Foals, Jim James und Darwin Deez – die Alben der Woche


Begrüßungs-Watschn und jugendliche Dringlichkeit: Unsere Alben der Woche vom 2.-8. Februar


Unser Album der Woche: HOLY FIRE von Foals

Was auch immer man jetzt von den Aussagen mitgenommen hat, die seit Ende August über das neue Foals-Album herumschwirrten, oder in welchen musikalischen Sumpf man HOLY FIRE prophylaktisch bereits verortet hat. Vergesst es. So klingt das Album nicht. Wer sich früh genug darauf eingestellt hatte, dass Foals, die einstige Vorzeigeband des verspielten Math-Rock, für ihr drittes Album auf die Feststelltaste hauen und dann „Pop“ tippen, kann sich freuen. HOLY FIRE verlässt sich nicht mehr auf die jugendliche Dringlichkeit des fünf Jahre alten Erstlings und ist auch nicht mehr so subtil melancholisch wie der Nachfolger. Stattdessen gibt sich die Band als eine mit Plan. Oxford haben sie zu großen Teilen hinter sich gelassen, die Musik kommt jetzt vornehmlich aus London. Foals wissen, wo sie hinwollen – und das ist mit großer Pop-Gewalt in jedes erdenkliche Ohr. (Christopher Hunold) – zur gesamten Review

Darwin Deez  – SONGS FOR IMAGINATIVE PEOPLE

Von der Begrüßungs-Watschn („Are You Sick Of Not Existing“) bis hin zur tröstlichen letzten Zeile in „Chelsea’s Hotel“ („This is for you“) kitzelt Darwin Deez tradierte Erwartungen an die Popmusik mit immer wieder überraschender Haufenreim-Lyrik, die nur noch rudimentär in Strophe-Refrain-Strophe aufgeteilt ist. Die zehn neuen Songs erzählen uns von der Überwindung des Existenzialismus, aber auch von den Unannehmlichkeiten einer Fernbeziehung trotz Skype-Sessions. Hätte DIY-Musiker Darwin Deez sich nicht nur bei der Abmischung des Albums, sondern auch beim Drum-Programming und den Hintergrundflächen unterstützen lassen – SONGS FOR IMAGINATIVE PEOPLE hätte eine der schönsten Indie-Platten des Jahres werden können. (Andreas Meixensperger) – zur gesamten Review

Jim James – REGION OF LIGHT AND SOUND OF GOD

Manchmal geht es so himmlisch-hymnisch zu wie bei Mercury Rev oder den tiefenentspannten und bekifften Flaming Lips. Wobei der Vintage-Sound der Platte sämtliche Aktualitäten des Pop komplett ignoriert, hier mal einen dezent funkigen Bass („State Of The Art“) verwendet, da die Gitarre verdrogt wie The Bevis Frond anschlägt („ Dear One“) oder mystisch wie in „All Is Forgiven“ klingt. Jim James ist mit der Intention angetreten, ein Album wie aus der Zeit gefallen zu machen. Und das ist ihm sehr beeindruckend gelungen. (Sven Niechziol) – zur gesamten Review

Unknown Mortal Orchestra – II

Ruban Nielson weiß, was er der Hipster-Internationale musikalisch schuldig ist. II wurde von ihm mit zwei Freunden in der Küche aufgenommen und mit allem, was die Lo-Fidelity-Dogmen heute erlauben. Sämtliche aus dritter Hand ersteigerte Effektgeräte lassen die Gitarren psychedelisch leiern und den Schweinerock der Spät­sechziger auferstehen – zwischen einminütigen Geräuschskizzen und Klang­ausflügen von sieben Minuten Länge. Nielson klagt über die Einsamkeit des jungen Großstädters, und auf dem Albumcover schwingt die Okkultistin Janet Farrar ein Zauberschwert. (Michael Pilz) – zur gesamten Review

Diane Weigmann – Kein unbeschriebenes Blatt

Nein, Diane Weigmann ist nicht die deutsche Amanda Palmer. Zwar hat das ehemalige Lemonbaby das neue Album genauso wie die ehemalige Dresden Doll mithilfe einer Crowdfunding-Aktion finanziert, aber da hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf: Weigmann ist nun mal nicht exzentrisch, sondern eher brav, und ihre Musik oszilliert zwischen den nicht eben gegensätzlichen Polen Songwriter-Pop und Pop-Rock. Die Melodien sind meist naheliegend, die Harmonien gut abgehangen und die Instrumentierung immerhin behutsam extravagant. (Thomas Winkler) – zur gesamten Review