Moderne Lemminge auf Instagram – warum uns Promi-Banalitäten so wichtig sind


Seitdem es Instagram gibt, folgen wir Allem und Jedem und das bis zum bitteren Ende. Eine Bestandsaufnahme von Jan Schmechtig.

Wir alle lieben Instagram. Es hat Katzen berühmt gemacht, hatte/hat sein eigenes Nippelgate und wir können einfach Allem folgen. Gerade das ist ja im wahren Leben schon schwer genug. Wir sind quasi Fotolemminge geworden. Ende 2013 waren es rund 55 Millionen Fotos, die täglich (!) hochgeladen wurden. Das sind rund 54 Millionen Katzenfotos und 1 Million Joint-Fotos von Rihanna. Der moderne Fotolemming hat bei der Auswahl seiner Folgeanfragen übrigens keine feste Linie. Allem, was irgendwie skandalös, glamourös, pompös oder auch desaströs aussieht, wird hinterher gerannt.

Ist eigentlich vollkommen egal, was für ein Käse gepostet wird, Hauptsache man ist „live“ dabei. Gründe? Einer ist auf jeden Fall die Identifikation mit Weltstars. Halbfinalspiel Deutschland – Brasilien. Es war ein Fest, Heidi und Naomi getrennt voneinander beim Feiern zu beobachten und zu sehen: Auch die beiden schauten das Spiel im Fernsehen und saßen nicht live in Brasilien. Gut, Naomi Campbell schmiss sich dafür ein bisschen mehr in Schale und hat eigentlich auch keinen Fernseher auf dem Foto, aber über solche unwichtigen Kleinigkeiten können wir hinwegsehen.

Das Outfit stimmte jedenfalls. Topmodel Karen Elson hat zwei Katzen und es war beruhigend, dass sie, von ihrem Louis-Vuitton-Schal als Decke mal abgesehen, zwei ganz normale Pussies hat wie du und ich. Zweiter wichtiger Punkt: Dazugehörigkeit. Durch einen Klick ist man sozusagen mit in der virtuellen Entourage von Justin Bieber, Cara Delevingne, Kim Kardashian oder sonstwem. Man darf annehmen, dass falls die Following-Anfragen tatsächlich irgendwann mal von den Promis (bzw. ihren Assistenten) geprüft werden sollten, sich die Anzahl der Follower auf ein Drittel minimieren würde.

Aber solange dies noch nicht der Fall ist, kann man ein bisschen High Society durch die Instakanäle schnuppern und sich beim Anschauen des achtzehnten Selfies in einem Luxushotel oder an einem Traumstrand denken: Das like ich mal, dann sieht XY, dass mir das gefällt. Natürlich ist das so gut wie jedem Promi ziemlich egal (außer Lady Gaga vielleicht, die schreibt dann einen Song darüber).

Ich habe mir neulich mal überlegt, ob Naomi Campbell meinen Instagram-Account durchklickt, wenn sie zum Beispiel auf Klo ist oder bei der nächsten Shootingpause ein bisschen Langeweile hat. „ Oh, look, that’s that German guy that is writing for Musikexpress.de. He always has sooo funny pictures I could die.“