxofonparts markiert am deutlichsten Mondaniles Aufbruch in die diversen Richtungen. „Timothy Shy“ direkt im Anschluss könnte der Piano-Pop-Soundtrack einer 70er-Jahre-Nachmittags-Soap sein, würde nicht nach zweieinhalb Minuten eine kratzige E-Gitarre den Song von hinten ansägen und irgendwie beschädigt zurücklassen.

Frank Sawatzki

 

Everything Everything – Arc

Einige hatten sich am Anfang mehr erwartet. Die Herrschaften beim Geffen-Label zum Beispiel, sie haben den Vertrag mit der Band nach nur einem Album nicht verlängert. Alle  Singles blieben in den tiefsten Tiefen der britischen Charts stecken, das war der Todesstoß. Nach künstlerischem Eindruck allein geht ja keiner mehr. Aber auf den kommt es bei Everything Everything unbedingt an. Jeder Song ist ein kleines Königreich  für sich. Das ist auch jetzt noch so, da sie es bei einem anderen Major versuchen.

Thomas Weiland

 

Foxygen – We Are The 21st Century Ambassadors Of Peace & Magic

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Adam Green & Binki Shapiro – Adam Green & Binki Shapiro

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Owens, Christopher – Lysandre

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Prag – Premiere

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Tocotronic – Wie wir leben wollen

Manufaktum für die Ohren also. Dabei bezieht diese Musik ihre eigentümliche Spannung aus der paradoxen Verschränkung von konservativem Klangbild und progressiven Texten: „Ich habe mehr als tausend Seiten, ich bin ein fließender Roman“, singt Dirk von Lowtzow, und auf einmal ergibt das alles einen Sinn. Wie es überhaupt zunächst weniger musikalische Ideen als immer wieder einzelne Textzeilen sind, die beim Hörer hängen bleiben: „Um mich soll’s nach Erdbeeren riechen“ oder „Sieh mich an, ich bin ein bleicher Mann der tanzt“ oder „Alles detoniert nach innen“ oder „Warte auf mich auf dem Grund des Swimming Pools“ sind funkelnde Sentenzen, die, einmal gehört, gleich auch die Melodie mitliefern. Beide Bereiche, das stets routiniert Gespielte und das manchmal maniriert Gesungene, stützen sich gegenseitig. Dass es inhaltlich diesmal um die ebenfalls miteinander verschränkten Themen Körper und Befreiung geht, darf im metaphorischen Reichtum dieser Texte getrost untergehen. Tocotronic präsentieren sich als stolzes Flaggschiff unter vollen Segeln, die Laderäume prall gefüllt mit spekulativer Poesie, aber auch literarischer Ausbeute von Robert Musil bis Ernst Jünger. Es gibt viel zu tun. Hören wir es uns an.

Arno Frank

 

Veto – Sinus Point Break